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Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Breuer
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untersuchen lassen.«
    Stephan nickte. »Gut. Bin sehr gespannt, was das ergibt. Bist du sicher, dass die beiden Nachrichten und das Bild gleichen Ursprungs sind?«
    »Kann ich mir gar nicht anders vorstellen. Diese Dinge tauchen gleichzeitig auf, dabei die Hinweise auf Gerda. Das hängt mit Sicherheit zusammen.«
    »Klar.«
    Wieder entstand eine Pause. Keiner der beiden wusste, was er noch hätte sagen können. So war es irgendwann an Stephan, sich zu verabschieden. »Na denn, ich bin dann mal wieder weg. Ich hoffe, du hältst mich auf dem Laufenden. Also, sobald du etwas erfährst, wegen dem Bild oder so ...«
    »Ja, ich melde mich bei dir«, sagte Lorenz und folgte seinem Sohn zur Tür. Als diese sich hinter Stephan geschlossen hatte, fiel dem Alten auf, dass sie sich nicht einmal die Hand gegeben, geschweige denn sich umarmt hatten. Lorenz fühlte sich sehr müde. Er beschloss, sich ein wenig hinzulegen. Bis zum Abendessen war noch Zeit, und wenn er es sich recht überlegte, würde er es auch nicht bedauern, dieses zu verschlafen.
    Das Telefon klingelte und brachte Lorenz automatisch in die Höhe, noch bevor er wirklich aufgewacht war. Er stieg aus dem Bett und nahm das Handy zur Hand. Doch da tat sich nichts. Jetzt wurde er wacher und merkte, dass es der Apparat auf dem Schreibtisch war, der sich meldete. Er nahm den Hörer ab. »Bertold.«
    »Guten Abend, Herr Bertold«, meldete sich eine brüchige Stimme. »Frau Wedeking, von der Rezeption. Hier ist ein Herr Naas, der Sie besuchen möchte.«
    »Dann soll er kommen«, brummte Lorenz und legte auf. Danach erst begann er zu überlegen, ob die alte Wedeking, die etwas dement war und nur selten die Rezeption übernahm, überhaupt in der Lage sein würde, dem Besucher den Weg zu seinem Zimmer zu erklären. Vielleicht hatte er durch die unvermeidlichen Verwirrungen auch etwas Zeit gewonnen, um sich frisch zu machen. Mit etwas kaltem Wasser im Gesicht und ein paar Kniebeugen wäre er auf den unerwarteten Besuch sicher vorbereitet. Das Wasser tat ihm gut, die Idee mit den Kniebeugen verwarf er jedoch wieder.
    Schneller als erwartet klopfte es an der Tür. Wilhelm Naas brummte etwas, das sich wie »N’abend« anhörte, und trat durch die Tür, die Lorenz ihm wortlos geöffnet hatte. Naas blieb mitten im Raum stehen, sah sich kurz um und sagte: »Dat is jetz scheiße jelaufen, weeßte.«
    »Nee, ich weiß nicht«, entgegnete Lorenz. »Was ist schlecht gelaufen?«
    »Mit deiner Buddelei«, knurrte Naas. »Jetzt darf ich nicht weiterbaggern, wisst ihr, wat mich dat kost?«
    Lorenz war nicht erstaunt, Wilhelm Naas jetzt plötzlich ein halbwegs verständliches Deutsch sprechen zu hören. Offenbar ging es um Geld, und da konnte ein Eifelbauer immer ungeahnte Register ziehen.
    »Wer hat denn die Arbeiten verboten?«, wollte Lorenz wissen.
    »Stell dich ja nicht so blöd«, maulte Naas. »Du hast mir doch diese Arschäologen geschickt, oder etwa net?«
    Lorenz erinnerte sich, wegen des Fundes mehrere Telefonate geführt zu haben. Niemand wollte sich zuständig fühlen, daher war er überrascht, dass jetzt offenbar doch rasch etwas geschehen war.
    »Ich habe keine Ahnung, welche Leute da bei dir sind«, meinte er.
    »Da ist so ein bekloppter Professor, der sacht, ich darf den Bagger erst mal nicht bewegen, bis er mehr weiß«, entgegnete Naas. »Aber so locker jeht dat bei mir net. Net mit mir! Ich heiß Wilhelm, weil ich vom stärke Helmes abstamm! Der hat auch keinen an sein Land jelassen!«
    »Du stammst von Wilhelm dem Zweiten ab?«, fragte Lorenz ungläubig. »Diese Linie ist doch ausgestorben?«
    »Pah!«, machte Wilhelm Naas, erklärte sich aber zu seiner Abstammung nicht weiter. Und auch Lorenz ging nicht näher darauf ein, sondern erklärte: »Und das mit deinem Stall würde ich mir sowieso noch mal gut überlegen. Wenn bei dir das antike Schlachtfeld gefunden wird, wo unsere Vorfahren die Römer in den Arsch getreten haben, dann wird das berühmt. Stell dir mal vor, diese siegreichen Germanen, lange vor dem doofen Teutoburger Hermann, das waren doch unsere Jungs!«
    Naas winkte ab, aber seiner Miene war anzusehen, dass er sich auszumalen begann, wie man mit dieser Sache Geld verdienen konnte. Lorenz stellte sich vor, wie der alte Bauer gerade im Kopf den Tageserlös einer Milchkuh gegen das Geld rechnete, das man einem durchschnittlichen Touristen abmelken konnte. Naas ließ sich nicht anmerken, zu welchem Ergebnis er gekommen war. Aber er schien der Sache einen neuen

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