Nach alter Sitte
doch entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ließ er ausnahmsweise mal einen Scherz ungesagt und antwortete stattdessen: »Ich auch nicht. Vor allem nicht ohne Schutz.«
»Keine Angst, ich verhüte«, sagte sie. Benny grinste etwas schief. »Ehrlich gesagt, dachte ich jetzt auch eher an HIV oder so. Das ist mir ein bisschen peinlich.«
Sie küsste ihn und begann sich anzuziehen. »Da kommt der Pfleger durch, was? Wir sind doch keine Risikogruppe. Wenn du magst, gehen wir zusammen zum Blutspenden, da wird doch immer auch ein Test gemacht.«
»Ooch, das würde auch unsere Frau Doktor Zyankali machen. Aber mit dir zusammen Blut spenden gehen, fänd ich auch schön«, sagte Benny, um der etwas unromantischen Wendung, die das Gespräch genommen hatte, wieder etwas Positives zu geben.
»Du bist süß«, sagte Vera, und Benny musste einen Moment überlegen, bis er beschloss, dies gut zu finden.
»Morgen muss ich früh raus«, sagte Vera dann, und Benny wusste, dass sie damit das Ende ihres Beisammenseins einläutete. »Professor Gräbeldinger will mich immer als Erste an der Grabung sehen. Ich bin ja auch die Einzige, die schon Praxiserfahrung in der Feldforschung hat. Die anderen sind alle ganz frisch.«
»Ich find dich aber auch ziemlich frisch«, warf Benny ein. »Aber ist das denn üblich, mit einer Horde Erstsemester anzurücken?«
»Zweitsemester«, lächelte Vera. »Es ist Sommer. Aber du hast recht, üblich ist das nicht. Liegt wohl daran, dass der Prof kein erfahrenes Team bekommen hat, weil sich keiner so wirklich für dieses antike Schlachtfeld interessiert. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das hier was bringt.«
»Warum?«
»Weiß nicht«, grübelte Vera. »Der Gräbeldinger ist ja optimistisch, aber die bisherigen Ergebnisse sehe ich nicht so. Die Funde, die Erdbeschaffenheit, ich weiß nicht. Aber es ist schon spannend, und es macht Spaß.«
»Find ich auch«, grinste Benny und zog sein Shirt über.
»Und meine Grabung war zumindest äußerst erfolgreich, wenn ich das so in aller Bescheidenheit sagen darf.«
»Du bist frech«, lachte sie und gab ihm mit der flachen Hand einen Klaps auf die Stirn. »Fährst du mich noch in die Pension?«
»Wo bist du untergebracht?«
»Ich habe ein Zimmer in der Blenser Bauernstube . Echt praktisch, so nah hier vor Ort. Hat mein Prof arrangiert, die haben da nur ganz wenige Zimmer, die anderen Studis haben direkt hier in Blens nix bekommen.«
»Da fahre ich sowieso vorbei«, meinte Benny und suchte seine restlichen Sachen zusammen, die um die Bank verstreut im Gras lagen und mittlerweile klamm geworden waren. »Was für ein Glück, dass die Nacht nicht so kalt ist«, meinte er und beschloss, die feuchte Hose gar nicht erst anzuziehen.
Der Transporter rollte um die Ecke. Vera Distel sah, wie Benny ihr zuwinkte. Sie warf ihm einen Kuss zu. Dann blieb sie noch einen Moment in der menschenleeren Gasse stehen, lauschte dem Motorengeräusch, hörte den Wagen über die Rurbrücke fahren, dann wurde es leiser und leiser. Oben auf der Landstraße glaubte sie, den beschleunigenden Bus nochmals zu hören, doch sicher war sie sich dessen nicht. Dann war es endgültig still. Tief atmete sie die frische Nachtluft ein. In der Tasche fühlte sie den kleinen Schlüssel, mit dem sie die Tür zum Gästehaus des Restaurants aufschließen konnte. Vera wollte aber noch nicht auf ihr Zimmer. Sie war ein wenig verwirrt wegen dem, was sie eben getan hatte, und genoss die nächtliche Stille auf der Dorfstraße. Benny musste sicherlich denken, dass sie ständig solche schnellen Abenteuer suchte. Dabei hatte sie schon seit ein paar Wochen überhaupt nichts in dieser Richtung unternommen. Nun ja, mehr als ein paar Wochen waren es tatsächlich nicht, aber das kannte sie von einigen ihrer Freundinnen auch anders. Sie wusste um ihre Attraktivität und hatte mehr Mühe, die dauernden Anmachversuche der Männerwelt abzuwehren, als umgekehrt einen Partner zu finden. Doch dieser Junge hatte ihr gleich gefallen. Humor hatte er, und sehr sportlich war er auch. Vera seufzte. Jetzt würde sie aufs Zimmer gehen, sich nur noch schnell den Staub vom Körper duschen und ins Bett gehen, um morgen früh frisch und ausgeruht zu sein. Wenn sie nicht den Schmutz aus der Baugrube an sich gehabt hätte, hätte sie gerne auf die Dusche verzichtet. Auf ihrer Haut lag eine Ahnung von Bennys Körper, die hätte sie gerne mit ins Bett genommen.
Sie seufzte nochmals und nahm den Schlüssel aus der Tasche. Die Tür
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