Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nach dem Amok

Titel: Nach dem Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriam Keil
Vom Netzwerk:
hat sogar gesehen, wie du mit dem Kerl Händchen gehalten hast!«
    Er sieht so wütend aus. Ich möchte die wütende Stelle zwischen seinen Augenbrauen berühren und glatt streichen.
    Â»Das ist nicht wahr! Sandra lügt!«
    Â»Ja, klar, alle haben sich gegen dich verschworen.«
    Â»Nicht alle, aber Sandra intrigiert die ganze Zeit! Du willst das einfach nicht sehen. Du glaubst ihr eher als mir. Seit der Sache mit dem Handyfoto misstraust du mir.«
    Janniks Augen verengen sich. So hat er mich vorher noch nie angesehen. Als wäre ich sein Feind.
    Â»Du willst mir also immer noch weismachen, das Foto sei ganz harmlos? Erzähl mir doch nichts! Wahrscheinlich hast du dich nur dann mit diesem Typen getroffen, wenn du dir sicher warst, dass ich nicht in der Nähe sein kann!«
    Â»Spinnst du jetzt komplett?«
    In meinem Kopf geht alles durcheinander. Ich kann nicht fassen, dass Jannik mir so ganz und gar nicht mehr vertraut.
    Â»Hast du wegen ihm plötzlich so gute Laune?«
    Â»Die gute Laune habe ich doch nur für dich! Damit du dich wieder wohl mit mir fühlst!«
    Er sieht mich zuerst ungläubig an, dann entgeistert. Allmählich scheint er zu begreifen.
    Â»Also hast du mir neulich im Schwimmbad bloß vorgespielt, dass es dir besser geht? In Wirklichkeit hat sich gar nichts verändert?«
    Â»Ja, verdammt!«
    Einen Moment lang mustert er mich ratlos. Dann seufzt er.
    Â»Okay. So macht das alles keinen Sinn. Es ist vorbei, Maike.«
    Â»Was meinst du damit?«
    Â»Es ist aus zwischen uns.«
    Â»Du machst Schluss mit mir?«
    Unter mir ist kein Boden mehr. Wie im Freibad, nur anders. Alles ist jetzt taub, nicht nur meine Haut.
    Â»Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Du hast wahrscheinlich einen anderen. Und selbst wenn nicht, du spielst mir etwas vor. Statt an dir zu arbeiten und dich endlich auf die Therapie einzulassen, ziehst du es vor, mich anzulügen.«
    Â»Ich habe das doch getan, um uns eine Chance zu geben!«
    Â»Eine Chance kann man nicht auf einer Lüge aufbauen.«
    Â»Du machst Schluss wegen ein paar Tagen, in denen ich nicht ganz ehrlich zu dir war?«
    Â»Das ist nicht der Hauptgrund. Es gibt viele Gründe, warum das mit uns nicht mehr funktioniert. Du steckst seit Ewigkeiten in einem Loch und willst dir nicht helfen lassen. Jedenfalls nicht von mir. Vielleicht hilft dir ja dieser Ben. Du siehst Verschwörungen, wo keine sind, und willst mir meine Freunde abspenstig machen. Ich habe deine Launen und Ängste wirklich lange ertragen, weil ich dachte, es wird irgendwann besser, aber jetzt kann ich nicht mehr. Ich war gestern bei Felix. Andi und Sandra waren dieses Mal mit dabei. Felix war nicht sehr glücklich darüber. Verstehst du, alles ist total kompliziert geworden. Er erträgt seine Freunde nicht mehr, weil wir alle nicht mehr wissen, wie wir mit ihm umgehen sollen. Als hätte er nicht schon genug Probleme. Seine Mutter hat mir erzählt, dass er Depressionen hat. Maike, ich halte es nicht aus, dass so viele Leute um mich herum nicht mehr mit ihrem Leben klarkommen! Aber bei Felix muss ich es aushalten, ihm gegenüber habe ich eine Verantwortung. Dir gegenüber nicht. Jedenfalls nicht so, denn schließlich liegt es an deinem Bruder, dass es uns allen so schlecht geht.«
    Das ist alles nur ein schlimmer Traum. Ich werde jetzt die Augen schließen, sie wieder öffnen, und alles wird sein wie vorgestern im Freibad, als wir Hand in Hand auf der Wiese gelegen und in den Himmel geschaut haben.
    Ich schließe meine Augen. Ganz fest.
    Â»Mach bitte kein Drama daraus«, sagt Jannik.
    Ich öffne die Augen wieder. Nichts hat sich verändert.
    Â»Aber du hast mir doch gesagt, dass du mich liebst. Erst vorgestern.«
    Jannik weicht meinem Blick aus.
    Â»Manchmal reicht Liebe nicht. Du weißt selbst, dass es nicht mehr funktioniert mit uns.«
    Â»Bist du alleine zu diesem Entschluss gekommen oder haben dir das deine tollen Freunde eingeredet?«
    Â»Siehst du, genau das ist dein Problem. Immer machst du andere verantwortlich. Dafür, dass es dir schlecht geht, dafür, dass ich Schluss mache. Dabei müsstest du endlich wieder selbst die Verantwortung für dein Leben übernehmen. David ist schon lange nicht mehr das Problem, auch nicht die Clique oder irgendwelche ominösen Erpressergeschichten, in die du dich reinsteigerst, statt dich endlich mal um dich selbst zu

Weitere Kostenlose Bücher