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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Anna Habel.
    Der große Geschäftemacher und Frauenheld, der Wüterich aus der Hütte war nur noch ein Häufchen Elend.
    Bei der abschließenden Vernehmung hörte Bernhardt zunächst nur zu. Das war Annas Sache, ihr Heimspiel.
    Und sie ging die Vernehmung routiniert an, in deren Verlauf sich allerdings immer wieder so etwas wie Ratlosigkeit und dann ein Hauch von Mitleid auf ihrem Gesicht abzeichneten. Der Fassadenbaumeister Steiner konnte sich hinter keiner Fassade mehr verbergen. Das war was fürs Lehrbuch, schien es Bernhardt: wie alle Lügen wertlos werden, wenn die letzte Lüge nicht mehr gelingt. Anna hatte leichtes Spiel.
    »Herr Steiner, Sie sind nach Berlin gefahren, um Sophie Lechner zu töten.«
    »Nein, verzeihen Sie, es war anders. Wir wollten uns versöhnen. Ich hab in ihrem Zimmer in dieser schönen Wohnung gesessen und habe auf einen Neuanfang gehofft.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie wollte auch. Das glaubte ich zumindest. Sie hatte ja sogar zur Begrüßung mit einem roten Stift dieses Zitat an die Wand geschrieben. Alles lief gut. Glaubte ich. Wir hatten phantastischen Sex. Und dann…«
    Er schlug die Hände vors Gesicht.
    »Herr Steiner, sollen wir…?«
    »Nein, nein. Sie werden es nicht verstehen. Plötzlich hat sie mich beschimpft. Alter Finanzhai, Lügner, Betrüger.«
    »Warum hat sie das getan?«
    »Na ja…« Er stockte, zögerte. »Sie wollte etwas von mir, und eigentlich wollte ich es ihr geben, dann aber auch wieder nicht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das ist schwierig. Sophie konnte nicht treu sein. Sie hatte immer andere Männer, auch Frauen, damit konnte ich leben. Na ja, mehr oder weniger. In Berlin hatte sie zwei Männer und in Wien eine Frau. Mit denen hat sie sich, wie soll ich es sagen… etwas ausgedacht.«
    »Verstehe ich schon wieder nicht.«
    Steiners Gesichtsausdruck war gequält. »Sie hat mich erpresst. Zusammen mit den drei anderen.«
    »Namen?«
    »Groß, Hirschmann, Beyer.«
    Bernhardt schaltete sich ein. »Der Schauspieler, der Liedermacher und die Agentin. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Und was haben die nun gemacht?«
    »Die wollten Geld von mir, ein paar Millionen, Jahr für Jahr.«
    »Einfach so?«
    »Nein, die wollten ein unabhängiges Theater gründen.«
    Anna Habel übernahm wieder.
    »Aber das musste Ihnen doch entgegenkommen. Sie, der große Mäzen, gegen die Macht der verschnarchten Stadt- und Staatstheater?«
    »So viel Geld hatte ich nicht. Ich bin geschäftlich ziemlich angespannt, ich meine, die Lage ist angespannt.«
    »Und das haben Sie Sophie Lechner gesagt?«
    »Ja, aber die hat das nicht geglaubt. Und sie hat angefangen, mich zu erpressen.«
    »Zu erpressen? Wie ging das?«
    »Als wir zusammen waren, hat sie Einblick gehabt in einige geschäftliche Transaktionen. Und sie hat ein paar Unterlagen bei ihrem Abgang aus meiner Wohnung mitgenommen.«
    »Also, das Versöhnungstreffen in Berlin war letztlich der Versuch, Sophie Lechner und die anderen davon abzuhalten, Sie weiter zu erpressen?«
    Steiner seufzte, zögerte. »Sophie war Schauspielerin, für sie war alles Spiel, ich dachte, wenn ich sie bitte, aufzuhören mit ihrem Spiel, versteht sie mich.«
    »Aber sie hat Sie nicht verstanden?«
    »Nein, sie ist ausgezuckt, sie will dieses Theater, sie will, sie will, und die anderen wollen auch. Und im Übrigen sei ich ein Schlappschwanz, Groß sei besser als ich, Hirschmann auch, und selbst Gilda Beyer sei besser als ich. Und so ging das hin und her. Und plötzlich hatte ich das Messer in der Hand.«
    Er wand sich auf seinem Stuhl und heulte hemmungslos.
    »Sie haben sie also getötet. Wie ging’s dann weiter?«
    »Ich habe meine Spuren verwischt, habe diese Opernmusik aufgelegt, damit sie gefunden wird – vielleicht lebt sie ja noch, dachte ich –, und bin abgehauen.«
    »Das war alles?«
    »Ja. Nein. Der Hirschmann von der gegenüberliegenden Wohnung hat die Tür ein wenig geöffnet und mich mit großen Augen angesehen.«
    »Und?«
    »Ich bin einfach weggelaufen.«
    In Bernhardts Kinn pochte es unangenehm, was seine Lust, Steiner den Nerv zu ziehen, erheblich beförderte.
    »Das war alles?«
    »Ja. Das war alles.«
    »Verehrter Herr Steiner, Sie lügen. Sie scheinen zu glauben, dass in Berlin dumme Polizisten arbeiten und in Wien auch. Ihre Geschichte ist ja noch nicht mal zur Hälfte erzählt.«
    »Doch.«
    Ganz fertig war er noch nicht, der Steiner. Er wollte eine Grenze ziehen, hinter der er sich verschanzen konnte. Und der Rechtsanwalt

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