Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)
Telefonnummern, werde aber noch selbst die Kollegen in Wien über den Stand der Dinge informieren, dasselbe tut mein Kollege Bernhardt mit seinen Kollegen in Berlin. Ihre beiden Bullenfänger rufen Sie zurück.«
»Das ist schwer, da ist ein Funkloch, wo die sind. Und der Schutz der Bevölkerung –«
»Na wunderbar. Wir tauschen jetzt unsere Handynummern, Sie bringen uns zu dem Parkplatz und koordinieren dann hier den Ablauf, während mein Kollege und ich auf den Berg gehen, um dem feinen Herrn Steiner einen Besuch abzustatten. Der wird sich freuen.«
»Liebe Frau Kollegin Chefinspektorin Habel, mit solchen Schuhen und so einer Jack’n geht man nicht auf’n Berg!«
Und so begab sich Hoffer Ernst mit den beiden Kieberern Habel und Bernhardt ins Feuerwehrgerätehaus und überreichte ihnen zwei wunderbare Jacken mit reflektierenden Streifen, schön wattiert und mit zig Taschen versehen. Auch passende Stiefel fanden sich. Und sogar zwei Kopfleuchten kramte Hoffer hervor und gab sie den beiden mit der Bemerkung: »Kann nicht schaden.«
Doch bevor es auf den Berg ging, telefonierten Bernhardt und Habel mit ihren Kollegen. In Wien hatte sich nichts Neues getan, und in Berlin standen die Zeichen offensichtlich auf Sturm. Cellarius war nicht erreichbar. Katia Sulimma sagte Bernhardt, dass die Ergreifung des- oder derjenigen mit der österreichischen Handynummer unmittelbar bevorstünde. Cellarius wolle sich danach sofort melden. Und Freudenreich wolle ihn sprechen, sie reiche weiter.
»Thomas, worauf läuft das hinaus?«
»Kann ich dir jetzt nicht im Detail sagen. Der Schlüssel liegt bei dem Steiner, der darf uns nicht durch die Lappen gehen. Deshalb versuchen wir, so schnell wie möglich an den ranzukommen.«
»Du weißt, dass das riskant ist und nicht unbedingt professionell, da im Alleingang, ohne vernünftige Infrastruktur und Logistik…«
»Du hast recht, aber es geht manchmal nur ohne Netz, und das machen wir jetzt.«
»Passt gut auf euch auf. Und ich will ständig informiert werden.«
»Ich von euch auch.«
»Abgemacht, Hals- und Beinbruch!«
37
Revierinspektor Hoffer fuhr sie zum Parkplatz in der Höhe. Kein Auto war dort abgestellt. War Steiner gar nicht in seiner Hütte? Oder hatte er sich von jemandem fahren lassen? Oder hatte er sein Auto im Ort geparkt und war zu Fuß hochgelaufen? Egal. Bernhardt und Habel machten sich auf den Weg, nicht ohne dass der Hoffer Ernst sie noch einmal dringend darauf hingewiesen hätte, den Zeitfaktor nicht aus dem Auge zu lassen: »Spätestens um halb vier müssts umkehren!«, hatte er sie mehrmals ermahnt.
Der Aufstieg war viel mühsamer, als die beiden sich das vorgestellt hatten. Auf dem schmalen Pfad war es schwierig, feste und sichere Tritte zu setzen. Immer wieder rutschten sie aus und konnten manchmal nur mühsam einen Sturz vermeiden. Als sie noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, blieb Bernhardt stehen.
»Meine Kondition ist verdammt schlecht.«
»Meine auch. Sollen wir zurückgehen?«
»Nein. Aber ruf mal den Hoffer an, was der meint.«
Anna Habel fummelte ihr Handy aus der Jackentasche. »Kein Empfang. Und bei dir?«
Auch bei Bernhardt: kein Empfang.
»Anna, wir sind auf dem falschen Trip. Wir müssen das Unternehmen abbrechen.«
Sie hatten es erst gar nicht bemerkt: Feiner Schnee rieselte aus den Wolken und verhängte den langsam verlöschenden Tag mit grauen Schleiern. Die Stöcke, die den Pfad markierten, waren nicht mehr zu erkennen. In erschreckend kurzer Frist verschwand der Weg unter einer dicken Schicht Schnee.
Das Licht der beiden Kopfleuchten, die sie sich aufgesetzt hatten, versickerte im Grau der unablässig fallenden Flocken. Vom Gelände war nichts mehr zu erkennen, man sah nicht einmal mehr, wo sich Erde und Himmel berührten. Sie mussten stehen bleiben, jeder Schritt konnte in den Abgrund führen.
»Wir sind Idioten.«
»Hilft uns jetzt auch nichts mehr.«
»Dieser blöde Provinzpolizist hätte uns zurückhalten müssen.«
»Wir sind erwachsen.«
»Ja, Scheiße. Wir erfrieren hier. Wir müssen was tun!«
»Ja, bewegen, nicht hinsetzen.«
Sie hüpften beide und bewegten die Arme wie Hampelmänner.
»Aber wir können nicht bis morgen früh hier durchhalten.«
»Die schicken jemanden, mit einem Räumgerät, was weiß ich.«
»Du hast doch gehört, dass die für uns niemanden rausschicken.«
»Mann, das war ein Witz.«
»Bin ich mir nicht so sicher.«
Sie schwiegen. Unerbittlich fielen die
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