Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
Vom Netzwerk:
akribisch und fleißig, aber eben ohne auch nur einmal ihre Aufträge zu hinterfragen. Brav und gleichzeitig gefährlich.
    Der Vormittag verging nur langsam. Anna kämpfte sich durch ein paar alte Akten, telefonierte mit Andrea, die irgendwo im Stau auf der Tauernautobahn steckte, und überlegte, ob sie nicht einfach auf Bereitschaft nach Hause gehen sollte, da klingelte das Telefon.
    »Habel.«
    »Kolonja. Grüß dich, Anna. Na, alles fit bei euch?«
    »Hallo! Mensch, Robert, du rufst doch nicht an, um uns zu fragen, ob wir fit sind? Ist dir fad auf deiner Skihütte?«
    »Nein, ich bin da nicht mehr. Ich bin im Spital.«
    »Wo bist du?«
    »Diakonissen-Krankenhaus Schladming. Innere Seitenbandverletzung am Knie.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Du Depp! Das gibt’s doch nicht! Und wie lange gedenkst du zu bleiben, bei den schönen Diakonissinnen?«
    »Eh nicht lang. Hab so eine Schiene am Gelenk.«
    »Und wann kannst du wieder arbeiten?«
    »Du könntest mal fragen, wie es mir geht.«
    »Ja, ja, wie geht’s dir denn?«
    »Danke der Nachfrage. Es geht.« Kolonjas Stimme war deutlich kühler geworden.
    »Lieber Herr Kollege, ich habe Urlaub gebucht nächste Woche. Zum Skifahren.«
    »Du fährst Ski?«
    »Besser als du anscheinend. Aber daraus wird wohl nichts.«
    »Na ja. Die Ärzte sagen, dass ich mindestens noch sechs Wochen im Krankenstand bin. Keinerlei Belastung in den nächsten zwei Wochen, dann ein bisschen. Und auf Krücken kann ich sowieso keine Mörder jagen. Es tut mir leid.«
    »Ja, mir auch. Gute Besserung.«
    Kolonja konnte nichts dafür, dennoch konnte Anna ihre Wut nicht unterdrücken. Sie knallte den Hörer auf und legte ihr Gesicht in die Hände. Dann stand sie langsam auf, Motzko und Kratochwil saßen bewegungslos an ihren Schreibtischen.
    »Ich komm gleich wieder.« Die Tür fiel ein wenig zu laut ins Schloss.
    Chefinspektorin Anna Habel stand im unbarmherzigen Neonlicht der Damentoilette und starrte in den Spiegel. Was ihr entgegenblickte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Ihr Gesicht wirkte blass und müde, die scharfen Falten um die Augen waren seit dem Aufstehen am Morgen nicht weniger geworden, sie sollte dringend zum Friseur, und die grauen Haare, die widerspenstig von ihrem Scheitel abstanden, wurden immer mehr. Sie wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, holte tief Luft und ging den langen Gang entlang zum Büro ihres Chefs.
    Hofrat Hromada telefonierte, als Anna das Zimmer betrat, und winkte abwehrend mit einer Hand. Anna blieb in der Tür stehen und konnte gerade noch seine letzten Worte hören. »Ja, ja. Na, die wird sich schon wieder kalmieren. Da kann man halt nichts machen. Ja, ja, höhere Gewalt. Gut, Herr Kollege, dann erholen Sie sich schön. Und nichts überstürzen!« Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, wandte er sich zu Anna und strahlte sie an, als würde er gleich eine Beförderung aussprechen. »Sie haben ja schon von dem kleinen Missgeschick Ihres Kollegen Kolonja gehört. Das mit Ihrem Urlaub tut mir leid, aber den holen Sie einfach nach.«
    »Ich wollte Ski fahren. Ich habe gebucht.«
    »Jetzt sein S’ nicht schwierig, das kann man sicher umbuchen.«
    »Bis der Kolonja wieder fit ist, gibt’s keinen Schnee mehr.«
    »Eher unwahrscheinlich.« Hromada sah nachdenklich aus dem Fenster in die wirbelnden Flocken. »Jetzt schaun S’ nicht so bös, es ist ja eh nichts los. Sie schieben hier eine ruhige Kugel und schreiben Stunden. Urlaub wird ohnehin völlig überschätzt.«
    »Ja, deswegen hatte ich auch keinen seit August.«
    »Frau Kollegin. Jetzt sein S’ doch nicht so renitent. Ich kann ja auch nichts dafür, dass der Kolonja glaubt, er muss Ski fahren wie ein Achtzehnjähriger. Sie wissen ja, wie sie sind, die Männer in der Midlife-Crisis.«
    »So? Woher soll ich das wissen? Ich bin weder ein Mann, noch kann ich mir eine Midlife-Crisis erlauben. Ich wollte lediglich ein paar Tage mit meinem Sohn in den Skiurlaub fahren.«
    »Ich weiß, und ich kann es nicht ändern, dass nichts daraus wird. In der Abteilung muss zumindest einer von Ihnen beiden präsent sein.«
    »Die ganze Woche wird nichts passieren.«
    »Na hoffentlich, und jetzt beenden wir diese Diskussion. Sie führt zu nichts. Ihren Urlaubsantrag stornieren Sie bitte in der Personalabteilung, und dann haben Sie ja vielleicht Zeit, die jungen Kollegen Motzko und Kratochwil noch ein wenig in alte Fälle einzuarbeiten. In diesem Sinne, Frau Kollegin.«
    Als Anna in ihr Büro trat, verstummten die beiden jungen

Weitere Kostenlose Bücher