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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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waren nicht mehr als drei Seiten, und die zuständigen Kollegen hatten als Brandursache eindeutig einen glühenden Zigarettenstummel identifiziert. Sophie Lechners Aussage war zwar zu Protokoll gebracht, es hatte aber keine weiteren Untersuchungen in diese Richtung gegeben.
    Die letzten Artikel des Dossiers behandelten den kleinen Skandal, den sie geliefert hatte, als sie einen Souffleur beschuldigte, sie während einer Vorstellung bewusst in die Irre geführt zu haben. Und als Abschluss eine Homestory mit dem Titel: »Wien hat mich nie verstanden«. Auf den Fotos räkelte sich Sophie Lechner auf einem cremefarbenen Sofa, graue Jogginghose, dicke Wollsocken, auf ihrem Schoß eine Siamkatze, die mit blauen Augen direkt in die Kamera blickte. Ungeschminkt und ohne große Pose fand Anna die junge Schauspielerin noch attraktiver. Sie wolle sich umorientieren, sich auf die Klassiker konzentrieren, vom Umzug nach Berlin war die Rede und dass sie eine große Rolle in einer Hollywood-Produktion spielen würde, wenn das Projekt realisiert werde. Sie sei erleichtert, dem Sumpf in Wien jetzt den Rücken zu kehren. In Berlin sei alles echter und ehrlicher, man würde nach seiner Arbeit und seiner Leistung beurteilt und nicht danach, mit wem man ins Bett ging und von welchem Politiker man sich zum Essen einladen ließ. Auf die Frage der Reporterin nach ihrer Beziehung zu Hans-Günther Steiner meinte Sophie Lechner lediglich: »Kein Kommentar.«
    Anna klappte den Schnellhefter zu und starrte kurz an die Wand. In ihrem Kopf ratterten die Gedanken. Nach ein paar Minuten streckte sie sich durch und legte das dünne Mäppchen in ihre Ablage. Sophie Lechner lebte seit mehreren Monaten nicht mehr in Wien, lag in Berlin in der Gerichtsmedizin, und sie war in Berlin ermordet worden. Der Fall hatte nichts mit ihr zu tun.
    Inzwischen waren Helmut Motzko und Gabi Kratochwil zurück ins Büro gekommen, sie standen am Fenster und unterhielten sich flüsternd, hin und wieder warfen sie Anna einen verstohlenen Blick zu. Mein Gott, was muss ich manchmal für ein Arsch sein, dachte Anna, die beiden fürchten sich ja richtig vor mir.
    »So, meine Herrschaften. Jetzt nützen wir die ruhigen Stunden und nehmen uns ein paar alte Fälle vor. Sie sollen schließlich etwas lernen hier. Irgendwelche Wünsche?«

6
    In den Hackeschen Höfen fiel der Schnee in dichten Flocken auf die paar Touristen, die von Hof zu Hof tapsten und etwas ratlos aussahen: Der viel beschworene Zauber dieser schön restaurierten Anlage aus dem Jahre 1912 war nicht so recht nachzuvollziehen. Die Jugendstilornamente und die großzügigen Fensterfronten, die geschickte Verknüpfung der insgesamt acht Höfe miteinander, das alles verschwand hinter der weißen Schraffur, die der Schnee zeichnete.
    Thomas Bernhardt betrat den Aufgang in Hof 5. Auf einem blankgeputzten Messingschild: » Die Agentinnen 007 – Berlin/Wien, 2. Stock«. Nicht schlecht, sagte er sich. Und Berlin/Wien, da würde die Anna in Wien irgendwann auch ins Spiel kommen. Sollte er sich drauf freuen? Er war nicht sicher.
    Die Räume der Agentur sahen aus, als seien sie gerade für eine Fernsehserie über das neue, dynamische Berlin hergerichtet worden. Honigfarbene Dielen, helles und doch dezentes Licht, weiße Wände, viel freier, luftiger Raum, ein großes abstraktes Gemälde, sehr bunt und sehr dekorativ, in einer Ecke eine Art Hausaltar, auf dem offensichtlich die Bilder der Schauspieler aufgestellt waren, die von der Agentur betreut wurden, auf einem kleinen Tisch eine blinkende Espressomaschine, ein wunderbar altmodisches Ding, wie man es selbst in Bars im tiefsten italienischen Süden wohl nicht mehr allzu oft zu sehen bekam. Ein absolut überzeugendes Bild, in das im Zentrum des Raumes zwei Glasschreibtische eingefügt waren, die mit einem kleinen Abstand akkurat nebeneinanderstanden und wie ein Block frontal auf die Eingangstür ausgerichtet waren. Die beiden Frauen, die dahintersaßen, wirkten, als hätten sie ein intensives Casting hinter sich. Waren die beiden, eine blond, eine schwarz, vielleicht selbst Schauspielerinnen? Sie schauten ihn leicht missbilligend an.
    Er begriff: Er stand auf den schönen Dielen und tropfte heftig vor sich hin. Als er die Mütze abnahm, wurde es nicht besser. Die beiden lächelten synchron, wie machten die das nur? Die Dunkle im schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse erhob sich und kam auf ihn zu.
    »Sie sind der Polizist, stimmt’s? Sie wollen mit uns über Sophie Lechner

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