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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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reden. Das ist schrecklich mit Sophie, wir sind ganz erschüttert, wir begreifen das nicht, aber bevor wir reden, muss ich Sie erst mal trockenlegen. Kommen Sie mit.«
    In der Küche nahm sie ihm die Jacke ab und hängte sie auf einen Bügel, die Mütze legte sie auf den Heizkörper. Dann reichte sie ihm ein Handtuch, und er rieb sich unter strenger Aufsicht Gesicht und Haare trocken.
    »So, und jetzt noch die Schuhe ausziehen. Die stellen wir unter die Heizung.«
    Bernhardt mochte es, wenn Frauen praktisch veranlagt waren. Aber die hier übertrieb, fand er. Machte sie sich lustig über ihn? Er trottete hinter ihr her und setzte sich auf den Stuhl, den sie mit großem Schwung genau in die Mitte vor die beiden Schreibtische hingestellt hatte. Das erinnerte ihn an eine Verhörsituation, nur dass er diesmal auf dem Armesünderstühlchen saß und die beiden Frauen sich entspannt hinter ihren Schreibtischen platziert hatten. Während er von der Dunklen in der Küche hergerichtet worden war, hatte die Blonde Kaffee gemacht. Beide führten nun die Espressotassen an die dezent geschminkten Lippen, woraufhin auch er seine Tasse, die auf einem Tischchen neben ihm stand, ergriff. Die Blonde lächelte ihn an, es war ein freundliches Lächeln, hinter dem sich aber, so fand er, ziemlich viel Härte verbarg.
    »Zunächst: Wir sind traurig und tief betroffen, dass Sophie Lechner, eine außergewöhnliche Künstlerin und eine wunderbare Frau, unter solch tragischen und überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen aus dem Leben gerissen wurde. Aber wir können Ihnen vermutlich gar nicht viel über sie sagen.«
    »Dann sagen Sie mir das Wenige.«
    »Sophie ist in den vergangenen Jahren hauptsächlich von unserer Wiener Abteilung betreut worden.«
    »Wer ist die Wiener Abteilung?«
    »Das sind zwei Kolleginnen, die für Wien zuständig sind, wir setzen stark auf synergetische Effekte, die sich zwischen Wien und Berlin erzielen lassen.«
    Bernhardt fühlte sich unwohl, er kam nicht richtig in die Gänge. Es lag ganz klar an der Sitzverteilung. Er stand auf. Beide drehten leicht den Kopf, lächelten, ihre Gestik und Mimik waren perfekt aufeinander abgestimmt. Vielleicht waren die mal Synchronschwimmerinnen gewesen, sagte sich Bernhardt.
    »Bleiben Sie doch sitzen.«
    »Ich kann besser denken und Fragen stellen, wenn ich auf und ab gehe.«
    Bernhardt drehte den beiden für einen kurzen Augenblick den Rücken zu, trat zum Fenster und starrte in das wirbelnde graue Weiß hinter den Scheiben. Dann wandte er sich den beiden wieder zu und ging ein paar Schritte zu den Schreibtischen, vor denen er stehen blieb. Die Kräfteverhältnisse hatten sich leicht verschoben, befand er.
    »Erzählen Sie mir einfach so ausführlich und so präzise wie möglich, wie Ihre Beziehung zu Sophie Lechner war, privat wie auch geschäftlich.«
    Die beiden zögerten, schließlich raffte sich die Dunkle als Erste auf.
    »Wir sind bekannt für unsere Rundumbetreuung. Unsere Klienten sind in der Regel auch unsere Freunde. Also egal, ob sie Liebeskummer haben oder einen Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung, oder wenn sie keinen Kita-Platz finden – und es gibt da auch noch ein paar ausgefallenere Beispiele, das können Sie mir glauben –, wir sind immer für sie da. Das ist unsere Stärke.«
    »Und wie sah die Rundumbetreuung bei Sophie Lechner aus?«
    Die Blonde löste die Dunkle ab. »Sophie Lechner wurde bis zu ihrem Umzug nach Berlin vor einem halben Jahr in erster Linie von unserem Wiener Büro betreut. Wir waren da zwar involviert…«
    »Synergie.«
    »…genau, da brauchen Sie gar nicht ironisch zu werden. Aus Wien hörten wir, dass ihr Leben immer komplizierter und wirrer wurde. Am Burgtheater war sie der absolute Star, aber dann gab’s Ärger mit einem Souffleur. Eigentlich nichts wirklich Schlimmes, aber sie hat das riesig aufgeblasen. Und die Zeitungen sind da natürlich voll mitgegangen. Sie liebte die Extreme. Ihre Auftritte, einmalig. Das Gretchen, splitternackt, haben Sie ja wohl von gelesen. Da rauschte es nur so im Blätterwald, und sogar die Boulevardzeitungen betrieben wochenlang Klassikerpflege.«
    »Na ja, das ist doch eigentlich eine Erfolgsgeschichte.«
    Nun übernahm wieder die Dunkle, maliziös lächelnd, mit hochgezogener Augenbraue.
    »So sehen Sie das. Aber haben Sie eine Ahnung, wie viel psychische Energie da verbraucht wird, wenn man ständig unter Hochspannung steht? Aber das war wohl gar nicht ihr Problem. Sie hatte grässliche private

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