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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Endstation Sehnsucht. « Er hielt ihnen galant die Tür auf.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber das könnte man als Bestechung auslegen.«
    »Aber weswegen sollte ich Sie denn bestechen wollen?«
    »Das weiß ich auch nicht, aber das lassen wir mal lieber. Wir sehen uns.«
    In der Kantine herrschte reger Betrieb. Laut handgeschriebener Tafel bestand das Mittagsmenü aus Berner Würstel mit Pommes frites, als vegetarische Alternative Spinatlasagne.
    Motzko blickte sehnsüchtig hinter die Glasvitrine. »Ui, das riecht lecker.«
    »Ja, kommen Sie. Wir bestellen uns was zu essen. Schadet nichts, sich einmal ein bisschen unters Volk zu mischen.«
    Sie stellten sich in die Reihe, nahmen ein Tablett und Besteck aus dem Regal. Motzko bestellte sich Berner Würstel, Anna entschied sich für die Lasagne. Sie suchten sich einen freien Platz im deutlich kleineren Nichtraucherteil, der durch einen kleinen Durchgang von den Rauchern getrennt war. Anna wischte mit der Papierserviette über den klebrigen Resopaltisch. Niemand nahm Notiz von ihnen.
    »Was halten Sie von dem Direktor?« Motzko schüttete Ketchup auf seine Pommes.
    »Eh okay der Typ. Der hat sicher nichts mit dem Tod der Lechner zu tun. Für das Theater ist das natürlich alles total unangenehm, da versteh ich schon, dass er ein wenig abweisend ist. Diesen Souffleur sollten wir uns eventuell anschauen, aber auch das ist nicht wirklich eine Spur.«
    »Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?« Ein junger Mann in Kapuzenpulli und Jeans stand mit seinem Tablett vor ihnen.
    »Klar, wir rücken ein wenig.«
    »Danke.«
    Das Gespräch verstummte. Motzko schlang seine Würstchen hinunter, legte sein Besteck neben den Teller, lehnte sich zurück und fragte den jungen Mann völlig unvermittelt: »Kannten Sie Sophie Lechner?«
    Der schaute ihn mit großen Augen an und schluckte sein Stück Lasagne. »Wer will das wissen?«
    »Wie sind von der Kriminalpolizei. Wir untersuchen den Mord an Sophie Lechner. Sie haben davon gehört?«
    Anna blieb abwartend.
    »Ja, natürlich! Wir haben alle davon gehört. Aber die ist doch in Berlin gestorben.« Dem jungen Mann war der Appetit vergangen. »Ich bin Bühnenbildassistent. Eine tolle Frau! Ich kannte sie aber nicht gut.«
    »Wissen Sie denn, wer im Haus mit ihr befreundet war? Sie näher kannte?«
    »So richtig befreundet war sie, glaub ich, mit niemandem. Sie war eher eine Einzelgängerin.«
    »War sie beliebt?«
    »Das kann man so nicht sagen. Sie war ein großes Talent.«
    »Das wollte ich nicht wissen. Ich wollte wissen, ob man sie mochte.«
    »Eher nicht. Wie gesagt, sie blieb lieber für sich. War auch selten in der Kantine.« Dem jungen Mann war das Gespräch sichtlich unangenehm, und er blickte sich hilfesuchend um.
    Anna stand auf und klopfte mit der Gabel gegen ihr Glas. »Guten Tag, meine Herrschaften. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich bin Chefinspektorin Anna Habel, das ist mein Kollege Helmut Motzko. Wir führen im Fall der Ermordung von Sophie Lechner Befragungen durch. Wir suchen insbesondere Leute, die hier am Haus viel mit Frau Lechner zu tun hatten. Mit ihr befreundet waren, eng mit ihr zusammengearbeitet haben, jemanden, dem sie sich vielleicht anvertraut hat. Und vielleicht gibt es ja auch jemanden, der mit ihr den Kontakt hielt, nachdem sie nach Berlin gezogen war.«
    Es entstand ein Murmeln im Raum, doch niemand beantwortete Annas Frage. Niemand meldete sich. Sie zog ein paar Visitenkarten aus der Tasche und verteilte sie.
    »Wenn Ihnen etwas einfällt, dann rufen Sie bitte an. Ich werde eventuell auch noch mal durchs Haus gehen und dem einen oder anderen ein paar Fragen stellen.«
    Helmut Motzko zupfte sie am Jackenärmel und deutete mit dem Kopf Richtung Ausgang. Sie sah gerade noch den Rücken einer Frau in blauer Strickjacke, die durch den Kantinenausgang schlüpfte.
    »Wer war die Dame, die eben hier rausging?«
    Ein paar der Anwesenden zuckten mit den Schultern. Anna lief zur Tür und den Gang entlang und hörte gerade noch eine schwere Metalltür ins Schloss fallen. Sie öffnete ein paar Türen, doch dahinter befanden sich nur leere Gänge, die weit ins Innere des Burgtheaters führten.
    Als sie zurückkam, hatte sich die Kantine geleert. In der Raucherabteilung saßen noch ein paar Männer in blauen Arbeitshosen, und Helmut Motzko stand ein wenig unschlüssig im Raum. Eine Angestellte hatte begonnen, die Tische abzuwischen. Sie warf den Lappen in einen kleinen weißen Plastikkübel und trocknete

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