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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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sich so in Szene setzen wie die Lechner. Und dem Direktor hat sie dauernd schöne Augen gemacht. Der war ganz vernarrt in sie. Der hätt ihr alles durchgehen lassen.«
    »Was zum Beispiel? Meinen Sie die Geschichte mit dem Souffleur?«
    »Wie kommen Sie denn jetzt darauf?«
    »Ist mir nur so eingefallen. Fanden Sie es ungerecht, dass Herr – wie hieß er doch gleich?«
    »Fürst.«
    »Ja genau, Herr Fürst. Also, fanden Sie es ungerecht, dass Herr Fürst gehen musste?«
    »Ungerecht ist gar kein Ausdruck. Eine Frechheit war das! Sein ganzes Leben hat der hier am Theater verbracht, und dann kommt so ein Flittchen und zerstört alles.«
    »Sie scheinen sie ja geradezu zu hassen, die Frau Lechner.«
    Monika Swoboda sah Anna erschrocken an und zupfte einen unsichtbaren Fussel von ihrer Strickjacke. »Sie verdächtigen mich doch nicht, oder? Ich mein, die Lechner, die ist doch in Berlin ermordet worden!«
    Anna versuchte sich die unscheinbare Frau als wilde Rächerin mit einem Dolch in der Hand vorzustellen und musste beinahe lachen. »Nein, keiner verdächtigt Sie. Wo waren Sie denn in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag?«
    »Wo soll ich schon gewesen sein? Zu Hause.«
    »Das ist wo? Und wer war dabei?«
    »Das ist in Floridsdorf. Großfeldsiedlung. Und dabei war niemand. Ich lebe allein.«
    »Dann dank ich Ihnen erst mal für Ihre Hilfe. Fällt Ihnen noch wer ein, der engeren Kontakt mit Frau Lechner hatte?«
    »Tut mir leid, keine Ahnung. Also, wenn Sie mich fragen, dann war das wahrscheinlich einer ihrer vielen Liebhaber, der ausgezuckt ist, weil sie ihn betrogen hat.«
    »Wir fragen Sie aber nicht. Aber wenn Sie an eine Umschulung denken, die Wiener Polizei braucht immer gutes Personal.«

17
    Als Anna Habel und Helmut Motzko in Richtung Aufzug gingen, begann Annas Handy zu klingeln. Sie blickte auf das Display. »Oje, der Hofrat. – Habel. – Jawohl. – Okay. – Ja, mit Fingerspitzengefühl und äußerster Vorsicht. – Sie kennen mich doch. – Was soll das heißen?! – Gut. Ich meld mich später.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, versuchte sie ihren Ärger unter Kontrolle zu bekommen, und als Motzko sie fragend ansah, murmelte sie lediglich etwas von noch gar nicht da und… schon interveniert… von ganz oben… Innenministerium. Laut sagte sie: »Die Adresse von diesem Steiner war gleich noch mal?«
    »Getreidemarkt 1.«
    »Dann sollten wir jetzt aufbrechen, damit wir ja nicht zu spät kommen. Die Leute im Theater laufen uns nicht davon.«
    »Ich bin mit dem Auto gefahren, es steht ein Stück weiter unten in der Leopold-Figl-Gasse.«
    »Na viel Spaß. Hoffentlich finden wir es wieder.« Anna wies auf den Gehsteig, auf dem sich schon wieder mehrere Zentimeter Schnee gebildet hatten.
    Sie brauchten fast zehn Minuten, um das Auto von den Schneemassen zu befreien, und zuckelten dann im Schritttempo aus dem engen Gassengewirr. Auf der Zweierlinie hatten sich mehrere PKW s ineinandergeschoben, und die uniformierten Kollegen versuchten verzweifelt, den Verkehr in die Nebenfahrbahn umzuleiten. Anna kurbelte die Scheibe runter, fixierte das Blaulicht am Dach des Autos und winkte mit dem Dienstausweis aus dem Fenster. Der Beamte, der mit dem Schnee auf seiner Dienstkappe wie ein verkleideter Schneemann aussah, winkte sie hektisch durch.
    Es war nicht einfach, einen Parkplatz zu finden, und Helmut Motzko wurde sichtlich nervös. Der Getreidemarkt am Beginn des Naschmarktes war zu jeder Jahreszeit stark frequentiert. Immer wieder blickte Motzko verstohlen auf die Uhr, um sich dann in einem halsbrecherischen Manöver in eine halblegale Parklücke vor dem Theater an der Wien zu zwängen.
    »Hier hat die Lechner auch mal gespielt, glaub ich zumindest.«
    »Müssen wir da auch alle befragen?«
    »Mein Gott, wir vergessen das ganz schnell wieder. Ich habe nie etwas in diese Richtung erwähnt.« Anna verdrehte die Augen, und der junge Kollege kicherte verhalten.
    Das Haus, in der die Firma CultureConnect, kurz CC , ansässig war, war ein imposantes Gründerzeitbauwerk. Ein schmiedeeisernes Eingangsportal, daneben ein Klingelschild, bei dem die drei oberen Namensschilder zu Hans-Günther Steiners Firma gehörten. Nach dem Läuten öffnete sich das Auge einer kleinen Kamera über ihren Köpfen, und nach ungefähr fünf Sekunden wurde die Tür mit einem leisen Geräusch aufgemacht. Roter Teppich auf hellem Steinboden, ein goldumrahmter Spiegel, alles aufeinander abgestimmt. Die Flügeltüre in der obersten Etage war

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