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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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den Berliner Kollegen, weil es nicht auszuschließen ist, dass es Spuren nach Wien gibt.«
    »Was heißt das jetzt? Gibt es Spuren nach Wien, oder gibt es keine Spuren nach Wien?«
    »Herr Direktor, eigentlich sind wir es, die die Fragen stellen, okay?«
    »Entschuldigen Sie bitte.« Er drückte eine Taste auf seinem Schreibtisch. »Verena, würden Sie uns bitte drei Espressi bringen?«
    »Herr Grüneis, mit wem am Theater hatte Frau Lechner engeren Kontakt? Hatte sie eine beste Freundin, eine Vertraute, einen Feind?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Wissen Sie, so ein Theater ist eine ganze Welt in Klein. Ein Paralleluniversum sozusagen. Ich bin allerdings der Falsche, um Ihnen etwas über die Beziehungen hier zu sagen. Ich bin der Kopf des Ganzen, ich versuche den Betrieb am Laufen zu halten, wer mit wem und warum oder auch nicht – das bekomm ich von hier nicht wirklich mit.« Er breitete die Arme aus und blickte sich in seinem unordentlichen Büro um, sein Gesichtsausdruck hatte etwas Wehmütiges, als wäre er ein König, der sich statt in einem riesigen Thronsaal in einer kleinen Kammer wiederfand. »Da fragen Sie am besten im Haus nach, eine gute Quelle für solche Informationen ist die Chefin der Kantine. Und die wird Ihnen bestimmt von dieser unerfreulichen Geschichte mit Herrn Fürst, dem Souffleur, erzählen. Aber der hat sicher nichts mit dem Tod von der Lechner zu tun, obwohl da ein paar Gerüchte wabern.«
    »Und was war das für eine unerfreuliche Geschichte, in die die Lechner verwickelt war?« Anna richtete sich auf.
    »Herr Fürst ist ein verdienter Mitarbeiter unseres Hauses, der leider in den letzten Monaten etwas nachlässig wurde. Nach dem Streit mit Frau Lechner haben wir uns geeinigt und Herrn Fürst in den wohlverdienten Vorruhestand geschickt.«
    »Was für ein Streit?«
    »Frau Lechner hatte einen Hänger in einer wichtigen Passage, und Herr Fürst hatte ihr eine falsche Stelle souffliert. Daraufhin meinte sie, er hätte sie absichtlich in die Irre geführt. Er hielt dagegen und beschuldigte sie, dass sie betrunken gewesen sei und mangelhaft vorbereitet und dass der weltbeste Souffleur die Situation nicht hätte retten können, weil sie einfach eine blöde… Ach, ersparen Sie mir die Details. Eine hässliche Geschichte. Aber ich wüsste wirklich nicht, was der Tod von Sophie damit zu tun haben sollte. Das Ganze ist ja auch schon ein paar Monate her.«
    »Können Sie mir die Adresse von diesem Herrn Fürst geben?«
    »Natürlich, das macht Verena. Und ich werde gleich über das interne Netzwerk verbreiten, dass Sie sich ungehindert im Haus bewegen können. Sie müssen nur versprechen, dass Sie mir in keine Generalprobe und keine Aufführung platzen.«
    »Das ist sehr freundlich. Wir werden diskret sein und möglichst nicht stören. Eine Frage noch: Hans-Günther Steiner. Was fällt Ihnen dazu ein?«
    »Dazu fällt mir nur eines ein: Wenn es mehr Menschen wie Steiner in diesem Land geben würde, dann wären unsere Theater nicht in so einem traurigen Zustand. Er ist der Einzige, der versteht, dass man große Kunst nur mit großen finanziellen Mitteln betreiben kann. Hans-Günther ist einer der wenigen, die es schafften, Wirtschaft und Geld mit der Kultur zusammenzubringen, für alle Beteiligten ist das eine echte Win-win-Situation.«
    »Das heißt jetzt konkret was?«
    »Er hat zum Beispiel die neue Hebebühne hier im Haus finanziert. Das heißt, er hat einen Financier dafür gefunden. Wenn wir auf den Beschluss der Ministerin gewartet hätten, würden wir heute noch mit der Hand kurbeln.«
    »Und seine Beziehung zu Frau Lechner?«
    »Ja, was soll ich sagen? Ebenfalls eine Win-win-Situation, zumindest eine Zeitlang. Ich glaube, die ganz große Liebe war das nie, aber wenn es auf beiden Seiten so ist, ist das ja in Ordnung, finden Sie nicht?«
    »Unromantisch finde ich so etwas, aber was ich finde, ist unerheblich. Sie meinen auch, dass die Trennung glatt verlaufen ist?«
    »Zumindest hat jeder der beiden schnell Ersatz gefunden. Kein Stoff für die große Oper und sicher auch kein Grund für eine Gewalttat.«
    »Gut, dann würde ich vorschlagen, wir schauen uns ein wenig im Haus um und befragen ein paar Leute. Wir werden nicht lange brauchen, danke für Ihre Unterstützung.«
    »Gerne. Und wenn Sie noch was brauchen, ich bin rund um die Uhr zu erreichen! Darf ich Sie vielleicht noch auf eine Vorstellung in unserem Haus einladen? Der Sommernachtstraum ist ganz großartig oder auch die

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