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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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ihre Hände an dem weißen Kittel. »Die Frau, die da raus ist, das war die Monika Swoboda. Kostümnäherin hier im Haus. Und die Lechner, die war ein Trampel, das kann ich Ihnen sagen. Eine überhebliche Person, die hat glaubt, sie ist was Besseres.«
    Als sie in die oberen Stockwerke des Theaters kamen, begann Annas Handy wie verrückt zu piepsen.
    »Da unten hatte ich wohl keinen Empfang, warten Sie kurz, ich schau mal, ob das was Wichtiges ist.«
    Ein Foto von Florian und Marie, beide dick vermummt mit Mütze und Skibrille, im Hintergrund die Schmittenhöhe vor einem perfekt blauen Himmel. Hier ist es super! Wir fahren für dich einmal runter. Bussi Florian . Die zweite SMS war von Thomas Bernhardt. Hast du schon einen Termin mit diesem Steiner? Ruf mich vorher an! Und auf der dritten Nachricht informierte die Mailbox, dass sie zwei Anrufe in Abwesenheit hatte. Die erste war von Gabi Kratochwil, in der sie mitteilte, dass sie mit dem Büro Steiner einen Termin um fünfzehn Uhr verabredet hatte. Und die zweite Stimme kam von Hofrat Hromada. Er bat aufgeregt um Rückruf.
    Nachdem sie ungefähr zehn Minuten im Theater herumgeirrt waren, trafen Anna Habel und Helmut Motzko endlich jemanden, der ihnen sagen konnte, wo sich die Schneiderei befand. Ein großer Raum mit Bergen von Stoff, fahrbaren Kleiderständern voller Kostüme. Die vielen Lampen tauchten den Raum in ein warmes Licht, das dichte Schneetreiben hinter den Scheiben verlieh dem Ort Behaglichkeit. Zuerst hörte man lediglich das Rattern einer Nähmaschine, dann vernahm Anna Stimmen aus der hinteren Ecke. Auf einem Stuhl stand eine junge Frau in einem grünen Barockkleid, vor ihr kniete eine ältere und steckte den Saum hoch.
    »Entschuldigen Sie. Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Anna Habel, das ist mein Kollege Helmut Motzko. Wir untersuchen den Mord an der Schauspielerin Sophie Lechner.« Sie konnte diesen Spruch selber schon nicht mehr hören, und wenn sie daran dachte, wie viele Menschen in diesem Theater das Mordopfer mehr oder weniger gekannt hatten und befragt werden sollten, überfiel sie bleierne Müdigkeit.
    »Ich kannte sie nicht. Ich bin erst seit Jahresbeginn hier.« Die ältere Frau war aufgestanden und steckte die restlichen Nadeln in ein kleines Kissen, das sie um den Arm gebunden hatte.
    »Und ich bin nur Komparsin hier. Das ist meine erste Rolle.« Mit diesen Worten hüpfte die junge Frau von dem kleinen Hocker und drehte sich in ihrem weit schwingenden Rock einmal um die eigene Achse.
    »Gibt es hier eine Monika Swoboda?« Diese Frage von Motzko war eindeutig zu laut und zu fordernd. Anna warf ihm einen bösen Blick zu. Im hinteren Teil des Raumes hörte die Nähmaschine auf zu rattern. »Wer will das wissen?« Eine Frau mit dunklen Haaren, in die sich schon ein paar graue Strähnen gemischt hatten, zog ihre blaue Strickjacke enger um den Körper und kam ihnen ein paar Schritte entgegen. Anna hielt sich zurück. Sollte der junge Kollege mal sehen, wie er da wieder rauskam.
    »Wir haben Sie unten in der Kantine gesehen. Sie sind so schnell verschwunden, als wir nach Sophie Lechner gefragt haben.«
    »Was heißt hier verschwunden! Meine Mittagspause war zu Ende. Macht man sich verdächtig, wenn man pünktlich zur Arbeit will?«
    »Nein. Eigentlich nicht.« Motzkos Wangen waren knallrot angelaufen, die Situation war ihm sichtlich unangenehm. Da muss er noch ein wenig üben, wenn er einen auf knallharten Bullen machen will, dachte Anna, und laut sagte sie: »Wie auch immer, Frau Swoboda. Das sind Sie doch, oder? Kannten Sie Frau Lechner?«
    »Natürlich. Ich bin seit über zwanzig Jahren im Haus. Ich kenn hier jeden.«
    »Und?«
    »Was und? Was wollen Sie denn hören?«
    »Jetzt seien Sie doch nicht so aggressiv! Wie fanden Sie sie? Wie war ihre Position hier am Theater? Hatte sie Feinde? Besonders enge Freunde? Wie war sie denn so?«
    »Sie war ein böses Weib! So! Jetzt schauen Sie, ha! Dass ich mich das zu sagen traue, über eine Tote. Aber es stimmt. Sie war die totale Egoistin. Immer musste sie im Mittelpunkt stehen. Auf der Bühne, bei den Partys, sogar hier bei uns in der Kostümschneiderei hat sie ihre Show abgezogen. ›Zu eng, zu kurz, die Farbe steht mir nicht, das Dekolleté ist nicht groß genug…‹ Mein Gott, ich sag Ihnen, wenn wir mehr solche hätten, dann hätt ich meinen Job längst aufgegeben.«
    »Aber anscheinend eine sehr begabte Schauspielerin.«
    »Begabt… begabt sind viele, aber nur wenige können

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