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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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aufhörte. Dritter Stock rechts Arztehepaar ohne Kinder, noch in der Praxis, laut Auskunft dieser Nanny.«
    Krebitz stockte und seufzte. Seine Mimik und Gestik, seine ganze Körpersprache drückten aus: Das erkennt doch wieder mal keiner an. »Ja, und jetzt will ich gerade hier im vierten Stock…«
    Thomas Bernhardt nickte gottergeben. Eigentlich wäre er gerne selbst in die Wohnung gegenüber gegangen, um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Inwiefern glich diese Wohnung der Wohnung der Toten, inwiefern unterschied sie sich? Was wussten der oder die Bewohner von ihrer Nachbarin?
    Krebitz klingelte. Aber niemand öffnete. Auf dem Messingschild neben der Tür stand der Name: H. Hirschmann. Bernhardt bat Cornelia, mal in ihrer Wunderkiste nachzuschauen. Und tatsächlich: Treffer! Henning Hirschmann, Komponist und Liedermacher, laut Wikipedia war er mit seinen Texten und Liedern ganz gut im Geschäft und arbeitete angeblich seit Jahren an einem Singspiel.
    Bernhardt beauftragte Krebitz, im Haus zu bleiben und auf die von der Arbeit zurückkehrenden Bewohner zu warten, um sie zu befragen. »Jag ihnen keinen Schrecken ein. Sag ihnen, dass alles Routine ist.«
    Krebitz fixierte ihn so nussknackerhaft, dass er ihn mit einem Lob beruhigen und motivieren wollte. »Du bist da genau der Richtige.« Täuschte er sich? Knirschte Krebitz tatsächlich mit den Zähnen? Im Hintergrund nieste Cornelia Karsunke gewaltig und putzte sich dann ausgiebig die Nase. Sie würde noch am Tatort bleiben.
    Bernhardt und Cellarius machten sich auf den Weg in die Keithstraße. Als sie aus der Haustür traten, fegten ihnen heftige Schneeböen entgegen. Auf der Straße hatten sich kleine Verwehungen gebildet. Mühsam kamen sie mit ihrem Auto voran, segelten bei Rot über die Straßenkreuzungen, weil sie nicht richtig bremsen konnten, umfuhren vorsichtig querstehende Autos, tasteten sich durch eine Welt aus wirbelndem Weiß.

2
    Das zugeschneite Gebäude in der Keithstraße sah wie ein Palast in einer sibirischen Provinzhauptstadt aus. War das noch Berlin?, fragte sich Bernhardt. Nie war ihm die Stadt fremder und rätselhafter erschienen als jetzt in ihrer eisigen Starre. Und auch die Menschen schienen sich verändert zu haben: Sie sprachen und bewegten sich, als lebten sie auf einem neu entdeckten Planeten, auf dem sie sich vorsichtig zurechtfinden mussten. Ihre Stimmen klangen verhalten, und auch die Geräusche der Stadt hatten einen neuen, fremden Sound, gedämpft und geheimnisvoll.
    Nur das Büro hatte sich nicht verändert und wirkte wie eine Rettungsinsel. Noch immer das trübe Licht, die abgeschabten Wände, der abgestandene Geruch, der sich allerdings in der Nähe von Katia Sulimma ins Angenehme wendete. Katia Sulimma duftete gut, nach starken Gewürzen, sie lachte viel, man hätte meinen können, sie käme von einem anderen Stern, wo Licht, Luft und Sonne und immer gute Stimmung herrschten. Sie klatschte in die Hände.
    »Da seid ihr ja. Da ist noch ein bisschen Kuchen für euch, selbstgebacken. Und ein schöner Kaffee. Und ich habe euch ein richtiges Dossier über die Tote zusammengestellt. Eine echt starke Frau. War als Mädchen auf einer Klosterschule, ist da vor dem Abitur abgehauen, dann private Schauspielschule und schon seit Jahren total erfolgreich.«
    Bernhardt nippte am Kaffee.
    »Und was ist mit ihrem Umfeld? Eltern, Geschwister, Verwandte? Ein fester Freund? Eine berühmte Schauspielerin hat doch sicher einen Agenten oder eine Agentur? Hast du da eine Adresse? Und was ist mit der Presse, ist die Meldung schon raus?«
    »Nein, Freudenreich hat entschieden, dass die Pressestelle das erst morgen früh rausgibt, damit wir noch ein bisschen in Ruhe arbeiten können.«
    »Ein guter Mann, Freudenreich. Wo ist er denn?«
    »Der ist zu einem internationalen Kongress im Inter-Conti, irgend so was wie: ›Von der analogen zur digitalen Ermittlungsarbeit in multinationalen polizeilichen Systemen‹.«
    Thomas Bernhardt schlug sich mit der Hand leicht vor die Stirn. Ein Glück, dass er damit nichts zu tun hatte. Aber wenn man wie sein alter Freund und Leiter der Abteilung »Delikte am Menschen« Karriere machen wollte, musste man eben auf Kongresse gehen.
    »Na gut, hoffen wir, dass die Blondine von der B.Z. keinen Anruf kriegt. Dann ist nämlich Schluss mit der Ruhe.«
    Sie telefonierten sich die Finger wund und erreichten doch niemanden, der ihnen helfen konnte. Gab’s das denn, dass jemand ganz allein in der Welt stand? Die Agentur

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