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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Liebesspiel. Schwer nachvollziehbar, dass sie erstochen wurde. Eifersucht? Ende eines erotischen Spiels, das aus dem Ruder gelaufen ist?«
    Bernhardt hob die Hand. »Nicht zu schnell. Was sagen uns eigentlich die Worte an der Wand? ›Der früh Geliebte, nicht mehr Getrübte, er kommt zurück.‹ Ist das ein Zitat? Klingt nach einer Liebesgeschichte, die eigentlich gut hätte ausgehen müssen. Oder? Na ja, wir werden sehen. Fragen wir jetzt mal unseren Arzt.«
    Er winkte Dr.   Holzinger zu, der zögerlich näher kam. Der Arzt schaute durch seine dicken Brillengläser wie ein misstrauischer Marabu und wackelte leise mit dem Kopf. Dass er außerordentlich kompetent war und allerorten geschätzt wurde, sah man ihm auf den ersten Blick nicht an.
    »Also, so viel lässt sich sagen: Der Tod ist vor circa zwei bis drei Stunden eingetreten, massive Gewalt gegen den Oberkörper, mehrere Stiche in den Hals, sie ist verblutet. Mehr kann ich erst sagen, wenn ich sie auf meinem Tisch in der Turmstraße habe. Ihr seht ja, dass jetzt Fröhlich mit seinen Leuten von der Spurensicherung am Ball ist.«
    Fröhlich hatte seinen Namen gehört, löste sich aus der Gruppe mit den weißen Overalls und kam zu ihnen.
    »Ja, Leute, det dauert hier noch. Und bis wa allet ausjewertet ham, det dauert noch ma. Jeduld is die erste Polizistenpflicht, wisst ihr ja. Rumschnuppern in die Schränke, Schubladen und solche Sachen, dauert noch.«
    Bernhardt konnte es nicht lassen.
    »Und, Fröhlich, was hast du für einen Eindruck?«
    Fröhlich hustete ausführlich und rieb sich die Hände. Bernhardt hatte wie immer den Eindruck: Fröhlich lachte sich ins Fäustchen.
    »Ja, Meesta, schön, det de frachst. Ich hatte mal ’n Fall, lange her, det war ’ne kleene Schauspielerin, so ’ne Marilyn Monroe aus Neukölln, die hatte drei Jeliebte, ’n Ollen, ’n Mittel-Ollen und dann noch ’n Jungschen. Jute Mischung, wa? Aber denn jab’s da noch ’n janz jungen Järtner, und der hatte ’ne Kettensäje, und denn hat er…«
    »Kennen wir, Fröhlich, die Geschichte vom Kettensägenmassaker.«
    Fröhlich winkte enttäuscht ab. »Wir sehen uns zu oft.«
    Es begann die Routinearbeit. Die Befragung der Bewohner des Hauses und die Feststellung der Personalien hatte Krebitz übernommen. Der war auf den Spuren eines alten, ziemlich kalten Falles in der Nähe unterwegs gewesen und hatte sich nach einem Anruf von Katia Sulimma auf den Weg an den Lietzensee gemacht.
    Wie gewohnt war ihm die undankbare Aufgabe zugewiesen worden, den Fuß in die Tür zu setzen, das Misstrauen der Bewohner zu zerstreuen, sich fragen zu lassen, ob seine Erkennungsmarke wirklich echt sei, Angst abzubauen, Vertrauen aufzubauen.
    Krebitz, der »Nussknacker«, wie er von den Kollegen genannt wurde, ging seinen Weg mit der Unerschütterlichkeit eines alten Ebers, der sich einen Weg durch das Unterholz schlägt. Krebitz, die Dampframme, der Schultheiss-Trinker, der aber im Umgang mit den Kollegen von höchster Empfindsamkeit war. Immer fühlte er sich zurückgesetzt und nicht anerkannt.
    Wie ein melancholischer Bluthund schaute er nun seine Kollegen an.
    »Ick tret mir hier die Füße platt. Aber so iss es eben.«
    Thomas Bernhardt versicherte ihm, dass niemand so gut wie er die ersten Personenbefragungen durchführen könne. Was habe er denn bis jetzt herausbekommen? Krebitz legte die Hand auf sein Handy, das er wie einen Colt an seinen Gürtel geheftet hatte. Seine Miene hellte sich ein bisschen auf.
    »Also jut. Im Erdgeschoss links eine Physiotherapeutin – ist die Frau Schauspielerin immer hingegangen, starke Verspannungen im Lendenwirbelbereich. Im Erdgeschoss rechts ein Instrumentenbauer. Hat nie was von ihr gehört und gesehen. Im ersten Stock links ein Psychotherapeut, kennt sie nur vom Sehen, sie war keine Kundin – oder wie sagt man? – bei ihm. Erster Stock rechts ein Musiker, der auf Tournee ist. Überprüf ich dann mal, wenn ich das machen soll.«
    Thomas Bernhardt nickte heftig.
    »Zweiter Stock links ein alter Physikprofessor mit Frau. Beide schwerhörig, wissen von nix, sagen sie. Zweiter Stock rechts niemand zu Hause, laut Aussage vom Physikerehepaar ein Zeitungsredakteur, der zurzeit auf Recherchereise in Palästina ist. Sie gießen seine Blumen. Dritter Stock links Rechtsanwaltsehepaar mit Kindern. Kinder anwesend mit ihrem Kindermädchen, ›Nanny‹ hat sie sich selbst genannt, Eltern noch in der Kanzlei. Sie hat die Polizei angerufen, als die laute Musik einfach nicht

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