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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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müssen rein.«
    Im kleinen Turnsaal des Kolpinghauses waren drei Leute dabei, das Volleyballnetz aufzubauen. Paula und Anna trabten im Laufschritt ein paar Runden, und Anna spürte fast augenblicklich ihre schlechte Kondition. In ihrem Kopf blitzte eine Erinnerung auf: In ihrer Kindheit gab es in der Wintersaison jeden Abend Skigymnastik im Fernsehen, und Anna liebte es, mit ihrem Vater auf dem Wohnzimmerteppich die Übungen mitzumachen. Paula holte sie aus ihren Gedanken: »Die tote Schauspielerin. Kennt man die?«
    »Ja. Kennt man. Sophie Lechner.«
    »Was? Die Sophie Lechner?« Paula blieb abrupt stehen, und Anna rannte fast in sie hinein. »Und wer war’s?«
    »Keine Ahnung. Ist ja nicht mein Fall. Bernhardt erwähnte ein Messer, das ist meistens eine Beziehungstat. Komm, lass uns anfangen.«
    Die nächsten eineinhalb Stunden versuchte Anna an nichts anderes zu denken als an den Ball, der sie dennoch immer wieder überraschte. Sie spielte erst seit kurzem wieder in einer Hobbymannschaft und versuchte meist vergeblich, an ihre Leistungen als Studentin anzuknüpfen. Wie immer liefen auch diesmal die ersten Sätze ganz gut, doch nach einer Stunde ließ Annas Konzentration merklich nach, und sie ärgerte sich über einige männliche Mitspieler, die vor lauter Ehrgeiz vergaßen, dass Volleyball ein Mannschaftsspiel war. Paula war im gegnerischen Team und warf ihr vielsagende Blicke zu.
    »Gehst noch mit was trinken?« Paula und Anna standen unter der warmen Dusche.
    »Ich weiß nicht. Die gehen mir heut so auf die Nerven.«
    »Ach, sobald sie ihre Trainingshosen ausgezogen haben, sind sie doch ganz zivilisiert, oder?« Die Frauen der Mannschaft wunderten sich jedes Mal, wie Männer, die im normalen Leben soziale Wesen waren, sich auf dem Spielfeld in testosterongesteuerte Machos verwandelten.
    »Na gut, einen Spritzer. Dann erzählst mir was über diese Lechner. Vielleicht kann ich meinen Berliner ja ein wenig mit Informationen versorgen.«
    »Genau. Dann klärt er den Fall ganz rasch auf und kann mit dir in den Skiurlaub fahren.«
    »Du spinnst ja.«
    Beim Italiener bestellten sich alle Pizza und Bier, nur Anna entschied sich aus reiner Vernunft und mit dem Gedanken an die Waage für eine Minestrone.
    »Und was weißt du über diese Lechner?«
    »Du bist ja ganz wild auf den Fall.«
    »Nein, nein, ich hab sie nur mal in der Burg gesehen, ist doch schräg, dass die jetzt mein Berliner auf dem Tisch liegen hat.«
    »Iih, wie das klingt – auf dem Tisch! Du bist so grauslich. Also die war mit diesem Hans-Günther Steiner zusammen, du weißt schon – dieser Hedgefonds-Fuzzi, der sich selber immer ›Kulturlobbyist‹ nennt. Die waren so etwas wie das Traumpaar der Seitenblickegesellschaft, keine Woche, in der sie nicht beim Dominic Heinzl waren.«
    »Diese Promisendung? Ich glaub, die hab ich noch nie gesehen!«
    »Ja, wo der Dominic den Reichen und Schönen bis ins Schlafzimmer nachsteigt. Hast nicht viel versäumt. Jedenfalls waren Steiner und Lechner ständig zu Gast in der Serie. Bis sie dann ziemlich plötzlich nach Berlin abgereist ist, das war so vor einem halben Jahr.«
    »Weißt du, warum?«
    »Nein, keine Ahnung. Wahrscheinlich ist ihr Vertrag ausgelaufen. Ich kann mich nur erinnern, dass sie es letzten Frühling mal in die Schlagzeile von Krone, Kurier und Heute schaffte. Da hatte es in der Wohnung, in der sie mit dem Steiner zusammengelebt hat, gebrannt, und sie hat behauptet, es sei ein Anschlag auf sie verübt worden.«
    »Und war?«
    »Keine Ahnung. Bei uns glaubte man eher, dass viel Alkohol und Drogen im Spiel waren und dann halt jemand nicht aufgepasst hat. Passiert ist eh nicht viel, aber danach wurde es ein wenig ruhiger um die Dame.«
    »Na gut. Fein, dass sie nicht in Wien das Zeitliche gesegnet hat, dann wär’s jetzt mein Fall, und ich könnt meinen Urlaub vergessen.«
    »Wo fährst du denn hin?«
    »Nach Zell am See. Da war ich während meiner Kindheit im Skiurlaub. Ich kenn da jeden Hügel. Sogar die Pension gibt es noch: Haus Lisi.«
    »Tja, hoffentlich bist du nicht enttäuscht. Ist sicher jetzt eine riesige, moderne Skischaukel mit allen Raffinessen. Und entsprechenden Preisen. Und das Haus Lisi ist jetzt wahrscheinlich ein Wellness-Tempel.«
    »Jetzt verdirb mir nicht die Freude. Das wird total super.«
    »Ich beneid dich ja nur. Nächstes Jahr komm ich mit. Dann fährt Florian eh nicht mehr mit dir in Urlaub, und wenn du bis dahin keinen neuen Mann hast, dann schlafen wir im Doppelbett

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