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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Streits, darum hab ich es dir nicht sofort erzählt, und dann hab ich angefangen, die Schule zu schwänzen, damit ich ihm helfen konnte, und dann hatte ich das Gefühl, es dir nicht mehr sagen zu können, ohne ... Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Es tut mir leid.«
    »Schwamm drüber«, entgegnete ich. »Wie war er denn so? Hat er dich gezwungen, ihm zu helfen?«
    »Nein«, antwortete Olivia. »Eigentlich war er sogar ganz nett, zumindest wenn er seinen Willen gekriegt hat. Beim Verwandeln ist er immer ziemlich sauer geworden, aber das sah auch so aus, als täte es ganz schön weh. Und er hat mich andauernd über die Wölfe ausgefragt, wollte Fotos sehen und so, und dann haben wir uns unterhalten. Als er rausfand, dass du gebissen wurdest -«
    »Rausfand?«, wiederholte ich.
    »Na ja, gut, ich hab's ihm erzählt! Ich wusste doch nicht, dass er deswegen so ausflippen würde! Danach hat er von nichts anderem als einem Heilmittel geredet und er wollte immer, dass ich ihm sage, wie er wieder gesund wird. Und dann, äh, hat er ...«, sie räusperte sich, »mich gebissen.«
    »Moment mal. Er hat dich gebissen, als er ein Mensch war?«
    »Ja.«
    Mir lief ein Schauder über den Rücken. »Mein Gott, wie furchtbar. So ein kranker Vollidiot. Und das hast du jetzt die ganze Zeit allein mit dir rumgeschleppt?«
    »Wem hätte ich es denn erzählen sollen?«, fragte Olivia. »Ich dachte, Sam wäre auch einer, wegen seiner Augen - ich dachte, ich hätte sie von meinen Wolfsfotos erkannt -, aber dann hat er gesagt, dass er Kontaktlinsen trägt, als wir uns getroffen haben. Also war mir klar, dass ich entweder falsch gelegen hatte oder er mir sowieso nicht helfen wollte.«
    »Du hättest es mir sagen sollen. Ich hatte dir doch sogar schon von den Werwölfen erzählt.«
    »Ich weiß. Ich hatte einfach so ein schlechtes Gewissen. Ich war einfach«, sie stellte das Wasser ab, »blöd, keine Ahnung. Was soll ich denn jetzt machen? Wie hat Sam es geschafft, so lange ein Mensch zu bleiben? Ich hab ihn gesehen, wie er im Bronco auf dich gewartet hat, die ganze Zeit, und er hat sich nicht ein Mal verwandelt.«
    Ich reichte ihr ein Handtuch über den Duschvorhang. »Komm mit in mein Zimmer, dann sag ich's dir.«
    Olivia übernachtete bei mir, aber sie zitterte so stark und trat um sich, dass sie sich schließlich auf dem Boden neben dem Bett ein Nest aus Decken und meinem Schlafsack zurechtmachte, damit wir beide schlafen konnten. Nach einem späten Frühstück gingen wir Olivia eine Zahnbürste und ein paar andere Sachen besorgen -Mom war mit Dad zur Arbeit gefahren, also konnte ich ihr Auto nehmen. Auf dem Rückweg vom Supermarkt klingelte mein Handy. Ohne dranzugehen, las Olivia mir die Nummer vor.
    Beck. Wollte ich das wirklich? Ich seufzte und streckte die Hand nach dem Telefon aus. »Hallo?«
    »Grace.«
    »Ja.«
    »Tut mir leid, dich zu stören«, sagte Beck mit ausdrucksloser Stimme. »Die letzten paar Tage müssen ziemlich hart für dich gewesen sein.«
    Sollte ich mich dazu irgendwie äußern? Ich hoffte nicht, denn mir fiel absolut nichts ein. Es fühlte sich an, als sei mein Verstand bewölkt.
    »Grace?«
    »Ich bin noch da.«
    »Ich rufe wegen Jack an. Es geht ihm jetzt besser, er ist stabiler, und es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis er sich für den Winter verwandelt. Aber vorher hat er sicher noch ein paar Wochen vor sich, in denen er sich hin- und herverwandelt.«
    So bewölkt war mein Verstand nicht, dass ich nicht begriffen hätte, was für ein Vertrauensbeweis das von Beck war. Auf gewisse Weise fühlte ich mich geehrt. »Also ist er nicht mehr im Badezimmer eingeschlossen?«
    Beck lachte, kein fröhliches Lachen, aber es war trotzdem schön zu hören. »Nein, er ist aufgestiegen, vom Badezimmer in den Keller.
    Aber ich fürchte, dass ich, äh, mich bald verwandle - diesen Morgen wäre es beinahe schon passiert. Und dann wäre Jack in den nächsten paar Wochen ziemlich arm dran. Ich will dich eigentlich überhaupt nicht darum bitten, weil du vielleicht gebissen werden könntest -aber könntest du ihn ein bisschen im Auge behalten, bis er sich verwandelt?«
    Ich hielt einen Moment inne. »Ich bin schon gebissen worden, Beck.«
    »Oh Gott!«
    »Nein, nein«, fügte ich schnell hinzu, »nicht in letzter Zeit. Das ist schon Jahre her.«
    Becks Stimme klang seltsam. »Du bist das Mädchen, das Sam gerettet hat, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und du hast dich nie verwandelt.«
    »Nein.«
    »Wie lange kennst

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