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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Tresen. Es war ein einziges Schreien und Kreischen und überall Ratten, Ratten, Ratten. Evan verlor das Gleichgewicht und fiel, und die Ratten kletterten über ihn. Er sprang wieder auf, wand sich und schüttelte sie ab. Cohen schlug die Ratten von seinen Beinen und schrie den anderen zu, sie sollten sofort rausgehen. Nadine und das Baby waren die Ersten, Mariposa stützte Kris und half ihr hinaus. Brisco hüpfte auf der Theke auf und ab und schrie wie am Spieß. Cohen schnappte ihn und rannte zur Tür. Sie wurden beinahe von Evan umgerannt, der wie ein wild gewordenes Huhn zum Ausgang raste.
    Draußen hielt Nadine das Baby wie einen Ball unter den Arm geklemmt und stützte Kris mit der anderen Hand. Sie kämpften gegen den Wind an, um zum Auto zu kommen. Der letzte Rest des Aluminiumvordachs riss ab und fiel direkt vor dem Schaufenster herunter, und sie duckten sich in die Tür. Mariposa trat in eine tiefe Pfütze und fiel mit einem Aufschrei hin. Sie saß in der Pfütze und hielt sich den Knöchel. Evan eilte zu ihr, half ihr auf und zum Pick-up. Der Regen prasselte dicht. Cohen trug Brisco zum Wagen. Es gelang ihm, die Fahrertür zu öffnen, und er schob Brisco hinein.
    Als sie zu viert drin saßen, sagte Cohen: »Ich muss nach ihr schauen. Evan, du fährst den hier.« Mariposa stöhnte und hielt sich den Knöchel. Evan kletterte über sie und Brisco und setzte sich hinters Lenkrad. Cohen stieg aus und lief zum anderen Wagen. Als er einstieg, lag Kris halb ausgestreckt da und hielt sich die Seite. Das Baby schrie, und Nadine starrte ihn völlig entgeistert an.
    Cohen startete den Pick-up, schaltete die Scheinwerfer ein, und in ihrem Lichtschein waren die Ratten zu sehen, die durch die Tür rannten und direkt vor der Ladenfront wimmelten, aber keine von ihnen huschte in den Regen.
    »Kannst du dich aufsetzen?«, wandte Cohen sich an Kris, aber die stöhnte nur weiter, während das Baby weinte.
    Der Sturm dröhnte wie tausend Trommeln, und der Wagen wurde hin und her geworfen.
    »Diese gottverdammten Ratten«, schrie Nadine.
    »Oh, verdammt«, stöhnte Kris.
    »Wo zum Teufel ist der Schnuller?«, fragte Cohen.
    Nadine tastete den Sitz ab und den Fußboden, konnte aber keinen finden. Kris sagte: »In meiner Tasche.« Kris suchte in ihrer Jackentasche, fand einen und hielt ihn dem Baby hin. Der Kleine nahm ihn und begann zu saugen. Gott sei Dank, sagte Nadine. Kris sagte nichts, sie hatte genug damit zu tun, dieses Gefühl zu ertragen, dass irgendwo etwas aus ihrem Körper herausdrängte. Eine der Klappen der Eismaschine vor dem Laden ging auf, brach ab und fiel auf den Schotter, der allmählich zu einem See wurde.
    »Verdammt noch mal«, sagte Nadine mit schriller Stimme. Sie legte die Hand auf die Stirn des Babys. »Der ist höllisch heiß. Wir müssen was dagegen tun.«
    »Ja, klar«, sagte Cohen, aber er wusste nicht, was.
    Die Hupe des anderen Wagens ertönte. Mariposa winkte ihnen zu. Dann fuhren die anderen im Rückwärtsgang los. Cohen folgte ihnen über den Parklatz und zurück zur Straße.
    »Er weiß doch gar nicht, wohin es geht«, sagte Nadine.
    »Ich kann’s auch nicht ändern«, sagte Cohen. »Soll ich sie davonfahren lassen?«
    »Mistkerl«, sagte Kris mit gepresster Stimme. Sie ächzte und stöhnte und bat, dass man ihr aufhalf. Nadine streckte die Hand aus, Kris packte sie und richtete sich auf. Sie lehnte sich zurück und hielt sich den Bauch.
    »O nein, o nein«, sagte sie.
    »Leg die Beine übereinander«, sagte Nadine.
    »Was soll das denn?«
    »Verdammt, was weiß ich«, schrie Nadine sie an.
    Sie waren jetzt wieder auf der schmalen Landstraße, und man konnte kaum etwas erkennen. Evan fuhr ganz langsam voran, bis die Straße in eine Senke führte, die überflutet war. Überall vor ihnen war Wasser, so weit das Licht der Scheinwerfer reichte. Cohen sah, wie die roten Rücklichter anhielten, und stoppte ebenfalls, dann legte er den Rückwärtsgang ein. Neben der Straße war nichts als Wasser, Schlamm und Dreck, die Räder drehten manchmal durch, fanden aber genug Halt, sodass sie es bis zu dem kleinen Laden zurück schafften.
    Dort wendeten sie, und jetzt fuhr Cohen voraus. Es war völlig finster, der Regen prasselte unaufhörlich. Während der nächsten paar Meilen gingen Kris’ Schmerzen zurück, das Baby nuckelte an seinem Schnuller und schlief ein, und Nadine schwieg, während sie über die Landstraßen krochen. Zwischen den einzelnen Häusern erstreckten sich jeweils einige Meilen Land,

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