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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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und Cohen fuhr manchmal in eine Einfahrt hinein, nur um festzustellen, dass da leider kein Haus mehr stand. Oder dass nur noch ein halbes Haus übrig war, in dem sie vor dem Sturm nicht sicher waren. Nach einigen vergeblichen Versuchen und einer weiteren Stunde stellten sie alle zu ihrer großen Überraschung fest, dass sie, nachdem sie einer windgepeitschten Zufahrt gefolgt waren, tatsächlich ein zweistöckiges Farmhaus erreichten, das noch komplett war.

31
    Evan hielt neben Cohen an, und sie blieben eine Weile mit eingeschalteten Scheinwerfern in den Wagen sitzen. Das Haus war mal weiß gestrichen gewesen, sah nun aber verwittert aus. Die Farbe blätterte ab, die Hälfte der Fensterläden war abgerissen, und einige Scheiben waren zu Bruch gegangen. Sie schauten das Haus einige Minuten lang an, um herauszufinden, ob Licht im Innern war oder sich dort irgendwas bewegte. Aber es ragte ganz still vor ihnen auf, und die breiten, rechteckigen Fenster starrten sie an wie riesige Augen. Cohen gab Evan ein Zeichen, sie fuhren näher heran und parkten auf der Rückseite, wo sich eine Veranda über die gesamte Länge des Hauses erstreckte. Die rechte Seite der Veranda war abgesackt, und Teile des Dachs fehlten. Überall tropfte das Wasser hindurch. Die Hintertür war geschlossen, und daneben lag ein umgekippter Kühlschrank. Cohen bedeutete Evan, dass er warten sollte, fuhr seinen Pick-up näher heran und ließ die Scheinwerfer das Haus beleuchten. Wieder schauten sie es eine Weile an. Suchten nach verdächtigen Schatten oder so etwas. Aber es war nichts zu sehen.
    Cohen schaltete den Motor aus, stieg aus und rannte zur Beifahrertür, um Nadine und dem Baby und Kris hinaus zu helfen. Vorsichtig stiegen sie die Stufen zur Veranda hinauf und zogen die Hintertür auf. Cohen rief: »Ist jemand da? Ist da jemand? Wir suchen nur einen Platz zum Übernachten. Sonst nichts.«
    »Niemand da«, stellte Nadine fest und ging hinein. Sie trat ein, als gehörte das Haus ihr, und Kris folgte ihr. Mariposa, Evan und Brisco folgten Cohen durch die Tür.
    Cohen zog die Taschenlampe aus seiner Jackentasche und ließ den Lichtkegel durch den Raum gleiten. Sie standen in einer großen Küche mit hohen Schränken und Holzfußboden, der sich wegen der Feuchtigkeit bereits wölbte.
    Gemeinsam erkundeten sie das Erdgeschoss. Es gab vier große, leere Zimmer mit dem gleichen Holzfußboden. Zwei Kaminstellen mit handgefertigten Ummantelungen, die mindestens hundert Jahre alt waren. An den Wänden und unter den Decken zahlreiche Wasserflecken, und auf dem Boden lagen Zweige und Blätter, die durch die kaputten Fenster hereingeweht waren. Zwischen den unteren Zimmern führte eine Treppe nach oben. Sie stiegen vorsichtig hinauf, um nicht durch verrottete Stufen zu brechen. Oben gab es weitere vier Zimmer und noch mehr Wasserflecken und Pfützen auf dem Fußboden. Nur in einem Zimmer waren die Fenster nach wie vor intakt. Wind und Regen drangen durch alle Fenster, vor denen sich keine Läden befanden. Als eine heftige Böe das Haus erzittern ließ, hielten sie den Atem an. Nirgendwo gab es Möbel. Zwischen den Zimmern lag das Badezimmer mit einer Badewanne mit Löwenfüßen und zwei Waschbecken auf Sockeln. Cohen richtete die Taschenlampe auf die Wanne und dann auf den Wasserhahn.
    »Was ist?«, flüsterte Evan.
    »Warum flüsterst du? Hier sind doch keine Ratten, oder?«, fragte Nadine.
    »Moment mal«, sagte Cohen. Er richtete den Lichtschein auf die Wanne und ging dann hin. Als er davor stand, beugte er sich vor und hielt die Finger unter den Wasserhahn. Da war es feucht. Dann drehte er den Hahn für kaltes Wasser, es dauerte einen Moment, dröhnte in der Leitung, aber dann sprudelte Wasser heraus. Es war kupferfarben, und einige Schmutzteilchen schwammen darin. Es sprudelte immer weiter, und Cohen ließ es laufen, bis es sauberer war und ein stetiger Strahl aus dem Hahn kam.
    Er trat zurück, lächelte vor sich hin und sagte: »Wahnsinn.«
    »Ich hab’s gesehen. Ich hab’s zuerst gesehen«, rief Nadine aus, drehte sich um und reichte Kris das Baby. Sie rannte aus dem Badezimmer, die Treppe hinunter und durch das ganze Haus und schrie: »Wir haben eine Wanne mit Wasser. Eine Wanne mit Wasser, eine Wanne mit Wasser.« Kris mit dem Baby, Mariposa und Brisco folgten ihr nach unten.
    »So was habe ich schon lange nicht mehr gesehen«, sagte Evan. »Ich würde selbst gern mal wieder ein Bad nehmen.«
    »Das dürfte aber kalt werden«, sagte

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