Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
war sich nicht sicher, aber es war die einzige Möglichkeit. Während er voranging, wurde er immer wieder von Bewegungen im Gestrüpp am Straßenrand aufgeschreckt – Ratten und Opossums, hoffentlich nichts anderes. Ein Reh lief direkt vor ihm auf die Fahrbahn, blieb stehen, starrte ihn an und ging weiter. Es war jetzt ganz dunkel, und die Sterne glänzten schon über dem westlichen Himmel. Er versuchte, sich zu beeilen, aber die Erschöpfung und die Schmerzen quälten ihn, Kälteschauer erfassten ihn, und er merkte, dass er Fieber bekam. Rechts von ihm ging eine weitere ungeteerte Landstraße ab. Einige Bäume waren noch am Straßenrand stehen geblieben. Er überlegte. Die Kirche lag ein oder zwei Meilen vom Highway entfernt, die Frage war nur, an welcher Landstraße. Es donnerte. Er schaute hinter sich und sah, wie die Blitze durch die Wolken tanzten. Viel Zeit zum Nachdenken hatte er nicht mehr.
Die Straße war schlammig und gab unter seinen Füßen nach. Er lief, so schnell er konnte, und rutschte ständig aus, getrieben von der Hoffnung, dass die Straße weiter vorn nicht in Schlamm und riesigen Pfützen endete. Das war nicht der Fall. Er rannte weiter. Der Wind wurde immer stärker, herabhängende Äste wurden abgerissen, die Blitze hinter ihm wurden immer greller, was den Vorteil hatte, dass er den Weg vor sich für einige Sekundenbruchteile besser erkennen konnte. Er hatte keine Ahnung, wie weit er schon gekommen war, aber er musste eigentlich genug Strecke zurückgelegt haben. Nur die Kirche war nirgendwo zu sehen, und auch sonst nichts. Er stolperte, fiel hin und versuchte, auf seiner heilen Schulter zu landen. Schnell stand er wieder auf, wischte sich den Matsch vom Kinn. Wieder flammte ein Blitz auf, und jetzt sah er endlich die Umrisse der kleinen Backsteinkirche vor sich. Der Donner brach los und hörte sich an, als würde er direkt über ihm sein. Er rannte weiter. Seine Knie gaben nach, wenn er in eine der tiefen Pfützen trat. Beinahe fiel er wieder hin, schaffte es aber, weiterzulaufen. Erneut zuckte ein Blitz über den Himmel, und er sah, dass die Eingangstür der Kirche fehlte. Er hörte Schritte neben sich und schrak zusammen, aber da waren sowieso ganz viele Geräusche zu hören. Mit letzter Kraft stürzte er durch den Eingang in die Kapelle und brach im Mittelgang zusammen, als draußen Hagelkörner von der Größe eines Baseballs auf die Erde prasselten.
Sie hämmerten auf das Kirchendach, drangen über dem Chorgestühl durch das kaputte Dach und kamen lautstark neben dem Taufbecken auf dem Boden auf. Er kroch unter die Sitzbank. Ein heftiger Schmerz pochte in seiner Schulter. Der Hagel stürzte auf die Erde und die Überreste der Kirche. Es klang, als würden hundert Arbeiter die Umgebung mit Vorschlaghämmern traktieren. Es blitzte, und er hörte das Knacken von splitterndem Holz und das Geräusch herumwuselnder Vierbeiner, die wie er in der Kirche Schutz gesucht hatten. Er drehte sich auf den Bauch und legte den Kopf auf seinen gesunden Arm. Der andere Arm lag lahm und unbrauchbar neben ihm. Noch mehr Donner und noch mehr Blitze und viel mehr Hagel. Er lag nur da und zitterte.
Er verschränkte die Arme, atmete kurz und hastig und fragte sich besorgt, was das war, das sich hier mit ihm versteckte. Der Hagel prasselte ohne Unterlass auf die Kirche, und er hörte, wie draußen Äste knackten und brachen und auf den Boden fielen. Er lehnte sich zurück und erwartete, dass jeden Moment das Dach unter dem Ansturm des Hagels nachgab. Aber der Hagel ließ nach und hörte schließlich auf, und dann war es eigenartig still.
Er kroch unter der Bank hervor und setzte sich hin. Etwas bewegte sich zum Eingang der Kirche hin, das Kratzen von Pfoten war zu hören, dann noch mehr davon. Cohen rutschte an den Rand der Bank und war darauf vorbereitet, jeden Moment losrennen zu müssen. Das Tier bewegte sich erneut, aber diesmal wurde ihm klar, dass es nicht so groß war, um Angst davor haben zu müssen.
Alles schien innezuhalten. Der Hagelschlag hatte aufgehört. Kein Wind. Kein Regen. Es war ruhig und dunkel, wie in einem leeren Theater.
Er wusste, was das bedeutete.
Er wartete, und schließlich begann ein leichter Regen zu fallen. Er horchte auf das Rieseln des Regens, der in die Kirche tropfte, und das Geräusch erinnerte ihn an den kleinen Bach im Frühling, an dem er als kleiner Junge spielte. Der Bach, dessen Quelle versteckt im Schatten der Bäume lag, aus der eiskaltes Wasser sprudelte. Er
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