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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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und sie schrie: Ich hasse dich! Und stampfte weiter und weiter, und es knackte wieder, und Mariposa und Kris traten gegen Ava, deren Körper in so viele Kleider eingewickelt war, dass es wirkte, als würden sie gegen eine Matratze treten.
    Cohen schaute mit verschränkten Armen zu. Er fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, wenn man es so aus sich herausließ, was immer er herauszulassen hatte. Aber er wollte nicht eingreifen, er wusste, dass er nicht nachvollziehen konnte, was sie durchgemacht und welche Rechnungen sie mit diesen toten Körpern noch zu begleichen hatten.
    Kris hörte auf und beugte sich schnaufend nach vorne: »Ich kann nicht mehr.«
    Nadine und Mariposa hörten auf und schauten sie an.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Cohen.
    »Es geht ihr gut«, sagte Nadine. »Warum lässt du uns nicht mal kurz allein? Setz dich hin.«
    »Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«, fragte Cohen Kris ein weiteres Mal.
    »Cohen«, sagte Mariposa.
    Kris ging in die Knie, und Nadine und Mariposa traten zu ihr.
    »Falls ihr mich braucht, ich bin da drüben«, sagte Cohen, aber sie hörten nicht zu. Er ließ sie allein und setzte sich zu Evan. Ein paar Minuten später waren sie wieder dabei.
    Evan war mit Brisco hineingegangen, und Cohen saß allein da, als die Frauen zurückkamen. Der Regen war schwächer geworden, und sie setzten sich hin. Cohen fand eine Wasserflasche und reichte sie weiter. Er stellte sich vor das heruntergebrannte Feuer.
    »Ich wusste es«, sagte Kris. »Ich wusste, dass sie so einen Scheiß machen würde, egal, was sie sagt.«
    »Genau«, sagte Nadine. »Ich hab’s auch gewusst. Und wir werden niemanden beerdigen, dass du das gleich weißt.«
    Cohen zündete sich eine Zigarette an und hauchte gegen seine Handflächen. Er schaute Mariposa an, die seinen Blick erwiderte. Als ihre Augen sich trafen, starrte er sie einen Moment lang an. Dann hauchte er wieder in seine Hände. Nadine setzte die Flasche an, trank aus und warf sie in die Glut. Die Flasche krümmte sich und schmolz.
    »Ich hab mir überlegt, dass ich es weggeben will«, sagte Kris. »Das war das Erste, was ich heute gedacht habe, als mir klar wurde, dass wir hier weggehen. Ich will es nicht mal sehen. Nehmt es einfach, werde ich ihnen sagen. Zeigt es mir nicht, nehmt es einfach weg. Aber als es dann wehtat, hab ich meine Meinung geändert. Während dieser schrecklichen Krämpfe hab ich auf einmal gewollt, dass es ihm gut geht und dass ich es sehen werde. Sogar als ich laut schreien musste, weil es so wehtat, habe ich mir gewünscht, dass ich es behalte und es kriegen kann. Ich hoffe, ich werde es kriegen.«
    »Du wirst es kriegen«, sagte Cohen.
    »Wenn wir es schaffen«, fügte Nadine hinzu.
    Er hatte jetzt genug vom Rauchen und wollte etwas trinken. Er ging zu seinem Wohnwagen und kam mit einer Flasche Whiskey zurück. Er reichte sie Kris, aber die schüttelte den Kopf.
    »Ein Schluck kann nicht schaden«, sagte Nadine.
    Kris hob die Flasche an, nahm einen Schluck und musste schwer atmen. »Ich hab den Scheiß noch nie getrunken«, sagte sie, als sie die Flasche an Nadine weitergab.
    »Du wirst es schaffen«, sagte Cohen.
    »Vielleicht.«
    Nadine trank und sagte, sie halte diese Feuchtigkeit nicht mehr aus. Und jetzt, wo Aggie tot war, gäbe es wirklich keinen Grund mehr, hier herumzuhocken. Sie nahm noch einen Schluck, reichte die Flasche an Mariposa weiter und ging rein.
    Mariposa hielt sich die Flasche unter die Nase und roch daran. Dann nahm sie einen winzigen Schluck und zuckte zusammen. Cohen schüttelte den Kopf und nahm ihr die Flasche ab.
    »Wie hat sie ausgesehen?«, fragte Kris.
    Cohen wechselte die Flasche von einer Hand in die andere. Er dachte an das Bild in seiner Hosentasche und wollte es schon hervorziehen. Aber dann sagte er: »Sie sah wie eine Läuferin aus, denn genau das war sie. Ziemlich groß. Sie aß, so viel sie wollte, denn sie verbrannte es alles. Machte schon in der Highschool Crosscountry-Lauf. Rannte immer weiter. Auch am Strand. Ich lag dann da rum und trank Bier, während sie ein paar Meilen hin und zurück lief. Dann ging sie ins Wasser, um sich abzukühlen, und schimpfte mich aus, weil ich so lahm war.«
    »Du hättest mitlaufen sollen«, sagte Kris.
    »Nee, hätte ich nicht. Das war ihr Ding. Ich fand es gut, dass es ihr Ding war. Es machte sie ausgeglichen, und ich hätte nur alles verdorben, wenn ich hinter ihr hergehechelt wäre.«
    »Das war wahrscheinlich ziemlich klug.«
    »Ja, es war eine

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