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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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aufstehe«, entgegnete sie trocken. »Das ist ein Fortschritt. Aber hey, lass uns keine Opern quatschen. Wir brauchen dich.«
    »Wofür?«
    »Triton muss geimpft werden.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Schweigend folgte Andreas Mandy nach draußen. Auf schmalen Plattenwegen umrundeten sie das Nagetierhaus und gingen auf die Hundezwinger zu. Wildes Gebell schlug ihnen entgegen; durchsetzt mit dem hellen Winseln und Jiffen der Welpen, die ihre Stimmbänder erprobten. Am Rande der Anlage angekommen, steuerten sie auf das Hundehaus zu.
    Während sie das niedrige Gebäude betraten, warnte Mandy: »Ich war schon bei ihm. Er hat den Braten längst gerochen. Sei vorsichtig, okay?«
    Andreas nickte. Tiefes Bellen begrüßte ihn, als er an das grün gestrichene Gitter trat und die schmale Tür öffnete. Triton war ein Kuvasz, ein schneeweißer Herdenschutzhund, der einer kleinen Frau wie Mandy leicht die Vorderpfoten auf die Schultern legen konnte, wenn er sich auf die Hinterbeine erhob. Gezüchtet, um große Herden zu bewachen und zu verteidigen, war der Kuvasz kein leicht zu haltender Hund.
    Er brauchte eine starke Hand und vor allen Dingen positive Erfahrungen, um zu dem freundlichen Wesen zu finden, das den Hunden im Grunde ihrer Herzen eigen war.
    Dieser Rüde hatte weder das eine noch das andere genossen. Als niedlicher Welpe von unerfahrenen Leuten gekauft, war er seiner Familie schnell über den Kopf gewachsen. Noch vor seinem ersten Geburtstag hatte er drei Mal den Besitzer gewechselt. Von seinem letzten Eigentümer war er weggeholt worden – wegen Tierquälerei.
    Kurz: Triton war verkorkst, misstraute den Menschen und war schwer bis gar nicht zu vermitteln. Warum Andreas einen Stein bei ihm im Brett hatte, konnte niemand sich erklären, aber es war von Vorteil, wenn der dreijährige Rüde zum Tierarzt musste.
    »Komm her, Dicker«, sagte Andreas leise. Langsam kniete er sich hin und wartete, dass der unsicher in einer Ecke hockende Hund zur Ruhe kam. Dessen Körpersprache spiegelte unmissverständlich sein Misstrauen wider. Zweifelsohne hatte Mandy recht: Triton wusste längst, dass er nicht nur für einen Spaziergang aus dem Zwinger geholt wurde.
    »Nun sei nicht so«, lockte Andreas wieder und griff in seine Arbeitshose, um nach einem Brocken Trockenfisch zu fahnden. Der starke Geruch verführte die meisten Hunde über alle Maßen. »Es ist nur ein kleiner Pieks. Du kennst Dr. Toczek doch schon.«
    »Ja, er hat sogar schon mal ein Stück von ihr zwischen den Zähnen gehabt«, sächselte Mandy kaum hörbar, während sie das Zwiegespräch zwischen Kuvasz und Mensch beobachtete.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis Triton Mut fasste und auf Andreas zukam. Interessiert schnüffelte er an dessen Händen und ließ sich gemächlich mit Fischbrocken füttern. Während der gesamten Zeit redete Andreas dem Hund gut zu, erzählte ihm von den unmöglichsten Dingen; angefangen beim Wetter bis zu den Sportergebnissen vom Wochenende. Auf den Inhalt kam es nicht an. Nur darauf, dass Triton nicht schon vor dem Verlassen des Zwingers vor Angst um sich biss.
    Andreas kam sich ein bisschen gemein vor. Da ergaunerte er sich das Vertrauen des Hundes, nur um ihn in die Tierheimpraxis zu bringen. Mandy hielt ihm die Leine entgegen, als er schließlich mit der Hand an Tritons Halsband den Zwinger verließ.
    »Wir müssten viel mehr mit ihm arbeiten«, bemerkte sie.
    »Wem sagst du das? Aber wie alles andere auch …«
    »… scheitert es an der Zeit«, beendete die Kollegin den Satz für ihn. Sie zwickte sich nachdenklich ins Kinn. »Trotzdem. Triton braucht endlich ein vernünftiges Zuhause. Bei jemandem, den er mag und der sich um ihn kümmert. Und der versucht, seine Macken wieder auszubügeln. Jemand, bei dem er sich wohlfühlt und bis ans Ende seiner Tage bleiben kann, auch wenn er mal wieder Zicken macht.«
    »Jaja«, unterbrach Andreas Mandys Redefluss. »Und zufällig kennst du so jemanden.«
    »Richtig.«
    Sie führten dieses Gespräch nicht zum ersten Mal. Mandy war nicht von dem Gedanken abzubringen, dass Triton zu Andreas gehörte. Natürlich, der Kuvasz war ein großartiger Hund, der etwas Besseres verdiente als ein Dasein im Tierheim. Doch während sie zum Tierarzt gingen und Triton vertrauensvoll neben ihm hertrottete, zählte Andreas innerlich alle Gründe auf, die gegen Mandys Vorschlag sprachen.
    Ja, in seiner Wohnung war viel Platz, aber sie lag im vierten Stock. Das Gebäude hatte keinen Fahrstuhl. Noch war dieser

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