Nach der Hölle links (German Edition)
Zweifel gehabt. Immerhin war Triton kein Dackel, den man sich bei schlechtem Benehmen oder zickigem Gebaren unter den Arm klemmen konnte.
Der Kuvasz konnte nicht mit Körperkraft davon überzeugt werden, wer der Chef im Haus war. Er brauchte eine starke Hand und musste die Menschen in seiner Umgebung akzeptieren. Halb fürchtete Andreas, dass sein Hund am Ende Sascha nicht in der Wohnung duldete.
»Packen wir es«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Er musste dringend aus dem Büro hinaus.
Nur Sascha begleitete ihn auf dem Weg zu den Hundezwingern. Er hielt sich dicht an Andreas’ Seite, unternahm aber keinen Versuch, nach ihm zu tasten. Besser so. Seine Schweißhände wollte er Sascha nicht zumuten.
Er war erstaunt, dass Mandy sich ihnen nicht anschloss, die bei Zweibeinern selten so viel Taktgefühl bewiesen hatte wie in diesem Moment. Vermutlich dachte sie eher an den Hund.
Am Eingang zu dem niedrigen Flachdachgebäude, in dem Triton logierte, blieb Andreas stehen. Mit glasigen Augen sah er Sascha an. Er schämte sich, es auszusprechen, aber er fragte: »Baue ich hier gerade Mist?«
Eine leise, innere Stimme fragte ihn, wie es sein konnte, dass er sich innerhalb kürzester Zeit daran gewöhnt hatte, in einem solchen Augenblick auf den Freund zurückzugreifen.
»Nein, tust du nicht. Du hast lange darüber nachgedacht. Triton akzeptiert und mag dich und ihr seid für die Hundeschule angemeldet. Du bist also nicht mit ihm allein, wenn du Schwierigkeiten hast. In deiner Wohnung ist alles bereit, und die Bude ist größer als manches Einfamilienhaus. Du hast Zeit für ihn und kannst ihn mit auf die Arbeit nehmen, sobald er fit für Bus und Bahn ist. Außerdem kannst du ihn auf jeden Fall versorgen. Keine Krankheit oder keine OP, die er braucht, wird dich je in finanzielle Schwierigkeiten bringen. An die Haftpflicht hast du auch gedacht. Und ich bin auch noch da«, zählte Sascha auf. Sein aufmunterndes Zwinkern tat Andreas gut. »Besser könnte er es nur haben, wenn du dir einen Bauernhof zum Bewachen kaufst.«
»Einen ganzen Bauernhof gleich?«, gab Andreas deutlich ruhiger zurück.
»Oder ein Haus. Ist auch egal. Wichtiger ist, dass es ihm bei dir immer besser gehen wird als hier. Er hat es verdient, dass er endlich ein vernünftiges Zuhause bekommt.«
»Du magst ihn, oder?« Es klang dünn.
Sascha legte den Kopf schief. »Ich mag Hunde. So gut kenne ich Triton ja noch nicht. Aber er mag dich und weiß, dass ich … zu dir gehöre. Spätestens in vier Wochen sind wir ein Herz und eine Seele.«
Es war nicht klar, ob er sich auf Triton oder Andreas bezog. Oder auf alle drei.
Hintereinander traten sie ein. Andreas’ Mund war trocken, als er sich Tritons Zwinger näherte. Der Kuvasz sah ihm aus runden Augen entgegen und ging rückwärts, als er sich der Tür näherte. Die hellen Ohren legten sich an den Schädel, sein Schwanzwedeln war verhalten. Andreas räusperte sich hart. Er musste sich zusammennehmen. Sascha hatte ganz recht. Wenn er nervös war, spürte Triton das und fürchtete eine Gefahr.
»Na Dicker«, sagte er leise, während er sich an der Tür zu schaffen machte. »Möchtest du mitkommen? Mit zu mir nach Hause?«
Zu seiner Verlegenheit hatte er einen Kloß im Hals. Seine Augen brannten, als der Hund zögernd auf ihn zukam und misstrauisch zu Sascha schielte, der sich im Hintergrund hielt.
»Komm, das machen wir erst einmal ab«, sprach Andreas weiter und löste das Tierheimhalsband. Stattdessen legte er Triton ein weiches aus Leder um. Sascha hatte ihn gutmütig ausgelacht, weil er stundenlang im Internet nach dem bequemsten und schönsten Halsband gesucht hatte.
»So, das hätten wir. Zuhause warten noch viel schönere Sachen auf dich. Ein Hundebett und ganz viele Decken. Spielzeug. Kauknochen. Schweineohren.«
»Vergiss das Begrüßungsschnitzel nicht, das du ihm vorhin gekauft hast«, erinnerte Sascha belustigt. »Und die drei Bürsten, mit denen du ihm zu Leibe rücken willst, erwähnst du natürlich nicht.«
»Shh, erzähle ihm das doch nicht. Er hasst es, am Hintern gebürstet zu werden.«
»Gott, was fällt es mir jetzt schwer, nicht unter die Gürtellinie zu gehen«, murmelte Sascha und drehte sich betont beherrscht um.
»Das ist ein Ochse, oder, Triton?«, flüsterte Andreas seinem neuen Mitbewohner zu. Sacht fuhren seine Hände über das weiche Fell. Am liebsten hätte er den Kopf darin vergraben. »Gehen wir.«
Für den Weg zu Andreas’ Wohnung brauchten
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