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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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geflohen war, zeigte sich, als Sascha die Wohnungstür aufschließen wollte und nicht auf Anhieb den richtigen Schlüssel fand. Der bleiche Freund half ihm nicht, starrte trüb vor sich hin und schien alle Zeit der Welt zu haben. Als sie es in die Wohnung geschafft hatten, bog Andreas sofort nach rechts ins Badezimmer ab. Er machte sich nicht die Mühe, die Tür zu schließen, als er auf die Toilette zusteuerte. Entweder hatte die Sorge um Margarete sein Gefühl für Takt und Scham außer Kraft gesetzt oder er fühlte sich in Saschas Gegenwart heimisch genug, um vor ihm Wasser zu lassen. Die zweite Option gefiel Sascha viel zu gut.
    Plötzlich unsicher zog er die Schultern hoch und sah sich in dem hohen, ein wenig unordentlichen Flur um. Bis hierher waren sie gekommen. Wie es von nun an weitergehen sollte, war ihm schleierhaft.
    Er wusste, was er wollte und für richtig hielt. Aber er hatte Zweifel, dass Andreas sich darauf einlassen würde, vor ihm zusammenzubrechen und sich auf diese Weise der Schrecken des Tages zu entledigen. Sascha wünschte sich diese Reaktion und hielt sie für gesund, aber er wollte Andreas nicht seiner Würde berauben.
    Nun stell dich nicht so dumm an, murrte Sascha sich innerlich an. Denk nach. Was braucht er jetzt? Was ist wichtig, was nicht?
    Sein Magen kam ihm zu Hilfe, indem er sich unruhig zu Wort meldete. Das Care-Paket seiner Tante hatten sie kaum angerührt und für Richard und Gustav von Winterfeld im Krankenhaus gelassen. Es war wichtig, dass Andreas aß. Und wenn er davon nicht zu überzeugen war, musste er zumindest etwas trinken. Keinem war geholfen, wenn er dehydriert zusammenklappte.
    Gut. Mit Getränken versorgen, füttern und ins Bett bringen. In dieser Reihenfolge. Das sollte machbar sein.
    Es kostete Sascha einige Überwindung, nicht auf das verräterische Schleifen zu Boden fallenden Stoffes zu reagieren und einen Blick ins Bad zu werfen. Die Dusche, die kurz darauf ansprang, bestätigte seine Vermutung und weckte Erinnerungen. Erschreckend heftig sprang Sascha der Wunsch an, Andreas unter dem Wasserstrahl Gesellschaft zu leisten.
    Sie hatten sich schon einmal unter der Dusche aneinandergedrängt und die Köpfe zusammengesteckt. Schon einmal gegenseitig ihre Haut eingeseift; eher in Berührungen übersetzte Gefühle als erotisches Ansinnen.
    Auf der Suche nach einem weniger gefährlichen Fokus ging Sascha in die Küche. Auch hier herrschte eine freundliche Art von Chaos vor. Er konnte nicht anders, als sich heimisch zu fühlen, und war von diesem Umstand nicht begeistert. Er hatte kein Recht, sich heimlich an diese Wohnung zu gewöhnen.
    »Reiß dich mal zusammen«, ermahnte Sascha sich.
    Er steuerte auf den Kühlschrank zu und war überrascht, wie gut gefüllt und sauber er war. Zwar entdeckte er einige Tomaten in ihrer Plastiktüte, die ein flauschiges Pelzchen trugen, aber insgesamt konnte der Inhalt sich sehen lassen. Sie würden schon satt werden.
    Er zögerte und fragte sich, ob es in Ordnung war, wenn er sich bediente. Bestimmt. Sie steckten gemeinsam in diesem Notfall, und Andreas hatte ihn gebeten zu bleiben. Trotz seiner Anspannung ertappte Sascha sich bei einem Lächeln.
    Womit fütterte man also einen Mann, der den ganzen Tag über verkrampft auf einem Krankenhausstuhl gekauert und bestialische Ängste ausgestanden hatte? Zu schwer durfte es nicht sein, aber ein wenig Fett würde nicht schaden. Fett war gut für die Nerven.
    Als Andreas mit nassen Haaren und einem Handtuch um die Hüften an der Küche vorbei ging, stand der Wassertopf schon auf dem Herd, und Sascha suchte Zutaten für einen schnellen Auflauf. Nudeln, Hühnerfleisch und Champignons aus der Dose fand er, die Sahne für die Soße ließ sich mit Milch ersetzen und als Belag musste der Scheibenkäse herhalten. Keine französische Küche, aber nahrhaft. Dass Saschas Gesicht heiß wurde, lag zweifelsohne an der Hitze, die vom Kochfeld ausging. Keinesfalls an der Tatsache, dass sich jemand, den er einmal abgöttisch geliebt und begehrt hatte, halb nackt durch den Flur bewegte.
    Wenige Minuten später hörte er Andreas hinter sich die Küche betreten. Sascha drehte sich zu ihm um. Es tat ihm in der Seele weh, wie verloren Andreas wirkte. Er musterte die Küchenschränke, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Mit Topf und Pfanne auf dem Herd schien er heillos überfordert. Wenigstens die Sprache war ihm geblieben: »Du musst das nicht tun.«
    »Was tun? Für Essen sorgen?«, hakte Sascha nach. »Purer

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