Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach dir die Sintflut

Nach dir die Sintflut

Titel: Nach dir die Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Kaufman
Vom Netzwerk:
wählte er den Notruf. Er hielt den Telefonhörer noch in der Hand, als er sich wieder neben sie setzte.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er. Er war davon überzeugt, sie getötet zu haben, indem er ihren Puls nicht gefunden hatte.

    Lewis löste den Blick vom Teppichboden und versuchte zu lächeln. Die Frau ergriff seine Hand und drückte sie, aber Lewis drückte nicht zurück.
    »Wirklich?«, fragte sie. Ihre andere Hand berührte vorsichtig sein Gesicht. »Diese Gelegenheit ist in der Tat einmalig. Können wir wenigstens nebeneinander schlafen? Das ist immer nett.«
    Lewis erschrak über das Wort »nett«, das sie anscheinend völlig ernst meinte. Er hatte es seit langer Zeit nicht mehr gehört.
    »Ja«, sagte er, »das wäre nett.«
    Hand in Hand gingen sie über den Teppich ins Schlafzimmer. Sie zogen sich aus. Sie stiegen ins Bett und deckten sich mit einem weißen Baumwolllaken zu. Lewis genoss die Ruhe, aber plötzlich fing die Frau heftig zu strampeln an. Lewis setzte sich auf. Die Frau strampelte und strampelte und hörte erst auf, als das Laken nicht mehr am Fußende der Matratze festgeklemmt war.
    »Wozu machen die das? Ich kriege davon eine Gänsehaut«, erklärte sie. Sie war eingeschlafen, noch bevor Lewis antworten konnte.
    Am nächsten Morgen wurde Lewis von einem Geräusch an
der Tür geweckt. Er sprang aus dem Bett, überrascht über die eigene Beweglichkeit. Er riss das weiße Laken vom Bett, wickelte sich darin ein und steckte den Kopf aus der Tür.
    »Wo willst du hin?«, fragte er. Die Frau war angezogen und entfernte gerade die Kette von der Tür.
    »Ich muss zur Arbeit.«
    »Du arbeitest?«
    »Du klingst überrascht.«
    »Ich dachte, als Gott wäre man ausgelastet.«
    »Und wovon soll ich meine Rechnungen bezahlen?«
    »Wie heißt du?«
    »Ich habe viele Namen.«
    »Nenn mir einen.«
    »Such dir einen aus.«
    »Satan?«
    »Ach, Unsinn. Du solltest mich ein bisschen ernster nehmen. Andere wären froh.«
    »Lisa?«
    »Nicht besonders erhaben. Aber bitte sehr, wenn du meinst«, sagte Lisa. Sie verschwand.
    Lewis schloss die Augen und hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Er hörte, wie sich die Borsten unter dem Türblatt an die Schwelle schmiegten. Er lauschte auf das präzise Schnappen des Türschlosses. Dann ließ er das Laken fallen. Er griff nach seiner Hose. Er war überrascht, seine Brieftasche darin zu finden, in der sein Geld steckte. Er überprüfte die Innentasche seines Sakkos, aber der Umschlag war noch da. Anscheinend hatte niemand ihn angerührt.

3
    Wasser + Zeit: Aby (erster Teil)

Sieben
    Ein weißer Honda Civic wird gestohlen
    Aberystwyth hockte immer noch hinter einem roten Pick-up im zweiten Stock des Ultramart-Parkhauses und atmete leise durch die Kiemen, als drei Parklücken weiter ein weißer Honda Civic einparkte. Sie wartete, bis der Fahrer im Aufzug war, dann richtete sie sich auf und ging auf das Auto zu. Mit ausgestreckten Armen und unsicheren Schritten wankte sie auf ihren langen grünen Beinen vorwärts.
    Unbeholfen kniete sie neben dem rechten Hinterrad des Honda nieder, um in den Radschacht zu greifen und mit der Hand über das glatte, gebogene Blech zu streichen. Aby hatte bereits die rechten hinteren Radschächte aller Autos, Pick-ups und Transporter abgesucht, die während der letzten zweiundsiebzig Stunden hier geparkt worden waren. Sie hatte nichts gefunden, dementsprechend niedrig war ihre Erwartung. Sie spreizte die Kiemen und seufzte, aber da stießen ihre Finger gegen einen kleinen rechteckigen Gegenstand, der magnetisch am Blech klebte. Aby zog den Arm heraus und betrachtete die kleine schwarze Box in ihrer Hand. Es dauerte eine Weile, bis sie den winzigen Knopf gefunden hatte, mit dem die Box sich öffnen ließ, aber schließlich hielt sie den Zündschlüssel in der Hand.
    Aby stieß einen kurzen Triumphschrei aus, der von den Betonwänden des Parkhauses widerhallte. Mit dem Schlüssel in der Hand näherte sie sich der Fahrertür. Die Schwimmhäute
zwischen ihren Finger erschwerten das Einführen des Schlüssels erheblich, aber sobald er im Schloss steckte, ließ er sich mühelos drehen. Die Tür zu öffnen erwies sich als leicht, hinter dem Steuer Platz zu nehmen war komplizierter.
    Der Abstand zwischen Sitzkante und Gaspedal war um einiges kürzer als Abys Beine. Sie hielt sich am Autodach fest und schlängelte das rechte Bein unter die Lenksäule. Sie ließ sich auf den Sitz sinken, bis ihre Knie rechts und links vom Lenkrad aufragten. Sie warf

Weitere Kostenlose Bücher