Nachhaltig investieren und gewinnen
zu konfrontieren. Eine bekannte Adresse für aktive Stimmrechtsausübung in der Schweiz ist Ethos. Das Unternehmen hat sich zuletzt unter anderem bei Nestlé und UBS durch das Auftreten bei Generalversammlungen einen Namen gemacht. Ethos ist eine schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung, wurde 1997 von zwei Genfer Pensionskassen gegründet und umfasst aktuell 121 institutionelle Investoren.
Nachhaltige Investoren kommunizieren mit Unternehmen. Der Dialog wird geführt, um Defizite und Verbesserungen zu besprechen. Engagement ist ein eigener Stil im Bereich nachhaltiger Geldanlage. Manche Fondsmanager setzen auf keinerlei Kriterien oder Best-in-Class-System (siehe dazu Seite 106), sondern suchen nur den Kontakt zum Unternehmen und versuchen, im Sinne einer nachhaltigen Unternehmenspolitik auf das Unternehmen einzuwirken.
Die Möglichkeiten der Beeinflussung von Unternehmen durch die Investoren steigen natürlich mit dem Umfang derjenigen Mittel, die von verantwortungsvollen und nachhaltigen Investoren verwaltet werden. Jeder zusätzliche Euro erhöht somit die Chance, Unternehmen von der Berücksichtigung sozialer und umweltorientierter Themen zu überzeugen oder zu überreden. Fachleute schätzen, dass es ab einem Anteil von einem Viertel – das heißt, wenn ein Viertel aller Investments in Nachhaltigkeitsprodukten getätigt wird – wirklich „ernst“ würde für die Unternehmen.
Beispiel: Der überzeugende Fondsmanager Gustav Gibacht
Gustav Gibacht ist seit mittlerweile zwanzig Jahren im Fondsmanagement tätig. Er kennt vor allem im Inland, aber auch im nahe gelegenen Ausland, eine Vielzahl von Topmanagern und Unternehmensvertretern. Gustav Gibacht versucht, die Unternehmen, welche sich in seinem Portfolio befinden, regelmäßig auf aktuelle Trends und Entwicklungen hinzuweisen und sie so zu unterstützen. In letzter Zeit hat er die Bedeutung extrafinanzieller Themen im Bereich Umwelt und Soziales erkannt. Dementsprechend versucht er bei formellen und informellen Treffen, diese Aspekte aufzuzeigen und die Unternehmen zu deren Berücksichtigung zu überzeugen oder zu überreden.
Dabei darf nicht vergessen werden, wer hinter den vermeintlichen Großinvestoren steht. Es sind in der Regel nicht Finanzmagnaten oder Großkapitalisten. Großinvestoren oder institutionelle Investoren verwalten meist fremde Gelder. Diese Gelder stammen wiederum von Vorsorgeeinrichtungen oder Investmentfonds. In beiden Fällen stehen Privatinvestoren, künftige Pensionisten oder Menschen, die sich bereits im Ruhestand befinden, hinter den zu investierenden Summen.
Beispiel: Bewusste und unbewusste Investments
Wer Aktien kauft und verkauft, ist laufend mit der Frage konfrontiert, warum er welches Papier kauft oder verkauft. Andere Investments sind da nicht so „bewusst“. Man denke etwa an eine Lebensversicherung. Auch hinter der Polizze einer Lebensversicherung stehen Geldanlagen. Diese können nachhaltig sein oder konventionell. Dasselbe gilt für Pensionsfonds und andere Vorsorgeinstrumente, die man „halt hat“. In allen diesen Fällen gibt es aber die Möglichkeit nachzufragen, wie mit dem Thema Verantwortung umgegangen wird.
Es besteht eine interessante Wechselbeziehung zwischen Privatinvestoren, institutionellen Anlegern, Unternehmen und deren Arbeitnehmern. Denn die Arbeitnehmer sind oft selbst Investoren – direkt in der Form von Mitarbeiterbeteiligungen, durch Erwerb von Einzelaktien oder durch Kauf von Investmentfonds. Andererseits sind viele Menschen über Pensionsfonds im Wechselkreis enthalten, ohne auf das System selbst direkt Einfluss zu haben. Versuchen nun die Unternehmen höhere Gewinne zu erzielen, um ihren Profit und damit die Aktienkurse zu erhöhen, so kann das die Anleger doppelt beeinflussen. Einerseits werden möglicherweise ihre Geldanlagen oder Vorsorgepläne mehr wert sein, andererseits könnte sich das Unternehmen zu Personaleinsparungen gezwungen sehen und der Anleger seinen Job verlieren.
Abbildung: Wechselkreis des Investments
Beispiel: Der „reiche“ Arbeitslose Harald Hausmann
Harald Hausmann war im Bereich Kundenbetreuung eines Telekomunternehmens beschäftigt. Vor einigen Jahren wurde die Abteilung in „Call Center“ umbenannt. Vor einigen Monaten erhielt Herr Hausmann dann die schlimme Nachricht. Sein Arbeitsplatz würde eingespart, er wäre einfach „zu teuer“. Das ganze Call Center wurde nach Indien ausgelagert. Damit konnte das Unternehmen seine Profite und
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