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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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Klappe, bevor ich wieder mal was Falsches sage.

    »Ich bin halt mehr ein Ballkünstler als ein Tonkünstler«, gibt er immerhin schon wieder grinsend zu.
    »Ist bei mir eher umgekehrt«, kann ich nun auch wieder grinsen.
    Jan blättert in meinem Gitarrenkatalog und will wissen, ob ich mich schon für eine entschieden habe. Ich zeige ihm eine, die ich am liebsten hätte, die aber natürlich auch am teuersten ist, sodass ich sie mir erst leisten könnte, wenn ich noch zwei Jahre Nachhilfe gebe. Aber außer dieser habe ich noch zwei in der Auswahl, die bezahlbar und trotzdem ziemlich gut sind. Und spitze aussehen. Meiner Meinung nach wenigstens. Eine davon habe ich sogar mal probespielen können in einem Musikhaus. Die hat einen so guten Klang, dass ich eigentlich zu schlecht für sie bin. Noch. Aber genau deshalb gehe ich ja auch zwei Mal die Woche zum Gitarrenunterricht. Auch eine Art Nachhilfe.
    Ich habe fast vergessen, dass Jan hier auf meinem Bett sitzt und ich mich sonst immer so unsicher und peinlich bei ihm fühle. Aber wenn’s um Gitarren geht, bin ich echt in meinem Element und weiß, wovon ich spreche. Ich hab auch gar nicht gestottert oder bin rot geworden. Dumm nur, dass es unmöglich ist, mit jemandem richtig zusammenzusein und dabei die ganze Zeit nur über Gitarren zu reden statt über sich, den anderen, Liebe, Küsse …
    Dabei geht’s ja sowieso nicht ums richtig zusammensein und miteinander gehen, wenn’s um Jan und mich geht. Ich reiße mich also von meinen Träumen los und konzentriere mich wieder auf die Gitarren.
    Jan findet’s seltsam, dass ich unbedingt Bass spielen will,
wo ich doch gar nicht in ’ner Band bin. »Wie kann man denn solo ein Rhythmusinstrument spielen? Gibt’s dafür überhaupt Musik?«
    Was ich Jan jetzt auf keinen Fall sagen kann: selbst wenn es keine tollen Musikstücke für Solobass gäbe, würde ich es schon deshalb spielen wollen, weil die tiefen E-Bass-Töne mindestens genauso im Bauch kribbeln wie Verliebtsein!
    Aber zum Glück gibt’s auch noch super Songs. Ich zeige Jan meine Bass-CD-Sammlung, die ziemlich groß ist, weil ich mir zu Weihnachten und Geburtstag immer welche wünsche und auch bekomme. Trotzdem, meine Sammlung der peinlichen Momente ist zurzeit definitiv noch größer.
    Jan ist echt erstaunt, dass es CDs gibt, auf denen nur Bassisten spielen, und vor allem kann man mit so ’nem Bass von Pop und Rock über Jazz und Klassik bis zu Funk alles spielen, und sogar Acid- und Hiphopbassisten gibt es.
    Mein Lieblingsbassist ist Jonas Hellborg.
    »Der komponiert selbst ganz viel, sogar indische Songs und auch Metal. Andere Musiker reißen sich drum, mal mit ihm spielen zu dürfen«, sage ich zu Jan, als ich eine CD von Hellborg einlege. »Da ist der Bass nicht bloß ein Rhythmusgezupfe für angeblich schlechte Gitarristen«, rege ich mich auf und lasse ihn in ein paar Lieder reinhören.
    Zur Abwechslung schwärme ich nicht von Jan, sondern von Jonas Hellborg. Das Beste ist, dass der mit seiner Band in ein paar Wochen ein Konzert in unserer Nachbarstadt gibt und ich mir nichts – also fast nichts natürlich! – mehr wünsche, als dort hinzugehen. Das Schlimmste ist, dass meine Eltern es mir schon verboten haben, weil sie finden, dass ich
mit dreizehn Jahren zu jung bin, um auf ein Konzert zu gehen.
    »Und du findest echt keinen besser als diesen Typen?«, hält mir Jan fragend die CD vor die Nase.
    »Keinen Musiker, nö«, manövriere ich mich geschickt um eine Lüge. Denn besser als meinen Lieblingsbassisten finde ich natürlich meinen neben mir sitzenden Lieblingsnachhilfeschüler.
    Jan wirft mir meine CD in den Schoß. »Dann geh auch hin zu seinem Konzert.«
    »Wie denn, wenn ich nicht darf?«
    »Bist du so langweilig, dass du immer nur das machst, was deine Eltern dir erlauben?«
    Ich schweige und bin froh, dass Jan das als Verneinung interpretiert und »na also« sagt. Dabei habe ich gerade eher gedacht, dass ich meistens schon das mache, was meine Eltern mir erlauben. Oder dass ich eigentlich meistens machen kann, was ich will, weil sie mir gar nicht so viel verbieten. Aber wenn ich das jetzt Jan erkläre, heißt das für ihn offenbar, dass ich die totale Langweilerin sein muss. Dann lieber die Schweigsame. Hat wenigstens er Gelegenheit zum Reden: »Wenn mein Lieblingsfußballer, der leider in Argentinien spielt, ein Mal hier in Deutschland kicken würde, wär ich auf jeden Fall im Stadion.«
    »Du bist ja auch alt genug, dass sie dich dann

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