Nachhilfe in Erster Liebe
erträgt, ist, wenn man schweigt und sie einfach gegen die Wand laufen lässt. Manchmal habe ich das schon absichtlich gemacht. Dann wird Patricia richtig wild. Jetzt ist sie aber zum Glück ganz friedlich und erkundigt sich bei mir, was ich eigentlich am liebsten mit einem Freund zusammen machen würde.
»Kochen«, platze ich spontan heraus.
Das muss ein Gendefekt sein, dass ich immer rede, bevor ich denke. Oder ich bin doch nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht worden. Die anderen Mitglieder meiner Familie haben so etwas nämlich nicht.
Patricia verschluckt sich jetzt vor Überraschung an ihrem Brot.
»Das einzige Mal, dass wir beide zusammen gekocht haben, musste meine Mutter ihren Topflappen, ihren Kochlöffel und ihren Lieblingstopf wegwerfen und noch froh sein, dass du die Küche nicht abgefackelt hast«, sagt sie, als sie sich beruhigt hat.
Marie erinnert sich grinsend an Patricias Schilderung von damals: »Das war ›Brandteig‹ mal ganz wörtlich genommen. «
»Eben drum«, versuche ich mich rauszureden. »Es wird Zeit, dass ich das endlich lerne. Und zu zweit macht es viel mehr Spaß.«
Patricia sieht mich scharf an: »Wir waren damals bei uns auch zu zweit. Als der Spaß kam, war ich wohl gerade nicht in der Küche oder warum hab ich ihn verpasst?«
»Das nächste Mal können wir ja bei uns kochen«, schlage ich ihr vor, doch Patricia hebt abwehrend die Hände. »Dann fang lieber wieder mit Waveboardfahren an.«
Siri dagegen findet die Idee mit dem Kochenlernen gar nicht schlecht. »Alle Männer wollen Frauen, die ihnen was Gutes kochen können. Da war die ganze Emanzipation umsonst, sagt meine Mama.« Was Siri dann aber noch sagt, tut sie nur, um mich zu kränken. »Vielleicht kriegt Katja ja dann wirklich mal einen Freund, wenn sie gut kochen kann.«
Damit will sie mir nur reinwürgen, dass ich vorher keinen Freund finden werde, und schon gar nicht Jan. Siri hat keine Ahnung, wie falsch sie damit liegt. Zwar wird Jan bestimmt nicht mein richtiger Freund werden, aber wenn jemand beeindruckt ist von Kochkünsten, dann ich von Jans und nicht umgekehrt. Aber das werde ich natürlich nicht sagen. Und alles andere mit Jan schon gar nicht.
Eigentlich bin ich inzwischen froh, dass Jan und ich ausgemacht haben, die Nachhilfe geheim zu halten. Sonst müsste ich immer erzählen, wie es war. Und vor allem, wie er war. Und das würden sie mir sowieso nicht glauben.
14. Kapitel
I ch kann selbst kaum glauben, was gerade geschieht. Auf wundersame Weise habe ich es geschafft, die zwei Tage bis zur nächsten Nachhilfe zu überstehen, ohne vor Aufregung in Ohnmacht zu fallen oder mich gnadenlos zu verplappern. Jetzt stehe ich wieder bei Jan in der Küche.
»Wo ist Lars?«, frage ich. Jan grinst. »Sag nicht, dass du ihn vermisst«, durchschaut er mich. Ich zucke verlegen die Schultern. Jan erklärt mir, dass Lars bei einem Freund ist. »Damit wir ungestört sind.«
Mir wird sofort ganz flau, und ich glaube, genauso muss es sich anfühlen, wenn der erste Kuss bevorsteht. Dabei steht mir nur die erste Kochlektion bevor.
Eier backen findet Jan selbst für mich zu simpel. »Wir machen Broccoli und dazu Nudeln oder Kartoffeln, such’s dir aus.« Eigentlich esse ich viel lieber Nudeln, aber wenn ich mal so taktisch denke wie Marie beim Fußball, sollte ich unbedingt die Kartoffeln wählen. Das dauert nämlich viel länger, bis sie überhaupt geschält sind. Ich habe zwar keine Ahnung, wie er die dann mit dem Broccoli kochen will, aber das ist ja nicht mein Problem, Jan ist der Küchenchef.
»Kartoffeln«, sage ich also.
»Dauert aber länger«, grinst Jan.
»Kann ich auch mehr lernen«, fällt mir schnell eine geniale Antwort ein.
Jan erklärt mir, dass wir die Kartoffeln schälen und kochen werden, aber nicht ganz weich. Dann könnten wir sie mit dem Broccoli und Käse darüber im Ofen als Auflauf überbacken.
Klingt aufwendig, finde ich. Klingt aber auch lang, und das ist das Entscheidende.
»Klingt lecker«, sage ich.
Wenn meine Mutter mich beim freiwilligen Kartoffelschälen sehen könnte, würde sie wahrscheinlich auch endlich glauben, ich sei im Krankenhaus verwechselt worden.
Jan und ich sitzen zusammen am Küchentisch, schälen Kartoffeln, und ich muss mich voll konzentrieren, damit außer dicken Schalen auch noch Kartoffeln zum Kochen übrig bleiben.
Ich schiele zu Jan hinüber, der das viel besser kann, aber zum Glück kritisiert er mich nicht. Das kann ich nämlich überhaupt nicht
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