Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
Vom Netzwerk:
leiden. Ich weiß schließlich selbst am besten, dass ich nichts richtig kann.
    Jan besieht mein Werk grinsend. »Vielleicht solltest du nach dem Abi überlegen, Deutschlands erste Kartoffelschnitzkünstlerin zu werden oder einen Kartoffelzoo zu eröffnen. Sieht aus wie ein Nilpferd«, hält er mir meine Kartoffel vors Gesicht.
    »Eher wie eine fette Perserkatze«, lache ich und könnte
mich eine Sekunde später schon ohrfeigen. Denn ich habe Kassiopeia komplett vergessen. »Tschuldigung«, murmle ich und bin sicher, das ist es jetzt gewesen mit dem Kochen und mit dem Lernen und vor allem mit Jan.
    »Schon okay«, sieht er mich aber an. »Kassiopeia war weder fett noch eine Perserkatze. Außerdem holen wir bald eine neue. Falls ich versetzt werde.«
    »Klar wirst du«, sage ich wieder einmal etwas, ohne vorher nachzudenken. Denn er könnte das ja so interpretieren, dass eine Nachhilfe ab jetzt überflüssig ist. Und wenn es etwas gibt, was schon allein für mich alles andere als überflüssig ist, dann die Nachhilfestunden mit Jan. Und deshalb füge ich geistesgegenwärtig dann möglichst streng hinzu: » Wenn wir die Nachhilfe bis zum Sommer weitermachen.«
    Jan nickt und schlägt mir etwas vor, bei dem es mir die Sprache verschlägt: »Dann kommst du aber auch mit ins Tierheim und hilfst die neue Katze auszusuchen.«
    Weil ich nichts dazu sage, glaubt er erst, ich wolle nicht. Ich beeile mich dann zu stottern, dass ich mich wahnsinnig freue, aber nicht damit gerechnet habe, dass er ausgerechnet mich dabeihaben will.
    »Du warst beim Abschied von Kassiopeia dabei. Dann sollst du auch beim Anfang mit einer neuen Katze dabei sein.« Ich fühle mich so stolz, als hätte ich soeben in Hollywood einen Oscar gewonnen.
     
    Als die Kartoffeln im Topf sind, zerkleinern wir den Broccoli. Wenn ich zu Hause irgendetwas helfen soll oder putzen muss, mache ich immer das Radio an, damit ich wenigstens
ein bisschen Spaß dabei habe. Heute läuft keine Musik und ich bin total froh darüber. So können wir nämlich viel besser reden. Jan will wissen, wie es bei uns zu Hause mit dem Kochen abläuft.
    »Meine Mutter kommt abends gestresst heim und genauso kocht sie auch. Wenn ich dabei helfen soll und es ist nicht perfekt, meckert sie rum. Deshalb lass ich’s lieber«, erkläre ich Jan, und er versteht gut, was ich meine.
    »Wie mein Vater. Alle sind der Depp, nur er nicht.«
    Ich sehe Jan vorsichtig an. Von seinem Vater weiß ich gar nichts. Er wohnt nicht hier, und Jan hat auch noch nie von ihm erzählt. Soll ich mich trauen zu fragen, was mit seinem Vater passiert ist, oder stehe ich dann mal wieder in einem Fettnapf von der Größe der Titanic? Als ich noch überlege, fängt Jan von selbst an.
    »Vor allem mich und meine Mutter hat er fertiggemacht. Sie war aber nicht so blöd, sich das ewig gefallen zu lassen«, sagt er, und es klingt sogar ziemlich zufrieden.
    Tatsächlich habe ich auch das Gefühl, als kommen Jan, sein Bruder Lars und seine Mutter Regina gut ohne einen Vater aus. Und wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich, die Fanturs sind sogar mehr Familie als wir, die vier Gärtners, obwohl wir im Gegensatz zu ihnen »komplett« sind.
    »Bei uns ist alles langweilig und jeder für sich. Wir wohnen zwar zusammen, aber wir haben irgendwie gar nichts zusammen«, versuche ich Jan zu erklären.
    Er versteht mich sofort. Weil sie nur zu dritt sind und nicht so viel Geld haben, muss jeder mithelfen und alles wird zusammen besprochen.

    »Jeder ist für den anderen da, toll«, nicke ich in Gedanken vor mich hin, doch Jan macht mir klar, dass das auch Nachteile hat. Verwundert schaue ich in seine hellblauen Augen, die von mir aus inzwischen auch grau, braun oder sogar gelb sein könnten, so gern mag ich ihn inzwischen.
    »Nachteile?«
    »Meine Noten. Ich muss manchmal so viel machen, dass ich nicht mehr zum Lernen komme.«
    Ich nicke zwar, aber eigentlich finde ich das gar keinen Nachteil. Aus rein egoistischen Gründen natürlich. Denn sonst hätte ich ja nie so viel Zeit mit Jan verbringen können. Und ihn nie so gut kennengelernt.
    »Andererseits ist das eigentlich gar nicht so ein Nachteil. Wir hätten uns sonst nie so kennengelernt.«
    Genau das habe ich gerade gedacht. Aber gesagt hat das jetzt Jan!
    Vielleicht verliebt er sich ja doch in mich? Oder vielleicht ist er es sogar schon? Schließlich hat er vor Kurzem meine Hand gehalten, auch wenn es nur bei Kassiopeias Beerdigung war. Und jetzt steht er ganz nah hinter mir, sodass

Weitere Kostenlose Bücher