Nachhilfe in Erster Liebe
Hoffnung stirbt halt immer zuletzt.«
Ich weiß genau, was Siri meint und wie sie sich fühlt. Aber ich bin die Letzte, die dazu etwas sagen sollte. Wenn ich herausplatzen würde mit so etwas wie »Jan hat mir auch gesagt, dass er sich nicht für dich interessiert«, hätte ich keinen ruhigen Tag mehr, weil ich erklären müsste, wieso Jan ausgerechnet mir so etwas anvertraut. An Omas alter Redewendung »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold« scheint tatsächlich etwas dran zu sein.
Als Siri sich halbwegs von der Peinlichkeit erholt hat, dass Marie mit Jan über sie gesprochen hat, weswegen sie sogar kurz überlegt, gar nicht zur Party zu kommen, aber eben doch nur kurz, erzählt uns Marie, wie sie sich ihren Geburtstag vorstellt: »Um sechs fängt’s an. Alle, die wollen, können dann im Fernsehen die Sportschau mit mir gucken bis kurz vor acht.« Siri überlegt, ob sie auch die Sportschau gucken will.
»Wenn es wegen Jan ist, ist es verlorene Zeit«, kommentiert Marie trocken. Patricia und ich sehen sofort zu Siri, um ihr beleidigtes Gesicht nicht zu verpassen. Aber Siri überrascht uns. »Wer Deutscher Meister wird, ist noch nicht entschieden. Dieses Jahr ist das noch total spannend.«
Selbst Marie kriegt ihren Mund vor lauter Staunen kaum zu.
»Du hast doch gar keine Ahnung vom Fußball.«
»Hatte«, korrigiert Siri. »Zu irgendetwas müssen die Wochen auf dem Fußballplatz ja gut gewesen sein. Ich kenne mich jetzt sogar mit Abseits aus.«
Ich überlege eifersüchtig, ob Siri dann doch wieder Chancen bei Jan hat, wenn er erfährt, dass sie Fußballexpertin geworden ist. Aber wenn schon, was würde es mir nützen? Ich selbst habe ja doch keine Chance bei ihm, als »Kumpel«.
Marie erläutert jetzt weiter, wie sie ihren vierzehnten Geburtstag geplant hat. Die Nichtfußballgucker können ab achtzehn Uhr schon im Keller Party machen. Nach der Sportschau geht’s dort für alle rund. Was ihrer Meinung nach heißt, am Tischfußball zu kickern oder auf die Torwand im hinteren Kellerraum zu schießen.
Ich kann mir die langen Gesichter der anderen Mädchen schon vorstellen, wenn alle Jungs inklusive Jan nur an Fußball interessiert sind und nicht an ihnen.
Marie macht das nichts. »Zwingt sie keiner zu bleiben«, zuckt sie die Schultern. »An meinem Geburtstag muss es mir gefallen, nicht den anderen«, meint sie lässig und hat damit eigentlich recht.
Und wenn ich auf Maries Party nichts von Jan habe, macht es mir immerhin weniger aus als Patricia, Siri und den anderen, weil ich ihn ja noch zwei Mal die Woche zur Nachhilfe treffe. Also sehe ich dem Geburtstag gelassen entgegen und freue mich einfach. Es wird garantiert gut!
Alles andere als gut wird es jetzt aber, als Marie sich etwas zu trinken am Schulkiosk holen geht. Patricia nutzt nämlich die Gelegenheit, dass zufällig mein Bruder mit einigen anderen Abiturienten an uns vorbeischlendert, um ihn anzusprechen. Mein Bruder ist darüber genauso verblüfft wie ich. Als ich endlich begreife, was sie vorhat, ist es schon zu spät.
»Was ist eigentlich mit dem Computerspiel, das Jan und du programmiert habt? Wird das jetzt doch noch fertig bis zu Maries Geburtstag?«
Joachim legt Patricia seine Hand auf die Stirn. »Kein Fieber. Ich hoffe mal, du nimmst noch keine Drogen, so wie du halluzinierst.«
Aber ich habe garantiert Fieber, so heiß wie mir gerade ist. Und finde natürlich überhaupt keine schnelle und schon gar keine überzeugende Ausrede, um die Katastrophe abzuwenden.
Hätte ich doch bloß damals etwas anderes erfunden als dieses blöde Computerprogramm. Oder meinen Bruder doch eingeweiht. Und am besten gar nicht gelogen. Jetzt ist es zu spät. Und meine Hoffnung dahin, Siri und Patricia hätten alles vergessen, weil ich damals ja gesagt hatte, das Programm sei abgestürzt und würde bis zum Geburtstag gar nicht mehr fertig. Habe ich falsch gehofft. Ganz falsch.
Siri und Patricia starren irritiert von Joachim zu mir und dann wieder zurück.
»Katja hat es uns selbst erzählt. Also, was ist jetzt damit?«, fordert Patricia meinen Bruder noch einmal auf.
»Was auch immer mein kleines Schwesterlein-Lästerschwein euch erzählt hat, es war auf jeden Fall nicht die Wahrheit«, grinst Joachim fies.
»Du hast also nie mit Jan was bei euch am Computer gemacht? « Siris Stimme schnappt fast über. Und ich auch. Weil mein Bruder natürlich noch einen drauflegen muss. »Im Gegensatz zu Katja habe ich kein Bedürfnis, irgendetwas mit Jan zu
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