Nachhilfe in Erster Liebe
machen.«
Patricia und Siri starren von Joachim wieder zu mir und diesmal nicht wieder zurück. Fast wünsche ich mir doch, dass Blicke töten könnten, denn dann müsste ich jetzt keine Fragen beantworten, die ich nicht beantworten kann. Beziehungsweise nicht will. Und auch nicht darf.
»Dann viel Spaß noch«, klopft mir mein Bruder total gemein auf die Schulter und zieht ab. Aus der Nummer kann ich nicht mehr gut rauskommen, so viel ist mir klar. Patricia und Siri ist noch viel mehr klar. »Du hast das mit dem Computerspiel also nur erfunden und Jan wollte damals doch zu dir?!«
Mein Schweigen sagt genug.
»Deshalb warst du auch in der Schule so komisch, als du uns nicht sagen wolltest, was für ein Problem Jan hat. Du hast uns die ganze Zeit angelogen«, sieht Patricia mich richtig abfällig an.
»Du bist soo fies, mir Jan wegzunehmen«, heult Siri, was mir echt leidtut.
»Es läuft nichts zwischen Jan und mir, ich schwöre«, versuche ich sie zu trösten. Doch meine Freundinnen glauben mir nach meinen bisherigen Lügen nicht mehr.
Würde ich an ihrer Stelle auch nicht. An meiner Stelle versuche ich aber noch, sie davon zu überzeugen, dass alles nicht so ist, wie es aussieht. Auf Patricias schneidende Frage »wie
ist es denn dann?« kann ich nur »das kann ich nicht sagen« antworten.
Damit ist für Patricia und Siri natürlich klar, dass das doch nur eines heißen kann: Zwischen Jan und mir läuft heimlich etwas!
»Im Prinzip schon«, gebe ich schließlich nicht besonders geschickt zu, und Siri überlegt bestimmt schon, ob sie mich einfach umbringen soll, weil sie sowieso noch nicht alt genug fürs Gefängnis ist. Schnell schiebe ich nach: »Aber nicht das, was ihr denkt. Jan will wirklich nichts von mir.«
»Seid ihr schon wieder bei dem Thema«, mischt sich jetzt hinter meinem Rücken Marie ein, die vom Kiosk zurückkommt. Siri und Patricia erzählen ihr natürlich sofort, welche Katastrophe gerade ihren Lauf genommen hat.
Marie schlürft nachdenklich ihren Kakao.
»Hab ich mir damals schon gedacht, dass das nicht stimmen kann, als ihr erzählt habt, ihr hättet mit Jan eine Geburtstagsüberraschung. «
Siri ist ganz aufgelöst. »Das alles heißt nur, Katja und Jan haben was miteinander!«
Marie nickt. »Aber was?«
»Du bist total schwer von Begriff«, regt sich Siri über ihre Freundin auf, »die sind zusammen.«
Marie sieht uns der Reihe nach durchdringend an.
»Das wüsste ich aber«, ist alles, was sie sagt, und am liebsten würde ich sie dafür umarmen. Vielleicht hat Jan doch recht und Marie und ich würden viel besser als beste Freundinnen zusammenpassen.
»Nehmen wir mal an, du hättest wirklich recht, Marie,
und zwischen den beiden läuft nichts. Was hat Jan aber dann bei Katja gewollt?«, will Patricia von ihr wissen.
»Das kann nur Katja selber sagen. Oder Jan«, meint Marie und sieht mich an. Siri und Patricia natürlich auch. Alle warten auf eine Erklärung von mir. Ich weine jetzt fast, weil es mir so leidtut, meine besten Freundinnen zu enttäuschen.
»Ich kann es nicht sagen, ich hab’s versprochen. Aber es ist nicht so, wie ihr denkt. Und wenn ihr mir nicht glauben wollt, kann ich auch nichts machen.«
Dann renne ich einfach in die Schule hinein und aufs Klo. Allein sein, durchatmen, nachdenken.
Und zu meiner eigenen Überraschung merken, dass mir das Ganze sogar ein bisschen gefällt, obwohl ich mich schlimm fühle. Aber ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben auch richtig aufregend. Patricia und Siri hassen mich gerade ein bisschen, oder eher ein bisschen mehr, aber sie beneiden mich auch, dass ich mich mit Jan getroffen und ein Geheimnis mit ihm habe. Ich bin auf einmal eine ganz andere als bisher! Aufregender! Und das fühlt sich echt spannend an. Aber auch nur, solange ich auf dem Klo bleibe.
Leider ist das Leben aber draußen. Und da muss ich jetzt wieder hin. Zu erbosten Freundinnen, einem heimlichen Kumpel und ziemlich vielen Problemen.
16. Kapitel
M eine Freundinnen haben mich den Rest des Schultages ignoriert. Okay, ich habe mich dafür nicht mehr rechtfertigen müssen, aber es fühlt sich nicht gerade gut an, wenn sich die beste Freundin einfach wegdreht, als wäre ich nicht vorhanden.
Deshalb erzähle ich am Nachmittag, als ich zur Nachhilfe bei Jan bin, was passiert ist. Dass ich jetzt mit meinen besten Freundinnen verkracht bin und überlege, ob ich ihnen nicht doch von der Nachhilfe erzählen sollte.
»Bleib locker, Katja, die halten das
Weitere Kostenlose Bücher