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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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funktionieren? Gar nicht, streiche ich in meinem Kopf diese Übernachtungsmöglichkeiten.
    Heimlich zu mir ins Zimmer schleichen, klappt auch nicht, weil meine Eltern immer bis Mitternacht wach sind. Außen an der Dachrinne hochziehen, um direkt in mein Zimmer zu kommen, schaffe ich auf keinen Fall. Und um elf nachts einfach frech vor der Tür stehen und behaupten, ich hätte mich mit Patricia verkracht und wäre jetzt wieder heimgekommen, verwerfe ich auch wieder in meinem Kopf. Erstens würden meine Eltern voll den Stress machen, weil ich um die späte Uhrzeit allein durch unsere Gegend gelaufen bin, statt sie anzurufen, dass sie mich abholen. Zweitens würde meine Mutter dann garantiert Patricias Mutter Stress machen, dass sie überhaupt erlaubt hat, mich alleine gehen zu lassen. Dann fällt sowieso auf, dass ich überhaupt nie bei Patricia war. Und drittens rieche ich direkt nach dem Konzert bestimmt nach Rauch, weil »Black Pat« seinen »Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll«-Spruch so ernst nimmt, dass er trotz Rauchverbot immer noch ziemlich viel raucht. Nach einer halben Stunde Autofahrt klebt das auf jeden Fall auch an mir. Und mein Vater, der ja bei einer Hörgerätefirma arbeitet, hört nicht nur gigantisch gut, sondern riecht leider auch sehr gut. Und wenn bei ihm alle Sinne so super funktionieren, weil ich weiß, dass er nämlich auch gut sieht und immer sofort schmeckt, was meine Mutter Experimentelles im Essen verwurstet hat, dann sagt ihm sein sechster Sinn bestimmt auch, dass sein gar nicht so liebes Töchterlein gerade irgendwas Verbotenes getan hat und an seiner hübschen Geschichte, es hätte sich mit Patricia verkracht, etwas faul sein muss. Heißt: Ich kann auf
keinen Fall heute Nacht zu Hause aufkreuzen. Höchstens in unserem Schuppen schlafen. Aber um diese Jahreszeit ist es nachts noch schweinekalt, und ich wollte mein Leben nicht als Eiszapfen beenden.
    Ich will es überhaupt noch nicht beenden, obwohl es gerade total kompliziert ist. Und auch wenn das jetzt wirklich peinlich ist: Ich würde bestimmt schon vor Angst sterben, wenn ich die ganze Nacht allein in unserem Schuppen verbringen müsste. Das kann ich auf keinen Fall, auch wenn das vielleicht feige ist. Aber da hilft mir das ganze »Nicht aufgeben, wenn man etwas wirklich will«-Eingerede nichts. Auch wenn »Kevin allein zu Haus« überlebt hat, »Katja allein im Schuppen« schafft das nicht.
    Also bleibt mir nicht mehr viel Auswahl zum Übernachten übrig.
    Ich überlege fieberhaft und komme dabei natürlich auch auf Jan und wie irre schön es wäre, wirklich mal bei ihm zu schlafen. Aber zum einen kann ich nicht bettelnd bei ihm angekrochen kommen, da er ja erst vorgestern gesagt hat, wir sehen uns diese Woche nicht. Und zum anderen bekäme das bei der engen Mietwohnung im Obergeschoss auf jeden Fall seine Mutter mit, die ja leider mit meiner Mutter zusammenarbeitet und ihr das natürlich brühwarm erzählen würde. Den Rest danach muss ich mir gar nicht weiter ausmalen!
    Bleibt noch mein Gitarrenlehrer. Patrick würde mich wahrscheinlich bei ihm schlafen lassen, so lässig wie er das auch mit dem Konzert sieht, aber ehrlich gesagt traue ich mich das noch weniger, als im Schuppen zu schlafen. Wenn er mit seinem »Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll« nämlich alles ernst
nimmt, will er dann an dem Abend nicht nur »Rock ’n’ Roll«, also das Konzert selbst, und »Drugs«, also seine Zigaretten auf der Rückfahrt, sondern vielleicht auch noch »Sex«, also nachts bei ihm mit mir?
    Ich kann mir das zwar überhaupt nicht vorstellen, der ist ja sonst auch bloß total nett und sonst nichts, und eigentlich weiß ich ja echt, dass ich ihm trauen kann, aber kann man als Dreizehnjährige wirklich bei einem Typen übernachten, der über dreißig ist und sich »Black Pat« nennt?
    Ich kann’s jedenfalls nicht und so fällt auch diese Möglichkeit des Übernachtens weg. Jetzt bleibt mir wohl wirklich nur das Kapitulieren.
    »Du kannst ja bestimmt bei Jan schlafen«, reißt mich Patricia mit einem gemeinen Unterton aus meinen Gedanken, und ich denke – auch ganz gemein – »blöde Vöse« über Patricia.
    Erst will ich mich verteidigen und das wegen Jan und mir richtigstellen, aber dann mache ich meinen Mund doch gleich wieder zu, weil ich beim Blick in Patricias funkelnde Augen das Gefühl habe, das bringt sowieso nichts mehr.
    Und als Patricia mir nun die Haustür öffnet, weiß ich, es bringt wirklich nichts mehr. Sie will mich loswerden, bemerke

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