Nachhilfe in Erster Liebe
Fahrt, parken, die Stände checken nach CDs und Shirts, guten Platz in der Halle finden, das reicht, bis es um acht losgeht,« hat Black Pat mir mit der Erfahrung von Hunderten von Konzerten erklärt.
»Hol mich lieber an der Hauptstraße ab«, bitte ich ihn, weil meine Eltern ja nicht mitkriegen dürfen, dass ich zum Konzert gehe. Denen habe ich erzählt, ich würde an dem Abend bei Patricia übernachten. Da wir das öfter mal machen, haben sie auch nicht weiter nachgefragt, sondern es gleich abgenickt. Das war vor circa zwei Wochen.
Seither ist aber nichts mehr, wie es war.
Als ich das mit dem Konzert eingefädelt habe, dachte ich noch, es ist ein Problem, aufs Konzert und auch wieder heimzukommen. Dann dachte ich, es ist ein Problem, Patrick dazu zu überreden. Zum Schluss dachte ich, es gibt vielleicht ausnahmsweise ein Problem mit meinen Eltern, wenn ich mitten in der Woche bei Patricia übernachten will. Aber dann gab es mit nichts davon ein Problem, sondern mein Problem heißt jetzt ausgerechnet Patricia!
Vor zwei Wochen war das noch total anders:
»Ich bräuchte dringend deine Hilfe«, habe ich Patricia angefleht. »Meine beste Freundin lass ich doch nie hängen«,
hat sie mir versichert. »Außer es geht um Mathe oder Physik«, hat sie sicherheitshalber, aber völlig überflüssig, noch dazugesagt.
»Mehr um Musik und Sozialkunde«, hab ich grinsend erklärt und sie gefragt, ob ich an dem Mittwoch heute bei ihr übernachten könnte. Patricia hat die Schultern gezuckt. »Klar, machen wir doch öfter, wo ist das Problem?«
»Ich würde meinen Eltern sagen, ich komme so gegen sechs zu dir. Ich komm aber erst gegen elf am Abend und du musst mich irgendwie heimlich reinlassen, ohne dass es deine Eltern merken und meine Eltern je erfahren.«
Patricia ist vor Neugier, was da bei mir los ist, fast geplatzt.
»Du hast ein Date, du hast ein Date«, ist sie aufgeregt vor mir rumgehüpft. »Mit wem, mit wem?«
»Wenn du alles zwei Mal sagst, erfährst du’s viel langsamer, als wenn du’s nur ein Mal sagst«, habe ich Patricia erst noch grinsend auf die Folter gespannt.
»Du bist echt fies. So fies! Und das ›fies‹ hast du dir auch zwei Mal verdient. Mindestens. Fiese Vöse«, schiebt Patricia noch nach. »Vöse« haben wir mal als Schimpfwort erfunden. Das gibt’s gar nicht, aber es klingt so übel, dass man sofort weiß, was ungefähr gemeint ist. Patricia hat jedenfalls beleidigt getan, und ich habe grinsend nachgefragt, ob sie denn noch wissen will, mit dem ich mein Date habe.
»Du hast also wirklich eins?! Ich glaub’s nicht. Du???!!!« Das »Du« hatte bei ihr mindestens zehn Ausrufe- und Fragezeichen. Ich konnte mir denken, warum. Weil nicht einmal sie glaubte, dass ich in den nächsten Jahren je eine Verabredung
haben werde. Und schon gar nicht, bevor nicht sie selbst eine hat.
»Wer ist es, wie heißt er, kenn ich ihn?«, hat mich Patricia sofort bestürmt.
»Er heißt Jonas und du hast schon von ihm gehört.«
Patricia hat mich total verwundert angestarrt, weil sie sich an überhaupt keinen Jonas erinnern konnte. Meinen Triumph konnte ich dann aber auch nicht mehr lange auskosten, weil ich Patricia endlich gestehen musste, dass es sich nicht um eine echte Verabredung handelt, sondern um ein Konzert von Jonas Hellborg. Patricia war nur ganz kurz darüber enttäuscht, dass ich kein Date habe, dann fand sie es total aufregend, dass ich mit meinem Gitarrenlehrer zu einem Konzert fahre. Sie war nämlich auch noch nie auf einem Rockkonzert, und schon gar nicht ohne die Erlaubnis der Eltern.
»Das ist der Beginn der echten Pubertät«, meinte Patricia feierlich zu mir, »heimlich nachts weggehen und die Eltern belügen.«
Deshalb wollte sie mich auch auf jeden Fall unterstützen. Wir mussten nur einen Schlachtplan aushecken, wie. Denn ich kann auch bei Patricia nicht einfach nachts um elf an der Tür klingeln und zu ihren Eltern sagen: »Hi, da bin ich, ich schlaf jetzt bei Patricia.«
Aber zum Glück ist Patricias Zimmer im Erdgeschoss. Wir haben also verabredet, dass sie an dem Mittwochabend ausnahmsweise den Rollladen auflässt. Ich klopfe dann ans Fenster und sie lässt mich rein und wir schlafen zusammen in Patricias großem Bett. Morgens muss ich allerdings vor sieben verschwunden sein, bevor ihre Mutter sie weckt, denn
die weiß ja gar nicht, dass ich mich nachts noch reingeschlichen habe. Die eine Stunde bis zum Unterricht kriege ich dann bestimmt gut rum. Wir haben nämlich schräg
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