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Nachkriegskinder

Nachkriegskinder

Titel: Nachkriegskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Bode
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hab mich als Koch beworben. Das hat geklappt.
     
    Sie waren also beim Frankreichfeldzug dabei?
    Der war schon vorbei. Wir waren in Ruhestellung. Das erste Essen, das ich gemacht habe, war eine Suppe mit dem Vorderviertel von einer Kuh. Die hab ich klein gemacht und in den Kessel getan. Aber dann, direkt vor der Essenszeit, habe ich gemerkt: Die Nudelsuppe ist zu dünn. Was habe ich gemacht? Große Mengen Nudeln dazu gekippt. Die Masse wurde so fest, dass ich sie in Stücke schneiden musste – passend für das Essgeschirr. Aber es ist gut gegangen. Einer der Herren Offiziere hat sich nachher bei mir bedankt für das gute kräftige Essen. Ja, und dann blieb ich den ganzen Krieg über in der Küche.
     
    Wo ging es hin? Wo waren Sie überall?
    Zuerst Polen. Dann nach Jugoslawien, dann nach Russland – Beginn in der Ukraine. Ja, so ging das Spiel dann los: Die Schlammperiode, Straßen wie aus Kleister, die Wagen kamen kaum weiter, da mussten die Panzer unsere Küche abschleppen. Was soll ich sagen? Wir sind durchgekommen bis kurz vor der Wolga, vor Stalingrad, da sollten wir die Kameraden aus dem Kessel rausholen, wir kamen aber nicht über den Fluss, wir kriegten direkt Feuer von den Russen. Wir als Tross lagen in einer Ebene, eine Steppe war das. Die kämpfende Truppe befand sich ja weiter vorn. Dann der Rückzug! Wir hatten keine Fahrzeuge mehr, alles weg. Manchmal konnten wir den Russen die kleinen Panjepferdchen mit Wagen abnehmen. Dabei haben sie immer hinter uns her geschossen, Einschläge links und rechts von uns. Ich hab Glück gehabt, verschiedene Kameraden wurden erschossen. Und dann haben wir den Rückzug mitgemacht, bis Deutschland.
     
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Mehr oder weniger zu Fuß?
    Ja, fast nur zu Fuß. In Deutschland kriegten wir neue Fahrzeuge und wurden in der Normandie eingesetzt. Ich bekam wieder eine komplett neue Küche. Durch die Schiffsgeschütze und Flugzeuge der Amerikaner waren wir fast ständig unter Beschuss, also ging es langsam wieder zurück, immer weiter zurück, bis nach Deutschland. Wir kamen nach Düren. Unsere Küche war in einem Schulgebäude untergebracht. Von dort aus haben wir die kämpfende Truppe im Hürtgenwald mit Essen beliefert.
     
    Wie gefährlich war es, das Essen bis zur Frontlinie zu bringen?
    Das war sehr gefährlich. Und manchmal wussten wir nicht genau, wo sich unsere Truppe befand. Das war in Russland genauso. Wir sind 15 Kilometer gefahren, um denen das Essen zur Kampflinie zu bringen. Da wurde immer abends im Dunkeln rausgefahren. Ich habe immer versucht, soweit das eben möglich war, gutes Essen zu machen. Ich habe immer gedacht: Die an der Front haben es schlechter als ich. Da sollen sie wenigstens gut zu essen haben. Ja, ich war froh, dass ich hinten auf der Küche sein konnte. Insgesamt habe ich drei Küchen verloren. Ich war bei diesen Angriffen aber gerade nicht auf der Küche. Ich habe viel Glück gehabt.
     
    Warum sagen Sie »auf der Küche«? Wie muss ich mir das vorstellen?
    Die waren hinten auf einem Wagen aufgebaut, auf der Ladefläche.
     
    Sie schilderten eben die Zeit, kurz bevor die Amerikaner im Westen Deutschland besetzten. Kamen Sie in Gefangenschaft?
    Ja bei den Amerikanern. Man brachte uns in ein Lager im Harz, und dort haben die uns alles abgenommen, was wir noch hatten.
     
    Was hatte man denn noch?
    Löffel, Messer, Uhren. Zuerst haben wir in Höhlen gelebt. Dann kamen wir nach Remagen am Rhein. Ein Hungerlager. Zuerst haben wir uns zu vier Mann ein Erdloch gegraben, mit Löffeln, ein |144| halber Meter tief und darüber eine Zeltplane. Da haben wir drin geschlafen, zu viert. Wie lang das dauerte, kann ich heute nicht mehr sagen. Wir kriegten am Tag eine Schnitte Weißbrot und eine rohe Kartoffel. Viele haben die Kartoffel roh gegessen und bekamen daraufhin Durchfall. Die Latrine bestand aus einen Balken über einem Graben. Der Balken war bei Regen glitschig. Manche von uns waren so erschöpft, die sind reingefallen und nicht mehr rausgekommen. Später kam ich in ein Entlassungscamp. Da gab es eine neue Küche, ich wurde wieder Koch, und es ging mir wieder gut. In der Küche waren 8 Kessel, in denen früher für das Vieh gekocht wurde. Jetzt wurde täglich Essen für 2.000 bis 3.000 Mann zubereitet. Wenn Essenszeit war, stürzten sich alle wie die Wilden auf die Kessel, und deutsche Landser wurden angewiesen, mit Knüppeln Ordnung zu schaffen. Anders ging es nicht. – Alle waren ja so ausgehungert, die waren anders nicht zu bremsen. Dann hieß es,

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