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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Kleinwagen legte Tempo zu und fuhr die Bowery hinauf Richtung Cooper Square. Plötzlich bremste Madeline abrupt und riss das Steuer nach links, sodass das Auto auf den Mittelstreifen schoss.
    »Du bist verrückt!«, rief Jonathan und klammerte sich am Haltegriff fest.
    Der Smart landete auf der anderen Straßenseite, sodass er dem Ferrari jetzt entgegenfuhr.
    »Sei still und pass auf!«
    Als sich die beiden Wagen begegneten, konnte Jonathan kurz die Person am Steuer erkennen.
    Es war eine blonde, sehr hübsche Frau mit einer ungewöhnlichen Narbe, die sich vom Augenbrauenbogen quer über die Wange bis zum Mundwinkel erstreckte …
     
     
    »Und?«
    »Ich kenne sie!«, rief Jonathan aus. »Ich bin sicher, dass es dieselbe Frau ist, der ich begegnet bin, als ich vor zwei Jahren Alice nach Cap d’Antibes begleitet habe!«
    »Die, die sich als ihre Mutter ausgegeben hat?«
    »Ja.«
    Madeline sah in den Rückspiegel. Der Ferrari bog über den Astor Place in westliche Richtung ab. Intuitiv wählte sie die Hudson Street.
    »Wenn sie über den Broadway fährt, können wir sie verfolgen, oder?«
    »Müsste möglich sein.«
    Sie hielten aufmerksam nach dem schwarzen Ferrari Ausschau, und tatsächlich tauchte der markante Kühler des Spiders kurz danach auf.
    Das Cabriolet bog in die Spring Street ein. Madeline versuchte, in gebührendem Abstand zu folgen. Doch die Fahrerin des Sportwagens hatte sie offenbar bemerkt, denn sie gab plötzlich Gas und hängte den Smart ab.
    »Verdammt, wir verlieren sie!«
    Das schien unausweichlich, denn was konnte ein Motor mit 12  PS gegen einen mit 280  PS ausrichten? Doch Madeline ließ sich nicht entmutigen. Um die Spur nicht zu verlieren, fuhr sie über eine rote Ampel.
    »Vorsicht!«, rief Jonathan.
    Ein Hotdog-Verkäufer hatte seinen Karren auf den Zebrastreifen geschoben. Madeline hupte und wich nach links aus. Der Händler machte einen Satz zurück, während der Smart den Metallkarren streifte, der umstürzte und Würste, Ketchup, Senf, Zwiebeln, Pommes frites und Sauerkraut auf die Straße ergoss.
    Der Wagen geriet ins Schleudern und schrammte den Bordstein, doch Madeline hatte ihn gleich wieder unter Kontrolle, trat das Gaspedal durch und raste mit Höchstgeschwindigkeit über die Delancey Street.
     
     
     
     
    Inzwischen auf Coney Island …
     
    Alice lag wie ein verängstigtes Tier zusammengerollt am Boden und hielt nach der Ratte Ausschau, doch der Nager hatte sich mit Juri aus dem Staub gemacht.
    Sie glühte vor Fieber, war schweißnass, das Haar klebte an ihrer Stirn, und eiskalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, und Übelkeit stieg in ihr auf. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass ihre Knöchel und Füße stark angeschwollen waren.
    Nach dem »Film« war der Russe gegangen, ohne sie von dem verdammten Rohr loszumachen. All ihren Bitten zum Trotz hatte er ihr nicht genug zu trinken gegeben, sondern sich damit begnügt, ihr Gesicht mit Wasser zu bespritzen. Obwohl sie erschöpft und müde war, wand sich Alice so lange, bis sie den Reißverschluss ihres Sweatshirts mit den Zähnen erreichte, und zog ihn zu.
    Bei der geringsten Bewegung wurde ihr schlecht und schwindelig. Sie erbrach grünliche Galle. Sie richtete sich auf, lehnte sich an die Wand und rang nach Luft. Ihr Herz raste und stolperte bisweilen auf beunruhigende Weise. Wie lange würde sie durchhalten? Jetzt konnte sie sich nichts mehr vormachen: Die bohrenden Kopfschmerzen und der furchtbare Druck auf ihrem Magen waren Anzeichen dafür, dass die Hypertension ein Nierenversagen ausgelöst hatte.
    Seit Stunden wäre sie gerne auf die zwei Meter entfernte Toilette gegangen, doch diese war viel zu hoch. Schließlich überwand sie alle Scham und erleichterte sich in ihre Unterwäsche. Auf eine Demütigung mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Sicher, sie lag in ihrem Erbrochenen und ihrem Urin, aber zumindest war der Druck weg.
    Doch diese Atempause war nur von kurzer Dauer, denn schon bald begannen ihre Ohren zu pfeifen. Ihr Blick verschleierte sich, und es war, als würden im ganzen Raum kleine Lichter funkeln. Sie glaubte, ersticken zu müssen, und war dem Delirium nahe. Sie kämpfte gegen die Ohnmacht an, glitt aber dennoch in einen halbkomatösen Zustand ab.
     
     
     
     
    Lower East Side
     
    »Da ist er!«, rief Jonathan und deutete auf den Ferrari, der auf die Williamsburg Bridge fuhr.
    Die vierspurige Hängebrücke, eine zwei Kilometer lange

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