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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Konkurs zu verhindern, all meine Aktiva hatte verkaufen müssen und die mich meines Namens und meiner Arbeit beraubt hatten. Fortan hatten sämtliche Restaurants ihrer Gruppe das Recht, meine Gerichte auf ihre Karte zu setzen. Ein ganzes Leben voller Kreationen, gestohlen von skrupellosen Geschäftemachern. Der Fehlschlag eines Abenteuers, dem ich mich seit meinem sechzehnten Lebensjahr mit Leib und Seele verschrieben hatte …
    Ein langes dolchähnliches Messer mit einem Griff aus Ebenholz und Elfenbein lag auf dem Tisch. Ich nahm es und schleuderte es in die Luft. Nach mehreren Drehungen blieb die Klinge mit einem dumpfen Geräusch in der Tür stecken.
    »Es gibt nur einen ›Lempereur‹. Und der bin ich.«
    Wortlos ging Alice zur Tür und zog das Messer heraus. In diesem Augenblick kündigte die Uhr des Backofens an, dass meine Makronen gar waren.
     
     
    Ich gab ein wenig Wasser unter das Backpapier, und durch den so entstehenden Dampf ließen sich die Plätzchen leichter ablösen.
    »Genial«, meinte Alice anerkennend.
    Sie half mir, die Makronenhälften großzügig mit der Creme zu füllen und zusammenzusetzen.
    »Eigentlich müssten sie vierundzwanzig Stunden im Kühlschrank ruhen, doch wir werden den Vorgang beschleunigen und sie stattdessen eine Stunde in die Tiefkühltruhe legen.«
    Unterdessen servierte uns Alice zwei Portionen Pasta, die wir mit großem Appetit verspeisten. Während des Essens erzählte sie mir eine Reihe von Anekdoten: Zum Beispiel, dass Mozart im Alter von vierzehn Jahren die geheime Partitur des Miserere von Gregorio Allegri aus dem Gedächtnis korrekt aufzuschreiben wusste, nachdem er es nur ein einziges Mal gehört hatte; dass das Adagio von Albinoni gar nicht von Albinoni war; dass Picasso am Ende seines Lebens sein Autogramm direkt auf die Haut seiner Bewunderer schrieb, um zu verhindern, dass diese es weiterverkauften; dass bei dem Song Hey Jude von den Beatles das Schlagzeug erst in der dritten Strophe zum Einsatz kam, da Ringo Starr während der Studioaufnahmen auf der Toilette war!
    Wenn sie entspannt war und sich in Sicherheit fühlte, änderte sich ihr Akzent kaum merklich. Ich musste sofort an die Brüder Gallagher von der Rockband Oasis aus Manchester denken und hätte wetten können, dass dieses Mädchen aus dem Norden Englands kam.
    Obwohl sie für ihr Alter gebildet war, hatte sie überhaupt nichts Altkluges, sondern war nur einfach neugierig auf alles und hatte Spaß daran, ihr Wissen zu teilen. Die Art von Kind, von dem alle Eltern träumten …


    Kapitel 19 ***
     
     
    Wir setzten unsere Reise gen Süden fort.
    Innerhalb von zwei Stunden und zweihundertsiebzig zurückgelegten Kilometern hatte Alice etwa dreißig Makronen verputzt.
    »Ich habe Bauchweh«, klagte sie.
    »Ich hatte dich gewarnt.«
    Kurz vor Aix-en-Provence hielten wir an einer Autobahntankstelle. Während ich das Benzin zahlte, verschwand sie auf der Toilette. Kreidebleich und mit mehreren Papiertüchern bewaffnet, kehrte sie nach einigen Minuten zurück.
    »Möchtest du einen Tee?«
    »Nein danke, ich warte im Wagen auf Sie.«
     
     
     
     
    Côte d’Azur
    7 Uhr morgens
     
    Erste Spuren des Morgenlichts zeichneten sich in rosafarbenen Streifen am Horizont ab. Auf halber Strecke zwischen Nizza und Cannes tauchte die Halbinsel Cap d’Antibes mit ihren Felsen und Strandkiefern auf.
    »Jetzt musst du mir den Weg weisen«, bat ich Alice, während wir über die Küstenstraße fuhren.
    Nachdem wir das berühmte Eden Roc hinter uns gelassen hatten, leitete mich Alice zur letzten Toreinfahrt der Impasse du Sans-Souci. In dieser traumhaften Umgebung zwischen Luxushotels und Millionärsvillen besaßen ihre Eltern ein Ferienhaus.
    Das Tor stand offen, ein Kiesweg von über zweihundert Metern durchquerte einen Pinienwald und führte zu einem großen, dem Meer zugewandten Haus aus den Dreißigerjahren. Eine schlanke, elegante Dame erwartete uns auf den Stufen der Freitreppe. Alice stieß die Beifahrertür auf und fiel ihr um den Hals.
    »Mrs Kowalski«, stellte sie sich vor und streckte mir die Hand entgegen.
    Sie musste ihre Tochter sehr früh bekommen haben, denn ich schätzte sie auf kaum älter als fünfunddreißig Jahre. Ihr langes blondes Haar war im Nacken zu einem raffinierten Knoten zusammengebunden. Ihre Augen waren hellgrau, ihre Gesichtszüge unglaublich fein und ebenmäßig, trotz einer ungewöhnlichen Narbe, die sich vom Augenbrauenbogen quer über die Wange bis zum Mundwinkel erstreckte.

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