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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Und den besten Kaffee gibt es in – ach, es gibt viele gute Cafés. Dieser Kaffee hier ist gut, ein schöner dunkler Galão in Tassen aus Glas und der Blick auf den Douro ist klasse. Wir lesen unsere Zeitung und sind zufrieden.
     
    Am Abend sind wir wieder zu Hause und Miguel lädt mich zum Billardspielen ein. Wir gehen zu Fuß ins Dorf, damit wir was trinken können, trinken im Sinne von Alkohol. Wir bestellen uns einen Macieira , diesen leckeren portugiesischen Brandy, und spielen unter den wohlwollenden Augen der Dorfbevölkerung Billard. Miguel spielt ziemlich gut, ich spiele reichlich daneben, er zeigt mir, wie´s geht, gibt Tipps, ist rücksichtsvoll, das ganze klassische Ding eben.
    Dann laufen wir zu Fuß nach Hause. Wir halten Abstand und reden wenig. Unser ganzes Leben hier über die Tage fühlt sich an wie eine gute alte Ehe, nur ohne Sex. Obwohl – das ist vielleicht gar kein Widerspruch. Was weiß ich, vermutlich gibt es viele gute alte Ehen ohne Sex. Und vermutlich ist das nicht mal schlimm. Was hier fehlt, ist die Faszination, die Spannung, es fehlt ... ach, was weiß ich, was fehlt ... take these chains from my heart and set me free ...
     
    Am nächsten Tag muss Miguel zurück nach Porto, er lädt mich ein wie immer, ich soll ihn doch auch mal besuchen. Und ich sage wie immer, ja eigentlich gerne, aber da ist die Autobahn, ich habe immer noch Angst, da ist die Panik, ich traue mich nicht auf die Autobahn. Ich habe es immerhin schon bis Aveiro geschafft, ich bin dabei meinen Radius zu erweitern, ich gebe mir Mühe, ehrlich, aber da ist die Panik, das ist nicht so einfach. Aber vielleicht schaffe ich es eines Tages doch noch nach Porto.
    „Du könntest mit dem Bus kommen“, sagt Miguel. „Ich hole dich vom Busbahnhof ab.“
    Als Miguel weg ist, gehe ich hoch ins Gästehäuschen und mache das Bett. Ich ziehe das Bett ab, da steht plötzlich Dona Ermelinda mit im Zimmer. Mann, jetzt habe ich mich aber verjagt. Sie wirft einen Blick auf das Bett. Dann sieht sie mich an.
    „Ist der Sr. Miguel wieder abgefahren?“, fragt sie.
    „Ja“, nicke ich.
    „Porto ist ja eine sehr schöne Stadt“, sagt Dona Ermelinda. „Mein Schwager kommt aus Porto, der Schwager, der mit meiner Schwester verheiratet ist, die mal in Figueira da Foz gewohnt hat, mit ihrem ersten Mann damals, kurz ehe sie nach Águeda gezogen ist. Und da hat sie dann ihren zweiten Mann kennengelernt. Den aus Porto.“
    Ich habe es ehrlich gesagt schon vor langer Zeit aufgegeben, mir die Verwandten von Dona Ermelinda zu merken. Es reicht im Grunde zu wissen: Es sind viele und sie sind gut verstreut.
    „Waren Sie eigentlich schon mal in Porto?“, fragt sie jetzt.
    „Zweimal“, sage ich.
    „Vielleicht sollten Sie mal wieder hinfahren“, sagt Dona Ermelinda jetzt. „Ist nämlich wirklich eine schöne Stadt, dieses Porto. Sagt mein Schwager immer wieder. Porto ist eine schöne Stadt.
    „Ich weiß nicht“, sage ich. „Die Autobahn und alles ...“
    „Sie könnten mit dem Bus fahren“, sagt Dona Ermelinda. „Es gibt einen Bus von Viseu nach Porto. Das ist eine ausgezeichnete Verbindung. Meine Enkelin fährt immer mit diesem Bus, wenn sie in die Stadt will. Sie sagt, das ist im Grunde viel praktischer als mit dem Auto.“
    „Ja schon“, sage ich.
    „Und um die Fische müssen Sie sich keine Sorgen machen“, sagt Dona Ermelinda. „Die füttere ich.“
    Meine kleinen Fische, alle ohne Fahrräder und kommen sie nicht wunderbar klar? Und wenn ich sie nicht fütter, füttert sie Dona Ermelinda. Und schon ist ihre Welt in Ordnung.
    „Ich weiß nicht“, sage ich.
    „Das Leben geht weiter“, sagt Dona Ermelinda. „Aber man muss natürlich auch ein bisschen was dafür tun, dass es weiter geht.“
    Mir ist schon klar, was sie meint. Sie hätte es offensichtlich lieber gesehen, wenn ich mich mal an eine Schulter angelehnt hätte und ganz besonders an die vom perfekten Single. Ein schöner Katholizismus ist mir das hier.
     
    *
     
    Ehe ich wieder in die Welt der Leisehäcksler eintauche, checke ich schnell noch meine E-Mails. Keine Nachrichten. Na dann mal los mit dem Übersetzen. Das Gerät funktioniert aus Sicherheitsgründen nicht ohne korrekt positionierte Fangbox. Mist irgendwie, dass da nichts in meiner E-Mail-Fangbox war. Die ist doch völlig korrekt positioniert, nicht wahr. Auf der anderen Seite, wie soll ich da was einfangen in meiner Fangbox, wenn ich oben nichts in den Schlund des Häckslers werfe. Vielleicht funktioniert

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