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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Verletzungen. Wir haben das ganze Kino für uns, und wenn wir jetzt für eine Frauenbeziehung wären, könnten wir hier ganz ungestört knutschen, aber ist ja nicht. Wider Erwarten essen wir unser ganzes Popcorn leer. Und dann muss Clara nach Hause und ich auch.
    „Stell dir vor“, sagt Clara. „Hans-Dieter ist wieder hier. Aber ohne die Russin.“
    „Und wieso das?“, frage ich.
    „Weiß nicht“, sagt Clara. „Die ist wohl in Moskau geblieben.“
    Ist ja auch merkwürdig irgendwie. Tut mir der Hans-Dieter direkt leid. Vielleicht ist es doch manchmal besser, einfach ein Feigling zu sein.
    „Mal was vom Papa vom Prinzesschen gehört?“, fragt Clara.
    „Er will mich besuchen“, sage ich.
    „ Was ?“, sagt Clara. „Und das erzählst du mir erst jetzt? Das heißt, du hast es mir ja nicht mal erzählt, ich musste es dir aus der Nase ziehen. Das ist unglaublich.“
    „Ich habe noch nicht zugesagt“, sage ich.
    „Und warum nicht?“, fragt Clara.
    „Wegen allem“, sage ich.
    Clara schüttelt den Kopf jetzt genauso vehement wie Dona Ermelinda und Agathe und dann fahre ich nach Hause.
     
    Kaum bin ich zu Hause, skypt Clara mich an.
    Videocall wichtig jetzt sofort haste zeit?
    Ich skype nicht so gerne mit Clara mit Bild, denn Clara ist so hippelig, die hippelt in meinem Bildschirm hin und her, dass mir ganz schwindlig wird. Aber gut, wichtig ist wichtig und so, wie es aussieht, ist Clara im Moment sowieso die wichtigste Person in meinem Leben. Also rufe ich sie an.
    Im Grunde haben wir uns jetzt schon so an das Bildschirmtelefonieren gewöhnt, dass wir nicht mal mehr drüber staunen, und das mir, die ich doch sogar mal fünf Jahr ohne Strom und Telefon gewohnt habe. Ich kann mich noch an die Erfindung des Faxens erinnern. Und auch daran, wie es wieder aus der Mode kam. Und da ist auch schon Claras Gesicht.
    „Hi“, sage ich.
    Clara hippelt ein bisschen hin und her und ihr Kopf wutscht über meinen Bildschirm. Dann sitzt sie plötzlich still.
    „Ich weiß“, sagt Clara. „Nicht hippeln.“
    „Was gibt´s“, sage ich. „Was ist denn so wichtig.“
    „Ich möchte dir was vorlesen“, sagt Clara. „Zwei Texte. Zum Vergleich. Und du sagst mir, welcher dir besser gefällt.“
    „Worum geht´s?“, frage ich.
    „ Liebe mit Hindernissen “, sagt Clara. „Immer noch.“
    „Okay schieß los“, sage ich und Clara fängt an zu lesen.
    „Linda saß auf der Bank im Park und spürte den leichten Wind, der die Blätter im Park rascheln ließ und das Laub über den Weg trieb. Sie schloss die Augen. Gestern war etwas geschehen, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Daniel war wieder in ihr Leben getreten. Linda fühlte, wie ihr Herz schlug. Sie öffnete die Augen und blickte wieder auf den Brief, den Daniel ihr geschickt hatte. Er bat darum, sie wiedersehen zu dürfen. Linda seufzte. Sie würde auf den Brief nicht antworten. Sie wusste tief in ihrem Inneren, dass Daniel sie wieder verletzen würde. Und sie wusste sofort, wie ihre Antwort lauten würde. Ihre Antwort lautete nein.“
    „Und jetzt Nummer zwei“, sage Clara. „Bist du bereit?“
    „Aber hallo“, sage ich. „Lass hören.“
    „Linda saß auf der Bank im Park und spürte den leichten Wind, der die Blätter im Park rascheln ließ und das Laub über den Weg trieb. Sie schloss die Augen. Gestern war etwas geschehen, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Daniel war wieder in ihr Leben getreten. Linda fühlte, wie ihr Herz schlug. Sie öffnete die Augen und blickte wieder auf den Brief, den Daniel ihr geschickt hatte. Er bat darum, sie wiedersehen zu dürfen. Linda seufzte. Das war das Zeichen, auf das sie so lange gewartet hatte. Endlich. Sie wusste, dass Daniel sie wieder verletzen würde, denn ein Leben und eine Liebe ohne Verletzungen gab es nicht. Und sie wusste sofort, wie ihre Antwort lauten würde. Ihre Antwort lautete ja, ja ich will, ja.“
    „Das ist nicht witzig“, sage ich.
    „Ich scherze auch nicht“, sagt Clara und hippelt ein bisschen auf dem Schaukelstuhl, so dass mir ganz schwindelig wird.
    „Hast du Paul geantwortet?“
    „Nein“, sage ich.
    „Nein als Antwort“, sagt Clara. „Oder nicht geantwortet.“
    „Noch nicht geantwortet“, sage ich. „Und die Antwort lautet nein.“
    „Und warum?“, sagt Clara.
    „Weil es nur kompliziert werden würde, weil es nichts werden kann, weil Paul kein Mann für mich ist, weil wie soll das alles werden“, sage ich.
    „ Cuando el amor no es locura, no es amor “, sagt Clara.

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