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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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bleiben!«
    »Ich kann nicht allein gehen!«, sagte Túrin. »Ich will dich nicht verlassen. Warum gehen wir nicht zusammen?«
    »Ich kann nicht«, sagte Morwen. »Doch du wirst nicht allein gehen. Ich werde dir Gethron mitgeben, und vielleicht auch Grithnir.« »Warum nicht Labadal?«, fragte Túrin.
    »Weil er lahm ist«, antwortete Morwen, »und weil ein schwieriger Weg euch erwartet. Und weil du mein Sohn bist und die Zeiten grausam sind, will ich dir nichts vormachen: Auf diesem Weg kannst du sterben. Es ist spät im Jahr, doch wenn du hier bleibst, wartet Schlimmeres auf dich, nämlich ein Sklave zu werden. Wenn du ein Mann sein willst und dich wie ein Mann verhalten willst, wirst du tapfer sein und tun, was ich dir gebiete.«
    »Aber ich werde dich nur mit Sador, dem blinden Ragnir und den alten Frauen zurücklassen«, sagte Túrin. »Sagte nicht mein Vater, ich sei der Erbe von Hador? Der Erbe sollte in Hadors Haus sein, um es zu verteidigen. Jetzt wünschte ich, ich hätte mein Messer noch!«
    »Der Erbe sollte hier sein, aber er kann nicht bleiben«, erwiderte Morwen. »Doch er kann eines Tages zurückkehren. Nun fasse dir ein Herz! Ich werde dir folgen, wenn ich kann, falls alles noch schlimmer wird.«
    »Aber wie willst du mich finden, irgendwo in der Wildnis?«, rief Túrin, und plötzlich verlor er die Beherrschung und weinte ungehemmt.
    »Wenn du jammerst, wird man dich sofort finden«, sagte Morwen. »Aber ich weiß, wohin du gehst, und wenn du dort ankommst und dort bleibst, werde ich dich finden, wenn ich kann. Denn ich schicke dich zu König Thingol in Doriath. Möchtest du nicht lieber Gast eines Königs sein als ein Sklave?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Túrin. »Ich weiß nicht, was ein Sklave ist.«
    »Ich schicke dich fort, damit du es nicht zu lernen brauchst«, erwiderte Morwen. Dann setzte sie Túrin vor sich hin und sah ihm in die Augen, als versuche sie ein Rätsel zu lösen, das inihnen verborgen war. »Es ist schwer, Túrin, mein Sohn«, sagte sie schließlich. »Nicht nur für dich. Es lastet schwer auf mir, in schlimmen Tagen entscheiden zu müssen, was für uns das Beste ist. Doch ich glaube, dass ich richtig handle, denn warum sonst sollte ich mich von dem Teuersten trennen, das mir geblieben ist?«
    Sie sprachen nicht mehr darüber miteinander, und Túrin war betrübt und verwirrt. Am Morgen machte er sich auf, um Sador zu suchen, der Feuerholz geschlagen hatte, von dem sie nur wenig hatten, weil sie es nicht wagten, in den Wäldern umherzustreifen. Jetzt stützte er sich auf seine Krücke und betrachtete den großen Sessel für Húrin, der unvollendet in eine Ecke geworfen worden war. »Er muss dran glauben«, sagte er, »in diesen Zeiten braucht man keine überflüssigen Dinge.«
    »Zerschlag ihn noch nicht«, bat Túrin. »Vielleicht kommt mein Vater heim, und dann wird er sich freuen, wenn er sieht, was du während seiner Abwesenheit für ihn gemacht hast.«
    »Falsche Hoffnungen sind gefährlicher als falsche Ängste«, sagte Sador, »und sie werden uns in diesem Winter nicht warmhalten.« Er betastete die Schnitzerei des Sessels und seufzte. »Verschwendete Zeit«, sagte er, »wenn mir die Stunden auch angenehm vergangen sind. Aber solche Dinge sind von kurzer Dauer, und was zählt, glaube ich, ist einzig die Freude, die man hat, während man daran arbeitet. Und jetzt könnte ich dir ebenso gut dein Geschenk zurückgeben.«
    Túrin streckte seine Hand aus und zog sie schnell wieder zurück. »Ein Mann nimmt seine Geschenke nicht zurück«, sagte er.
    »Aber es gehört mir«, wandte Sador ein, »darf ich es nicht geben, wem ich will?«
    »Doch«, erwiderte Túrin, »jedermann, nur nicht mir. Aber warum solltest du es wegschenken?«
    »Ich habe keine Hoffnung, es für Aufgaben zu verwenden, die seiner würdig sind«, sagte Sador. »Künftig wird es für Labadal keine Arbeit mehr geben als Sklavenarbeit.«
    »Was ist ein Sklave?«, fragte Túrin.
    »Ein Mann, der einmal ein Mann war, aber wie ein Tier behandelt wird. Er wird ernährt, damit er am Leben bleibt, am Leben erhalten, damit er schuftet, und er schuftet nur aus Furcht vor Schmerzen und Tod. Und je nachdem, wonach es diese Räuber gelüstet, empfängt er von ihnen Pein oder Tod. Ich höre, dass sie einige der Schnellfüßigen auswählen und sie mit Hunden hetzen. Sie haben von den Orks schneller gelernt als wir vom Elbenvolk.«
    »Jetzt verstehe ich die Dinge besser«, sagte Túrin.
    »Es ist eine Schande, dass

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