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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Sie mich sprechen?»
    «Wegen der Wainwright-Obduktion.» Er legte eine Pause ein. Offenbar fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. «Ich hab’s versaut, Andrew. Tut mir Leid, aber ich habe da ziemlichen Mist gebaut.»
    «Erzählen Sie.» Fenwicks Stimme klang völlig neutral, wie immer, wenn er sich bemühte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Eine fehlerhafte Obduktion war eine ernste Angelegenheit und könnte ihre ganze Ermittlungsarbeit gefährden und der Verteidigung vor Gericht Nahrung liefern.
    «Ich fühlte mich so elend und hab ein paar Schmerztabletten geschluckt, doch die Dinger hatten überhaupt keine Wirkung. Ich bin mir sicher, dass die äußere Besichtigung der Leiche in Ordnung war.» Er deutete auf eine Mappe, die auf einem Tischchen neben seinem Stuhl lag, und Fenwick erkannte den Bericht, auf den sie so dringend warteten. «Ich bin meine Aufzeichnungen noch einmal durchgegangen und habe meinen Assistenten alles nachprüfen lassen. Dieser Teil der Autopsie ist korrekt. Meine Probleme fingen erst bei der Sektion an.
    Der Mann ist ohne Zweifel erstickt, doch nicht durch Erhängen, wie ich zunächst angenommen hatte. Er wurde mit dem Seil erdrosselt und dann aufgehängt, so dass es aussah, als habe er sich erhängt. Tut mir Leid, Andrew. Das wird nie wieder vorkommen. Ich hätte gestern nicht arbeiten sollen.»
    «Wieso sind Sie so sicher, dass er erdrosselt wurde? Sie sagten doch, dass die Totenflecken auf Erhängen deuteten?»
    «Das tun sie auch. Die Totenflecken waren besonders in den Extremitäten ausgeprägt: in den Händen, Fingern, Beinen und Füßen, und es waren absolut keine Druckstellen zu entdecken. Er muss unmittelbar nach seinem Tod aufgehängt worden sein. Vielleicht aber lebte er noch und hatte nur das Bewusstsein verloren. Ich bin mir meiner Sache ganz sicher. Beim Erdrosseln übt der Täter gewöhnlich einen viel stärkeren Druck aus, was zu einem Zungenbeinbruch führt. Und das kommt bei Selbstmord oder Unfalltod durch Strangulation so gut wie nie vor.»
    «Und Graham Wainwrights Zungenbein war gebrochen.»
    «So ist es. Doch da haben wir noch etwas. Die toxikologische Untersuchung hat Spuren eines Barbiturats ergeben. Hundertundvierzig Milligramm Nembutal, heruntergespült mit einem großen Glas Whisky. Diese Dosis reicht natürlich nicht aus, um einen erwachsenen Mann zu töten, auch nicht in Verbindung mit Alkohol. Doch es reicht, um ihn schachmatt zu setzen.»
    «Wie schnell wirkt das Zeug?»
    «Bei oraler Einnahme – und es gibt keine Einstichspuren – wirkt es ziemlich rasch. Ich hab’s meinen Assistenten nachprüfen lassen, es wird über den Dünndarm absorbiert. Das in Verbindung mit, sagen wir, Rohypnol, und man hätte alles mit ihm machen können. Dumm ist nur, dass davon mittlerweile keine Spuren mehr übrig sein dürften.»
    «Also könnte der Mörder ihm das Mittel verabreicht haben, hätte dann nur abwarten müssen, bis es wirkt, und ihn so leicht erwürgen können.»
    «So ist es. Ich habe Roy Maitland, meinen Assistenten, gebeten, die Obduktion zu wiederholen. Er steht Ihnen heute jederzeit zur Verfügung. Zum Glück brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass die ursprüngliche Obduktion das Ergebnis beeinträchtigen könnte, das ist Gott sei Dank nicht der Fall. Maitland meinte, die Organe und alle Proben, die wir entnommen hatten, sind noch völlig intakt. Das Einzige, was ich versiebt habe, ist die Auswertung.»
    Pendlebury warf Fenwick einen Blick unter buschigen Augenbrauen zu.
    «Ich habe die Spuren an allen inneren Organen übersehen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mich kaum mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Doch die Zeichen sind auf jeden Fall vorhanden: in der Lunge, im Gehirn und in der Leber. Wir haben es jetzt eindeutig mit einem Mordfall zu tun, Chief Inspector.»

34B 28
    Das Anwesen der Familie Kemp lag abseits einer ruhigen Allee, am Rand eines Ortes rund sechs Kilometer von Harlden entfernt. Sie fuhren durch ein hohes schmiedeeisernes Tor und folgten der Einfahrt, die sich zwischen alten Buchen und Ahornbäumen entlangschlängelte. Nach einer Weile lichtete sich der Wald und eine bezaubernde Villa im Queen-Anne-Stil tauchte auf.
    «Nach diesem Tor habe ich eigentlich etwas Bombastischeres erwartet.» Cooper grinste.
    «Aber es ist echt», entfuhr es Nightingale.
    «Wie bitte?»
    «Es ist stilecht – zwar nicht sehr groß, aber glauben Sie mir, es ist ein hübsches Stück Geld wert.»
    «Woher wissen Sie denn das?»
    Was sollte sie

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