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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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spät komme, aber jetzt bin ich ja da. Wo ist deine Schwester?»
    Chris starrte in Wendys besorgtes Gesicht und fing an zu weinen.

48B 42
    Als Fenwick in der Hoffnung, Sally bereits in Gewahrsam vorzufinden, ins Präsidium zurückkehrte, empfing ihn Blite mit der Mitteilung, er habe die Frage zuerst mit dem Assistant Chief Constable abklären wollen. Und natürlich, welche Überraschung, hatte Harper-Brown darauf bestanden, sich durch einen vom Richter ausgestellten Haftbefehl abzusichern. Der Antrag, den Fenwick letzte Nacht gestellt hatte, setzte eine erfolgte Gegenüberstellung voraus.
    «Da Sie Inspector Black befragt haben, dachte ich, es sei besser, auf Sie zu warten.»
    Fenwick war außer sich und schickte Blite aus seinem Büro, bevor er sich zu einer Äußerung hinreißen ließe, die er später bereuen würde. Er war gerade mit dem neuen Antrag fertig, als seine Sekretärin einen Anruf von Wendy durchstellte. Schon am Klang ihrer Stimme erkannte er, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, und sein Magen verkrampfte sich zu einem dumpfen Knoten. Wendy war den Tränen nahe.
    «Es geht um Bess. Sie war nicht auf dem Spielplatz, als ich sie nach der Schule abholen wollte. Ich bin dann mit Chris ganz langsam den Heimweg abgefahren, doch ich habe sie nirgends gesehen, und hier ist sie auch nicht.» Ihre Stimme drohte sich vor Panik zu überschlagen, und Fenwick nahm all seine Kraft zusammen, um ruhig zu bleiben.
    «Bist du sicher, dass sie nicht irgendwo im Haus ist?»
    «Ja, ich habe alles abgesucht.»
    «Und sie ist auch nicht bei einer ihrer Freundinnen?»
    «Ich habe bei allen angerufen, sie ist bei keiner. Oh, Andrew, es tut mir so Leid. Ich bin nur zwei Minuten zu spät gekommen, ehrlich.» Sie war schon öfters zu spät gekommen, und zwei Minuten waren so gut wie gar nichts, nur ein Augenblick in der Zeit. Es war geradezu grotesk, dass diese zwei Minuten plötzlich entscheidend sein sollten.
    «Wie geht es Chris?»
    «Er ist völlig außer sich. Ich bekomme kein vernünftiges Wort aus ihm heraus; sicher ist nur, dass er keine Ahnung hat, wo Bess steckt.»
    Fenwicks Verstand arbeitete fieberhaft. Bess war noch nicht einmal eine halbe Stunde weg, und es war sehr wahrscheinlich, dass sie irgendwo mit einem Freund oder einer Freundin zusammen war oder sich im Park herumtrieb und einfach die Zeit vergessen hatte. Doch dieses Risiko würde er nicht eingehen. Normalerweise war sie ein sehr gewissenhaftes und folgsames Kind, und dass sie alleine auf und davon ging, war so gar nicht ihre Art. Eine leitende Stellung bei der Kriminalpolizei einzunehmen, bot heutzutage wenig Privilegien, doch in diesem Fall würde er alle Möglichkeiten, die sich ihm boten, ausschöpfen. Er wies Wendy an, zu Hause auf ihn zu warten, und versuchte sie so gut es ging zu trösten, auch wenn er seine Worte selbst kaum glauben konnte. Dann spurtete er in Superintendent Quinlans Büro. Dieser befand sich gerade in einer Besprechung mit dem Abteilungsleiter der Verkehrspolizei, doch Fenwick trat dennoch ein. Der Ausdruck auf seinem Gesicht machte mehr als deutlich, dass er in größter Sorge war.
    «Meine Tochter ist verschwunden. Sie war nicht da, als das Kindermädchen sie von der Schule abholen wollte, und keine ihrer Freundinnen hat sie seitdem gesehen.»
    «Wie lange ist das jetzt her?»
    «Erst eine halbe Stunde, doch das entspricht absolut nicht ihrer Art. Niemals würde sie ihren Bruder einfach so alleine lassen und weggehen.»
    Superintendent Quinlan reagierte sofort.
    «Ich spreche mit dem Einsatzleiter, er soll sofort einen Suchtrupp zusammenstellen. Sie gehen nach Hause, und machen Sie sich keine Sorgen wegen des Falls Wainwright. Ich werde die anderen mit der Festnahme beauftragen.»
    Die Fahrt nach Hause war ein quälender Alptraum, in dem er im Schritttempo die Straßen entlangkroch und jedes Kind auf dem Bürgersteig genau unter die Lupe nahm. Wenn kein Mensch zu sehen war, trat er aufs Gaspedal und raste weit über dem Tempolimit an den vertrauten Häuserzeilen vorbei. Keine Spur von Bess.
    Zu Hause wurde er von Chris und Wendy – beide in Tränen aufgelöst – empfangen. Er nahm seinen kleinen Sohn in die Arme, drückte ihn fest an sich und küsste Wendy auf die Stirn.
    «Es ist nicht deine Schuld», sagte er sanft.
    Er ging mit Chris in den Garten hinaus, ihn immer noch in seinen Armen haltend. Wendy folgte ihnen und setzte sich neben sie auf eine Bank.
    «Sch, ist ja gut, wein doch nicht. Bald ist alles wieder in

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