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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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deshalb gleich um?«
    »Möglich. Aber wenn stimmt, was er sagt, hat er ein Alibi.«
    »Weil du gerade von Alibi redest«, unterbricht ihn Meret plötzlich. »Unser Sohn braucht auch ein Alibi. Findet einen Toten und alles, was er von uns will, ist eine Entschuldigung für die Schule. Gib zu, er ist schon ein hartgesottener kleiner Kerl.«
    »Meret«, sagt ihr Mann, »wir schreiben ihm eine. Er ist doch erst elf. Der Schrecken über das, was er heute erlebt hat, wird erst noch kommen. Wir müssen in nächster Zeit besonders auf ihn aufpassen.«
    Seine Frau stimmt ihm zu.
    »Aber überleg einmal«, sagt sie dann. »Dass er die Leiche gefunden hat, wird kein Geheimnis bleiben. Wie stehen wir als Eltern dann da, wenn wir schreiben, er sei krank gewesen?«

18. »Ich bin Salome!«
    Am nächsten Morgen ist Rapport. Die Medien haben von der Tragödie zu spät Wind bekommen, um schon allzu viel darüber zu berichten. Aber eine Pressekonferenz der Polizei ist bereits angesetzt.
    Noldi gibt bei der Teambesprechung eine sehr karge Zusammenfassung der Ereignisse.
    Hans Beer dankt ihm und sagt abschließend: »Also, das war es dann wohl. Kevin Pfähler hat Berti Walter ermordet, weil sie ihm weismachen wollte, er sei mit einem Mann verheiratet. Diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Das hat er, wie du, Noldi, sagst, selbst erwähnt. Damit ist der Fall eigentlich klar.«
    Noldi wagt einen Einwand.
    »Kevin Pfähler hat bestritten, der Mörder von Berti Walter zu sein.«
    »Und du glaubst ihm. Aber, dass er es war, der sie in den Wald geschleppt hat, ist einwandfrei erwiesen.«
    »Ja«, gibt Noldi mürrisch zu.
    »Ehrlich Noldi, wir wissen, du hast eine Schwäche für Räubergeschichten. Treib es nur nicht zu weit. Sei froh, dass der Fall geklärt ist. Solltest du in deinem Tösstal unterbeschäftigt sein, können wir abhelfen. Du bist herzlich eingeladen, uns hier in Winterthur etwas abzunehmen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Gewaltprävention? Da kannst du dich richtig einbringen. Mit den Jungen diskutieren, den Schauspielern Tipps geben, wie man eine Schlägerei lebensecht darstellt.«
    Obwohl das, was Beer sagt, launig klingt, entgeht Noldi die Schärfe in seinem Ton nicht. Er zieht den Kopf ein.
    Jetzt ist der Moment gekommen, wo er besser die Klappe hält. Was aber noch lange nicht heißt, dass er auch aufgibt, denkt er rebellisch.

    Nach dem Rapport geht er ins Untersuchungsgefängnis, um mit Corinna Pfähler zu sprechen.
    Ihr Gesicht ist immer noch verschwollen, die Haare hängen ihr strähnig herunter, und ihre Hände erscheinen Noldi erneut viel zu groß.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt er und denkt gleichzeitig, dass seine Frage nicht nur unsinnig, sondern auch taktlos ist.
    Sie zuckt schwach mit den Achseln.
    »Ich weiß nicht«, sagt sie. »Gar nicht.«
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragt Noldi vorsichtig.
    »Kevin«, beginnt sie mit tonloser Stimme, »Kevin konnte völlig unberechenbar sein. Mir hat er nie etwas getan, aber als er mich am Hals packte, habe ich Panik bekommen. Ich habe gewusst, jetzt ist er gefährlich. Es konnte alles passieren. Er hätte mit einem Lächeln loslassen können oder richtig zudrücken. Dann hätte ich nicht die geringste Chance gehabt.«
    »Das heißt«, sagt Noldi betroffen, »Sie haben bewusst zugestochen.«
    »Nein, niemals«, wehrt Corinna ab. »Aber es war Horror. Wenn du nicht weißt, bist du in den nächsten Minuten tot, oder küsst er dich jetzt gleich mit diesem wunderbaren Glanz in seinen Augen. Und ob er nicht, während er dich küsst, dir ein Messer in den Unterleib rammt. Ich wollte ihn nicht töten. Es war Panik. Wegen der Ungewissheit. Und ich habe keine Luft mehr bekommen.«
    Noldi weiß nicht, was er dazu sagen soll. Es ist eine ziemlich schwache Verteidigungslinie, die sie da aufzieht. Bis zu einem gewissen Grad kann er nachvollziehen, was sie meint. Er hat selbst einige Male den Eindruck von Unwägbarkeit in Kevins Verhalten gehabt. Aber ob das für ein Gericht ausreicht, wagt er zu bezweifeln.
    »Sie werden einen Verteidiger brauchen«, sagt er ganz in Gedanken.
    »Nein, wozu?«, antwortet sie geradezu heiter. »Es ist mir egal, ob ich ins Gefängnis gehe. Ohne Kevin hat das Leben für mich nicht mehr viel Sinn.«
    »Das dürfen Sie nicht sagen, Frau Pfähler«, protestiert Noldi matt. Er kann sich im Moment auch nicht vorstellen, wie es mit Corinna weitergehen soll.
    »Erzählen Sie von Anfang an«, sagt er, um Zeit zu gewinnen.
    »Kevin hat angerufen, ich

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