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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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wollte ihr eigentlich absagen, doch dann überlegt er es sich anders. Wenn er an Kevins Schuld zweifelt, muss er Informationen zusammenkratzen, wo immer er sie bekommen kann.
    Er führt die junge Frau in den Vernehmungsraum, rückt ihr einen Stuhl zurecht, wartet, bis sie sitzt. Dann sagt er: »Kevin Pfähler ist tot. Es tut mir leid.«
    Ihre Augen weiten sich, und für einen Moment glaubt er, sie würde schreien. Aber sie bleibt ruhig. Nur ihr Gesicht wird kreidebleich und ihre Stimme zittert, als sie fragt: »Wie?«
    »Seine Frau hat ihn in Notwehr erstochen.«
    Wieder denkt er, jetzt, jetzt schreit sie, und wieder irrt er sich.
    »Ja«, sagt sie, »er wollte zu mir zurück. Das weiß ich. Nach allem, was ihm diese falsche Frau angetan hat, wollte er zurück. Zu mir. Deshalb hat sie ihn umgebracht.«
    Noldi erschrickt bis ins Mark. Wenn das stimmt, wenn der Streit im Neugrüt ganz anderes verlaufen ist, als Corinna behauptet, dann hätte sie ein handfestes Motiv, ihren Mann in vorgetäuschter Notwehr zu erstechen.
    Mein Gott, denkt er, kann er sich so in dieser Frau geirrt haben?
    Shishi schaut ihn todtraurig an.
    »Es war so, wie ich Ihnen erzählt habe. Alles, nur Datum stimmt nicht. Nachdem Sie bei mir waren und wir geredet haben, rufe ich Kevin an und frage, ob ich helfen kann. Er ist gekommen, vor der Tür gestanden und wir sind wirklich gleich ins Bett. Später hat er mich gefragt, ob ich sagen würde, er war am 10.11. nachmittags bei mir. Er hat mir auch genau erklärt, warum. Er hat mir ganze Geschichte erzählt. Wissen Sie, er hat nichts Böses getan. Für einen Mord hätte ich ihn nie, wie sagt man, verdeckt. Ist das Wort richtig?«
    »Ja, ja, gedeckt«, sagt Noldi entnervt, »ich habe schon verstanden. Aber was, genau, hat er Ihnen erzählt, Frau Tade? Das ist wichtig, weil sonst Kevin als Mörder dasteht und, da er tot ist, sich nicht mehr gegen den Verdacht wehren kann. Und der Schuldige würde weiter frei herumlaufen. Versuchen Sie, sich so genau wie möglich zu erinnern. Jedes Detail kann entscheidend sein.«
    »Ich muss mich nicht erinnern«, sagt Shishi leise, »ich weiß jedes Wort. Er hat gesagt, diese Berti Walter hat ihn angerufen und ihm erzählt, seine Frau ist in Wirklichkeit ein Mann und sie, Berti, kann es beweisen. Sie hat ihn eingeladen und ihm schmutzige Dinge versprochen. Und er hat sich überlegt, ich gehe hin und bringe sie um. Hat gedacht, das ist am einfachsten. Aber wissen Sie, hat nur mit Gedanken gespielt, alles genau ausgedacht. Getan hätte er es nie. Kevin ist so, verspielt und begabt. Er hat alles vorbereitet und ist dann zu ihr. Mit anderem Auto, verkleidet wie von der Reinigung. Und er hat gesagt, er wäre dort mit Spritze in der Hand ins Zimmer gesprungen, hätte huhu gerufen, um die Frau zu erschrecken. Dann hätte er gelacht und seine Spritze in den Müll geworfen.«
    »Welche Spritze?«, fragt Noldi sofort hellhörig geworden.
    »Hat Spritze dabei gehabt mit Zuckerwasser. Hätte das aber niemals gemacht. Ich bin ganz sicher. Ich kenne Kevin. Er hätte nur gelacht, furchtbar gelacht, sich vor Lachen ausgeschüttet. Ich weiß, wie er ist, kann ihn genau hören. Aber als er dorthin kommt, ist Frau tot. Und als er sie sieht, kann nicht mehr gehen, weil hat Panik bekommen. Verstehen Sie? Hat sich nicht mehr zu helfen gewusst, der Ärmste.«
    Shishi bemüht sich krampfhaft, nicht zu weinen, schnieft und wischt sich dauernd mit dem Handrücken über die Nase.
    Noldi beobachtet sie, hin- und hergerissen zwischen Ärger und Mitleid mit der jungen Frau.
    So dumm, denkt er, kann sie doch gar nicht sein, dass sie Kevin diese Märchen geglaubt hat.
    Aber Kevin hat ihm mehr oder weniger dieselbe Geschichte erzählt. Und er, Noldi, ist er so dumm, ihm zu glauben?
    Er weiß es nicht.
    »Das«, fährt Shishi fort, »hat er gemacht. So hat er mir erzählt. Dann hat er auch erzählt, dass er keine Nerven mehr hatte, Beweis zu suchen, von dem die Frau gesprochen hat. Den Beweis, dass Frau von Kevin ein Mann ist. Stattdessen hat er alles eingepackt, was ihm in die Hand gefallen ist. Er hat gedacht, wird Beweis schon dabei sein. Als er in die Tiefgarage kommt, hat ihn Mann gesehen. Deshalb, hat Kevin mir erklärt, ist so wichtig, dass ich sage, er war bei mir.«
    »Aber Frau Tade, wenn Sie Kevin ein Alibi geben, wäre das ein Meineid.«
    »Na und«, sagt sie. »Kevin wollte zu mir zurückkommen, wissen Sie. Er wollte zurückkommen. Hat er gesagt. Will von seiner Frau nicht mehr wissen, hat

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