Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Unterwürfigkeit reagierte, fast wie ein Wolf, den ein stärkerer Rivale in seine Schranken wies.
Sie ließ ihn los und betrachtete ihn. "Im Gegensatz zu dir kann ich eine Notwendigkeit ganz gut akzeptieren. Genau aus diesem Grund werde ich entscheiden, was geschehen soll."
In der Ferne fing eine Sirene an zu jaulen. Fast sofort mischte sich eine zweite darein.
Der Werwolf rappelte sich hoch. "Wir müssen hier weg. Aber ich werde dich nicht lebend zurücklassen. Jeder weitere Vampir macht den Ältesten stärker und das lasse ich nicht zu. Wirst du freiwillig mitkommen?"
"Wenn ihr mir eine faire Lösung versprecht.", sagte Geraldine.
"Sie könnte dir nicht gefallen.", entgegnete der Werwolf.
Geraldine blickte ihn eisig an. "Mag sein. Aber ob es mir gefällt oder nicht, hast du auch nicht zu entscheiden."
Die Sirenen waren rasch näher gekommen.
Geraldine bemerkte eine gewisse Unruhe an Iaron. "Wo werden wir hingehen?"
Der Mann knurrte: "In den Wolfsbau."
"Und du bist wer?"
"Ich bin der Rudelführer. Ich bin James."
"Sie wird mit mir kommen.", meldete sich Urbano.
"Du hast kein Auto."
"Natürlich habe ich ein Auto. Ich habe es um die Ecke geparkt."
"Seit wann hast du ein Auto?", wollte James wissen.
Dann winkte er ab. "Wir reden später weiter. Die Polizei wird gleich hier sein und dann werden wir verschwunden sein müssen."
Zwei Männer (angezogen) betraten die Wohnung. Einer von ihnen, ein kleinerer und bulliger Kerl, hatte tiefe Schnitte in seinem Gesicht. Beide hielten Kleidung in den Händen, die sie jetzt James und Iaron reichten.
"Irgendwelche Verluste?", fragte James, während er sich ankleidete.
Einer der Männer entgegnete: "Zwei. Dafür 36 Vampire."
"Und Nachrichten von denen, die den Ältesten verfolgen?"
Der Mann schüttelte den Kopf. "Wir wissen nur, dass er nach Süden ist."
James blaffte: "Das habe ich noch mitbekommen. Ich habe ihn selbst verjagt."
Geraldine verfolgte das Gespräch interessiert und konnte sich halb zusammenreimen, worüber die beiden sprachen. Für sie war aber auch interessant, wie James sich verhielt. Sie hatte ihn eben "besiegt" und wenn Werwölfe eine ähnliche Hierarchie hatten wie Wölfe, dann war sein Ansehen als Rudelführer jetzt mindestens geschwächt. Andererseits konnte das natürlich täuschen, wenn die Werwölfe Geraldine als Frau oder sogar als mögliche Partnerin für den Rudelführer ansahen.
James war offensichtlich mächtig genug, um dem ältesten Vampir zuzusetzen. Sie hatte gesehen, wie dieser einen Kleinbus mit einer Wucht durch die Luft schleuderte, als handle es sich um einen Baseball. Obwohl sie selber kräftiger geworden war, hätte sie das nicht tun können und auch die vampirischen Gegner, mit denen sie sich bisher gemessen hatte, hatten keine solch enorme Kraft gezeigt. Wenn aber der Älteste tatsächlich so mächtig war und James konnte ihm gefährlich werden, dann mussten die Werwölfe selbst eine starke Rasse sein.
Andererseits fragte Geraldine sich, warum James ihr unterlegen gewesen war, warum er nicht um sein Vorrecht und sein Gesicht gekämpft hat. Doch mit diesen Gedanken kam sie nicht zu Ende.
Urbano trat zu ihr und sagte: "Du wirst hier nichts mitnehmen können. Lass uns besser sofort gehen, damit wir einen guten Vorsprung haben."
Er wollte sie wieder am Handgelenk ergreifen, doch sie entzog sich ihm.
"Ich kann alleine gehen und ich bin geistig durchaus in der Lage, dir körperlich zu folgen."
Urbano schenkte ihr einen unbestimmten Blick, wandte sich dann zur Tür und wartete nicht mehr darauf, ob sie nachkommen würde.
Eine halbe Minute später liefen sie in die kühle Nacht hinaus. Urbano war selbst auf seinen Beinen rasch. Geraldine folgte ihm aber ohne Mühe. Sie hoffte lediglich, dass niemand, den sie kannte, sie sah. Während die Werwölfe menschliche Kleidung angezogen hatten, nachdem sie sich zurück verwandelt hatten, war Urbano immer noch nackt. Doch sie überquerten eine der nächtlichen Straßen, ohne dass ihnen jemand begegnete.
Nur das Sirenengeheul verstärkte sich und mittlerweile hatten sich noch mehr Polizeiautos hineingemengt. Dass es so friedlich und still in ihrem Viertel aussah, war fast erstaunlich. Schließlich hatte es Minuten vorher mehrere Explosionen gegeben.
Sie erreichten ungehindert einen Chevrolet, der älterer Bauart war und teuer aussah. Er stand offen.
Geraldine hatte sich gerade erst durch die Beifahrertür auf den Sitz gesetzt, als Urbano schon anfuhr.
"Die Sekunde hättest du
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