Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Schultern. "Das wichtigste ist doch, dass wir in ihm einen Verbündeten haben, wenn auch einen schwankenden. Bei Callahan wird dies wesentlich schwieriger. Er hasst James, aber er akzeptiert mich auch nicht. Er wird nur dann gegen James stimmen, wenn er einen Vorteil aus der Situation ziehen kann. Und du weißt, dass er für Argumente noch weniger zugänglich ist als James. Schließlich war es sein Dickkopf, der ihn als Rudelführer schwach gemacht hat und der James die Herausforderung und den Sieg ermöglicht hat."
"Maria wird uns auch nicht beistehen, oder?"
"Nicht in diesem Fall. Für sie ist diese ganze Angelegenheit nicht so wichtig. Zurzeit möchte sie einfach nur in Frieden leben und ihre Kinder von Callahan und James gemeinsam aufwachsen sehen. Damit hat sie genug zu tun."
Urbano wandte sich an Geraldine.
"Es wird schwierig werden. Du weißt, dass dein Leben auf dem Spiel steht. Kannst du mir vertrauen?"
Geraldine hatte bisher das Gespräch eher mit Neugier und einer gewissen Befremdung verfolgt. Sie wusste zwar, dass es um ihre Zukunft ging, aber die vielen neuen Namen und vor allem die vielen ihr unbekannten Ereignisse machten es ihr schwer, einen persönlichen Bezug dazu herzustellen. Am schwierigsten allerdings fand sie die Vorstellung, dass sie sterben könnte. Und so verwirrend ihr Leben auch in den letzten Tagen verlaufen war, so deutlich hatte sie auch Lust am Leben. Sie fragte sich, ob sie die Realität nicht leugne. Obwohl sie von der Drohung der Werwölfe wusste, obwohl James ihr direkt ins Gesicht gesagt hatte, dass sie es nicht wert sei zu überleben, hatte sie sich darauf eingelassen, ins Lager des Rudels zu kommen.
"Was würdest du tun, wenn James meinen Tod durchsetzen will?"
"James ist der Anführer. Aber er entscheidet nicht allein und das Ergebnis ist immer noch offen. Ich muss einfach ein paar Sachen klarstellen."
"Du hast vorhin von einem Bann gesprochen. Von einem Bann gegen den Fluch. Was hast du damit gemeint?"
"Nun, das, was es bedeutet. Ein Vampir hat dich angegriffen und hätte dich verwandelt, wenn ich nicht sofort den Fluch eingeschlossen hätte. Es beginnt immer am Rande des Herzens. Ich hatte Glück, dass ich ihn sofort gefunden habe. Er war ganz klein und so wird mein Bann gut halten. - Kannst du ihn spüren?"
"Den Bann oder den Fluch?"
"Vermutlich beides.", sagte Urbano. "Fühlst du dich denn wohl?"
Geraldine konnte ein zynisches Glucksen nicht unterdrücken. "Nun, abgesehen davon, dass mich ein Vampir gebissen hat, dass ich bisher noch nichts über die Existenz von ihnen wusste, geschweige denn von Werwölfen oder von Wesen wie dir, abgesehen davon, dass mein Leben gerade ein Chaos ist und über meinen Tod entschieden wird, also abgesehen davon geht es mir wirklich prächtig."
"Entschuldige bitte, so hatte ich das nicht gemeint. Ich kann mir vorstellen, dass du nach Antworten suchst. Und sobald wir Zeit dafür haben, werde ich dir alles erklären. Nur bei einigen Sachen sind mir die Hände gebunden."
Iaron ergänzte: "Auch ich werde nichts unversucht lassen. Wir müssen James einfach noch ein wenig bearbeiten und natürlich wird er auch auf mich hören. Schließlich bin ich sein Bruder."
Geraldine schaute den Werwolf überrascht an. Zwischen den beiden gab es nicht die geringste Ähnlichkeit. Weder die Haut, noch die Haare, noch ihr Körperbau oder ihr Gesicht waren vergleichbar. Sie runzelte die Stirn.
Iaron lächelte. Offensichtlich erriet er ihre Gedanken, denn er sagte: "Wenn man zum Werwolf wird, verändert sich das Aussehen mit dem Wesen, das man hat. Ein kriegerischer Werwolf ist immer muskulöser und dunkler, als einer, der - wie ich -", und dabei wies er auf die Bücherregale, "auch mal ein wissenschaftliches Werk zur Hand nimmt."
Geraldine wusste darauf nichts zu sagen. Stattdessen fragte sie: "Wie soll ich mich während der Beratung verhalten?"
Iaron schüttelte den Kopf. "Nein, wir wollten, dass du dabei bist, aber James hat sich geweigert. Er allein hat das Recht, Außenstehende zu einer Beratung zuzulassen. Und dich wollte er auf keinen Fall dabei haben. Wir haben Glück, dass er Urbano akzeptiert."
Ein weiteres Mal spürte die junge Frau ihren Zorn. Sie fragte sich, wie viel dieser Zorn mit dem vampirischen Fluch zu tun hatte und wie viel mit der undurchsichtigen Situation. Denn der Zorn war ihr nicht fremd, auch schon in ihrem früheren Leben nicht. Andererseits hatte sie bereits mehrmals erfahren, dass ihre Wut seit dem Unfall eine andere
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