Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
einer Bekannten meiner Großmutter. Sie hat ein großes Haus und ich glaube, ich würde dort nicht stören."
Die alte Indianerin schüttelte den Kopf. "Wir müssen dabei bedenken, dass wir unsere Existenz geheim halten. Wir wollen keine menschlichen Mitwisser."
"Aber Uracha ist wohl so etwas wie eine Hexe. Ich glaube, dass sie von euch weiß. Sie wusste auf jeden Fall, dass es Vampire gibt."
"Uracha Missunderstood?", fragte die alte Indianerin. Sie wandte sich Geraldine zu. Dabei entdeckte die junge Frau, dass ihre Augen von einem milchigem Schleier überzogen waren. Sie war blind!
"Ja, so heißt sie."
"Also lebt sie doch noch. Das könnte uns auf mehrfache Weisen nützlich sein." Sie wandte sich wieder der Versammlung zu. "Dies scheint mir zur Zeit der beste Vorschlag zu sein. Ich möchte den Rat bitten, ihm zuzustimmen."
Die Hände der Indianer hoben sich sofort und auch einige Hände der anwesenden Werwölfe, unter ihnen Iaron und Belch. Bei einigen anderen kam das Handzeichen mit Zögern und bei James fast zuletzt. Nur der ältere Mann im militärischen Look stimmte nicht zu. Doch offensichtlich hatte das keinerlei Auswirkung. Jedenfalls sagte die alte Indianerin: "Dann ist auch das beschlossen. Wir werden so rasch wie möglich aufbrechen. Je früher wir ankommen, desto eher können wir uns auf die Verteidigung einrichten. Wir werden kaum Zeit haben, Uracha zu überzeugen, wenn sie mit unserer Anwesenheit nicht einverstanden ist."
Geraldine wollte aufspringen, unterdrückte aber den Impuls, als alle anderen sitzen blieben. Sie war einfach froh, dass dieser Tag nicht anders endete und sie sich nicht plötzlich auch noch auf der Flucht vor den Werwölfen befand. Außerdem quälte sie der Hunger mittlerweile so stark, dass sie es kaum noch aushielt.
"Ich möchte trotzdem noch einmal auf euer verletztes Mitglied zu sprechen kommen. In dieser Runde befindet sich der Beweis, dass Geraldine Guthrie eine fähige Ärztin ist. Sie hat meiner Urenkelin und ihrer Mutter das Leben gerettet und angesichts der Schwere der Wunden könnte sie sogar sein Leben retten."
James hatte bisher scheinbar wenig interessiert an dieser Beratung teilgenommen, zumindest, seit Geraldine dazugekommen war. Jetzt sprang er wütend auf. Unter seinem Shirt wölbten sich die Muskeln. "In diesem Belang hast du kein Entscheidungsrecht. Ob diese Frau noch ein Mensch oder schon ein Vampir ist; ob sie Peter berührt, unterliegt alleine meinem Stimmrecht."
Sofort meldete sich der ältere Mann, ohne sein Gesicht zu verändern oder auch nur James anzublicken. "Auch in solchen Fällen kannst du vom Rudel überstimmt werden."
James' Gesicht wurde feuerrot. "Du bist nur geduldet. Wenn du dich mir widersetzt, werde ich dich vollständig ausschließen."
Der Mann entgegnete: "Ich widersetze mich nicht. Ich halte es bloß für äußerst unvernünftig, einen der besten Krieger sterben zu lassen, auch wenn ich die Möglichkeit einer Rettung für unwahrscheinlich halte."
James brüllte wütend auf. "Sie ist sogar ausgeschlossen. Und du wirst einen Zustand akzeptieren müssen, statt Streit und Missgunst im Rudel zu schüren."
Jetzt meldete sich ein anderer Mann zu Wort. "Wir sollten sie es versuchen lassen. Auch wenn keine Hoffnung besteht."
Der Mann neben Iaron nickte heftig und einige weitere der Ratsmitglieder fielen zustimmend ein.
James ballte die Faust. "Ich bin der Rudelführer! Ich entscheide, was im Rudel passiert." Und in diesem Augenblick begann er sich zu verwandeln.
Iaron war sofort bei ihm und ergriff seine Hände. "Du weißt, dass ich Callahan um den Tod nicht folgen würde. Aber nur, weil er dafür ist, musst du nicht dagegen sein. Stimm ein! Vielleicht kann Peter wirklich noch gerettet werden. Wir haben nur noch wenig Zeit. Bald geht die Sonne unter und bis dahin müssen wir verschwunden sein."
James nahm wieder seine menschliche Gestalt an. Er schaute seinen Bruder zornig an, dann drehte er sich um und setzte sich auf seinen Platz.
"Die Beratung ist beendet. Die Ärztin hat eine halbe Stunde Zeit, um ihrer Heilkünste zu versuchen, danach wird sie mit den Bären, acht Wolfskriegern und dem Archon das Dorf verlassen, bis sie selbst getötet oder geheilt ist."
Die Männer erhoben sich. Geraldine jedoch hatte keine Gelegenheit, ihre Gedanken zu sammeln, weil sich in diesem Augenblick die kleine Indianerin an ihren Hals warf und sie fest umarmte. "Danke, dass du mich und meine Mutter gerettet hast!"
Geraldine war die Situation
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