Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Zusammenhänge, das Wesen der Vampire, das so ganz anders war, als es in vielen neueren Vampirfilmen geschildert wurde. Wesentlich einfacher verstand sie die Werwölfe. Obwohl es anscheinend Unterschiede zu einem normalen Wolfsrudel gab, waren sich diese doch sehr ähnlich. Nur die vielen anderen Spieler in dieser Situation begriff sie noch nicht. Zwar wusste Geraldine, dass sie sich auf Uracha verlassen konnte, und Urbano hätte sie blindlings vertraut, aber trotzdem behagte ihr nicht, was er am Tag zuvor zu ihr gesagt hatte. Die Alben oder Elben hatten ihn zu ihrem Schutz beauftragt. Und sie konnte den Gedanken nicht los werden, dass dieser Auftrag bereits vor dem Angriff des Vampirs gegeben wurde. Doch was hatte sie bisher mit den Alben zu tun gehabt? Eigentlich gar nichts. Alles drehte sich doch darum, dass sie durch den Biss und durch den Fluch plötzlich mit dieser Welt verbunden war. Einer Welt, von der sie bisher glaubte, sie gehöre ins Reich der Fantasie.
Auch Mutter der Bären hatte sich inzwischen an den Tisch gesetzt.
"Es gibt noch eine Schwierigkeit, die wir besprechen müssen und die dich betrifft.", sagte die alte Indianerin.
"Wegen Urbano?" Geraldine wunderte sich mittlerweile, dass er nicht aufgetaucht war. Und sie vermutete, dass die Anwesenden, sowohl Mutter der Bären als auch Uracha und Iaron, mit ihr alleine sprechen wollten.
Die Indianerin schüttelte leicht den Kopf und lächelte. "Nein! Es geht um den Kampf, der uns allen bevorsteht. Und es geht um deine Verbindung zu dem Ältesten."
Sie machte eine Pause und schaute die junge Frau direkt an. Allerdings lag in ihrem Blick keine Schärfe, sondern eher etwas mütterliches und weiches. Ihr uraltes, runzliges Gesicht bewegte sich immer noch lebendig und aufmerksam und ihre Augen zeigten fast ein jugendhaftes Leuchten.
"Nein, es geht nicht um Urbano. Wir haben uns gefragt, was mit dir passiert, wenn wir den Ältesten töten sollten."
"Ist das nicht gut?", wollte Geraldine verwundert wissen. "Ist es nicht genau das, was wir uns alle wünschen?"
"Vielleicht nicht. Sein Tod könnte die Balance zwischen den Fluch und dem Bann in deiner Seele durcheinanderbringen und den Bann brechen. Der Fluch könnte dich überwältigen und zum Vampir machen. Würde der Älteste sterben, würde seine Macht zumindest teilweise auf dich übergehen."
"Auf mich?"
Iaron nickte. "Bevor wir einen Ältesten angreifen, um ihn zu vernichten, töten wir seine ganze Brut. Täten wir das nicht, hätten wir unser Problem vielleicht vervielfältigt. Stell dir vor, wenn seine Macht plötzlich nicht mehr in einem Wesen steckt, sondern in zehn oder zwanzig oder sogar hundert Vampiren. Und alle wären in der Lage, wieder eine neue Brut und ein neues Nest zu erschaffen. Dann hätten wir es schnell mit einer Übermacht zu tun, die wir nicht mehr kontrollieren können."
"In der derzeitigen Lage dürfen wir den Ältesten sowieso nicht töten. Der letzte Kampf hat ihn zwar einen Teil seiner Gefolgschaft gekostet, aber immer noch dürfte er über mehr als hundert Diener verfügen.", fügte Mutter der Bären hinzu.
"Aber dann geht es gar nicht nur um mich." Geraldine hatte zuerst verstanden, dass sie die einzige sei, die durch den Tod des Ältesten gefährdet wäre. "Für mich stellt sich dieses Problem gar nicht. Entweder ich bleibe so, wie ich bin, oder ich werde zum Vampir. Aber wenn ich zum Vampir werde, dann gelten für mich doch alle meine Absprachen und Freundschaften sowieso nichts mehr. Mein Bewusstsein würde sich komplett verändern. Und ihr hättet gar keine andere Wahl, als mich zu töten. Ich glaube nicht, dass wir darüber weiter diskutieren müssen."
Iaron nickte zustimmend. Trotzdem verschattete ein Anflug von Trauer sein Gesicht.
"Du hast ein starkes Herz.", sagte Mutter der Bären. "Und du bist klug. Ich habe keinen Zweifel, dass wir die kommende Nacht gut überstehen werden."
"Du bist ganz die Enkelin deiner Großmutter. Sie kann stolz auf dich sein.", ergänzte Uracha. "Aber vielleicht erklärt Iaron unseren Plan. Denn es kann sein, dass auch du in den Kampf verwickelt wirst."
"Soll ich nicht mitkämpfen?", fragte Geraldine überrascht.
"Nein! Auf keinen Fall." Iaron schüttelte heftig den Kopf. "Du bist einfach nicht erfahren genug und wir werden es mit einer Übermacht von Vampiren zu tun haben. Vermutlich wird der Älteste seine ganze Brut mitbringen. Und dann haben wir es mit einer kleinen Armee zu tun. Nur das Haus wird uns schützen. Wir bräuchten
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