Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Tierärztin hatte Zweifel, ob ihr das im Kampf gegen einen Vampir helfen würde.
"Hier ist es. Das habe ich gesucht!", sagte Uracha und richtete sich auf. "Ich wusste doch, dass ich das irgendwo noch habe."
Sie hielt ein ungepflegtes Ledergeschirr hoch. Dieses bestand hauptsächlich aus einer Scheide mit einer dicken Platte aus Leder, so dass man sie gut am Bein tragen konnte. Zwei dünne Gurte dienten der Befestigung. Der Griff starrte vor Schmutz und war kaum erkennbar. Doch als Uracha den Dolchgriff aus seiner Befestigung löste und die Klinge herauszog, blitzte eine ungewöhnliche Schneide auf. Sie war leicht nach hinten gebogen, wie bei einem Krummdolch, wenn auch nicht so stark und das Blatt war nicht gerade, sondern zweimal gewellt, so dass sie ein wenig wie eine Flamme aussah.
"Hier!" Uracha überreichte Geraldine den seltsamen Dolch. Sie wog ihn in der Hand. Er passte fast perfekt.
"Vielleicht solltest du den Griff noch ein wenig säubern. Er liegt seit über 20 Jahren hier oben."
Geraldine nickte.
In der nächsten Stunde putzte sie ausgiebig den Griff. Zunächst hatte sie gar nicht so gründlich sein wollen. Doch dann, als sie erst mal angefangen hatte, wurde deutlich, dass der Griff aus einem wunderschönen, kastanienbraunen Holz bestand, in den mit hellerem und dunklerem Holz mehrere Zeichen eingelassen waren, die offensichtlich aztekischen Ursprungs waren.
"Dieser Dolch ist das Geschenk einer Freundin. Sie lebte vor langer Zeit in Argentinien. Von dort habe ich ihn mitgebracht."
"Er ist ungewöhnlich.", sagte Geraldine und betrachtete ihr Werk. Die Zeichen auf beiden Seiten des Griffes zeigten dasselbe, eine geflügelte Schlange, die sich um eine Sonne, einen Mond und einen Stern wand. Insgesamt war die Zeichnung naiv, die Schlange kaum mehr als ein dicker Strich und die anderen Zeichen waren ebenso kindlich gefertigt. Geraldine hatte mehr geraten, dass diese Gestirne darstellten, als dass sie es wusste.
Uracha nickte. "Es ist auch keine Anfertigung eines Waffenschmiedes, sondern eines Juweliers. Meine Freundin hat ihn in Auftrag gegeben und wohl auch die Intarsien entworfen. Ich vermute, dass sie ihn erst für sich gemacht hat. Sie ist gerne durch die Welt gereist und hat auch gerne gejagt. Und ich denke, dieser Dolch ist auch für die Jagd entworfen worden, nicht nur zum Schmuck."
Mittlerweile war die Dämmerung weit fortgeschritten. Die Krieger versammelten sich in der Küche. Alle trugen jetzt Waffen, Messer, Gewehre und Pistolen. Nur Rose und Mutter der Bären hatten lediglich Messer. Und Uracha weigerte sich, sich zu bewaffnen. Sie zeigte auf einen kleinen Dolch, dessen Blatt gerade mal 3 cm lang war und erklärte: "Der reicht mir, um mir die Vampire vom Leib zu halten."
"Der ist aber nicht besonders groß.", sagte Rose und hielt ihr wesentlich längeres Messer hoch.
"Nein. Ist er nicht, aber dafür ist die Klinge voller Magie. Das ist meine Spezialanfertigung und wirkt manchmal richtige Wunder."
Auch die Pumas hatten sich eingefunden. Sie trugen jetzt Kleidung, die nicht für sie gemacht zu sein schien. Jasper war mit einem alten, fadenscheinigen Hemd mit leichten Rüschen bekleidet, das ganz aus dem 19. Jahrhundert zu kommen schien. Xavier und Enrico hatten sich diese Mühe nicht gemacht, wie auch die männlichen Indianer und die Werwölfe. Sie steckten in Hosen, zeigten aber ihre muskulösen Oberkörper. Die weiblichen Werpumas hatten sich mit Damenwäsche versorgt, die völlig unpassend war. Ruth steckte in einem mondänen, grauen Kleid, dessen Rockteil sie offensichtlich abgeschnitten hatte, um Beinfreiheit zu bekommen. Lea trug nur einen Schlüpfer und einen ergrauten BH. Beides präsentierte sie kokett den Männern, als habe sie gerade eine exklusive Boutique für Damenunterwäsche geplündert. Anastasia hatte sich mit zwei Schals beholfen, die sie um Hüfte und Brust geschlungen hatte. Über der Hüfte trug sie einen Gürtel mit Patronentaschen und in der Hand hielt sie eine kleine Automatikfeuerwaffe.
Enrico stand im hintersten Teil der Küche. Er warf düstere Blicke in die Runde. Geraldine hatte jedoch das Gefühl, dass jedes Mal, wenn er sie ansah, in seinen Augen ein besonders starker Zorn aufblitzte.
Darum wollte sie sich aber jetzt keine Gedanken machen. Sie musterte die anderen Krieger.
Einer fehlte. Natürlich. Urbano!
Es wurde dunkel. Uracha erläuterte noch einmal, wo sie die magischen Sperren angebracht hatte und wie lange diese halten würden. Vermutlich
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