Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Zigarette. "Die habe ich jetzt wirklich gebraucht. Das ist das Problem mit den Wermenschen. Wenn sie ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren können, dann gibt es Mord und Todschlag."
"Die beiden haben sich aber ganz gut im Griff gehabt."
Uracha schüttelte den Kopf. "Nur Iaron. Jeder andere Werwolf wäre nicht so leicht zu bremsen gewesen. Ich frage mich, ob das mit seiner Reise nach China zusammenhängt. Er hat mir erzählt, dass er einige Monate in einem Kloster zusammen mit anderen Werwölfen gelebt hat. Und Enrico? Wenn Jasper nicht so ein mächtiger Schamane wäre, dann hätten sie ihn wohl fesseln müssen, um ihn ruhig zustellen. Zum Glück hat aber Jasper viel Erfahrung. Er weiß, wie er seine Schäfchen behandeln muss."
"Jasper ist Schamane? Und haben sie keinen Stamm?"
Uracha schüttelte den Kopf. Dann tat sie erstmal einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette und qualmte sich genussvoll ein. " Pumas leben einzelgängerisch. Sie haben keinen Stamm. Doch es gibt unter ihnen Schamanen, die sich mehr oder weniger um die anderen Werpumas kümmern. Manchmal sind diese Schamanen weltfremd und feindselig, aber manchmal sind sie auch fürsorglich und besuchen regelmäßig die Reviere ihrer Artgenossen. Und mit Jasper haben wir tatsächlich großes Glück gehabt. In den letzten Jahren ist Enrico häufiger auffällig gewesen. Ohne Jasper wäre er längst von den Menschen gejagt worden und dann hätten die Wölfe oder die Bären ihn töten müssen, damit er nicht entdeckt wird."
"Und alle anderen Wesen wahrscheinlich gleich mit."
Uracha nickte. "Du hast eben sehr bleich ausgesehen. Geht es dir jetzt besser?"
"Danke. Ich komme schon zurecht. Mich hat nur dieser plötzliche Ausbruch von Gewalt fassungslos gemacht."
"Und die Vampire?"
"Ich kann es nicht einschätzen. Aber ich glaube, die erste magische Sperre wird jeden Augenblick fallen. Doch das ist nur ein Gefühl. In Wirklichkeit spüre ich nur das Auf und Ab ihres Zorns und ihrer Begierden und nicht, was sie tun."
Uracha nickte wieder. "Trotzdem sollten wir uns bereitmachen, weiterzuziehen."
Sie stand ächzend auf. Dann blickte sie zu den Indianern hinüber und nickte.
Jasper und Xavier nahmen Enrico zwischen sich und gingen voran. Ihnen folgten die Bären und die anderen Pumas. Ruth stützte die verletzte Polizistin. Weizman begleitete sie, danach folgten Uracha und Geraldine. Hinter ihnen begannen die Werwölfe die Bretter herunterzureißen.
* * *
Der nächste Gang führte sie ein ganzes Stück weiter als der vorhergehende, bis sie wieder eine Tür auftauchte und ein nächster Raum sich öffnete. Die Polizisten und auch Uracha hatten Mühe, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Geraldine nahm den Arm der alten Frau und geleitete sie. Sie selber hatte keinerlei Probleme. Ihr vampirisches Erbe löschte die Dunkelheit komplett aus.
Sie hatten gerade den nächsten Unterschlupf erreicht und Geraldine half Uracha, sich hinzusetzen, als sie hinter sich so etwas wie einen Triumph spürte. "Ich glaube, jetzt ist die erste magische Sperre durchbrochen."
"Wie lange haben sie gebraucht?", wollte Uracha wissen.
Geraldine wiegte den Kopf hin und her. "Es müssen mindestens zwanzig Minuten gewesen sein, sogar länger. Allerdings hat auch das Feuer sie aufgehalten."
"Dann wollen wir hoffen, dass Urbanos Plan besser funktioniert. Denn ansonsten werden wir viel zu früh in die Jagdhütte kommen und uns viel zu lange verteidigen müssen. Eigentlich sollten wir immer noch im Haus sein."
Die Werwölfe kamen durch die Tür. Urbano war nicht mehr bei ihnen.
Iaron, Belch und Thorne setzten sich zu ihr, möglichst weit von Enrico entfernt.
"Urbano wartet jetzt. Wir werden am besten gleich in den nächsten Raum ziehen und diesen hier ebenso präparieren, wie den vorhergehenden. Urbano lässt dann die Erde zwischen den Vampiren und der Sperre zusammenstürzen und greift sie, wenn es geht, aus der Erde heraus an."
"Kann er das denn?", fragte Geraldine.
"Er kann aus dem Boden heraus auftauchen und wieder darin verschwinden. Oder sich einfach ungreifbar machen. Um einen Vampir zu töten, braucht er allerdings seine menschlichere Gestalt. Er wird schon vorsichtig sein."
Das hofft Geraldine auch. Auch wenn ihr letztes Gespräch nicht sonderlich glücklich verlaufen war, merkte sie, dass sie durch ihre Gefühle an Urbano gebunden war. Sie hatte zwar auch Zweifel, ob sie selbst in einer anderen Situation eine so starke Zuneigung zu ihm entwickelt hätte. Vielleicht fühlte sie
Weitere Kostenlose Bücher