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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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und wenn es nur gewesen wäre, um unsere Kenntnisse über sie zu vertiefen. Deine Mutter hat nicht zugestimmt.«
    »Und so hast du den Rat verlassen.«
    »Ich … Ich hatte das Gefühl, nicht mehr der Richtige für die Aufgabe zu sein. Meine Interessen waren anderswo. Deine Mutter und ich sind älter geworden – sind müde und mutlos geworden. Ich war der Meinung, wir sollten die Fackel an die nächste Generation weitergeben, an dich und Adam. Sie war noch nicht bereit dafür.«
    Vielleicht weil sie der Ansicht gewesen war, dass
ich
noch nicht bereit war. »Ich … ich sollte los. Kann ich dich noch mal anrufen? Wenn ich noch Fragen habe?«
    »Sogar wenn du keine hast, hätte ich gern einen Lagebericht, wenn du Zeit hast, und ich bin sicher, Adam würde gern mit dir reden. Ich werde ihn bis auf weiteres abwimmeln, aber ruf ihn doch an, wenn du die Gelegenheit dazu hast.«
    Ich versprach es und verabschiedete mich dann.
    Ich traf Cortez allein am Küchentisch an; er las eine wochenalte Ausgabe des
Boston Globe
.
    »Wo steckt Savannah?«, fragte ich.
    Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie weg. »In ihrem Zimmer, nach der Musik zu urteilen. Du hast mit Robert geredet?«
    Ich nickte. »Er hat alles bestätigt, was du gesagt hast. Es tut mir leid, dass ich dir das Leben so schwer gemacht habe.«
    »Vollkommen verständlich. Wenn ich erwartet hätte, dass dumirtraust, hätte ich dir gleich die Wahrheit gesagt. Du hast jeden Grund, misstrauisch zu sein, sowohl bei Magiern als auch generell bei jedem, der mit Kabalen zu tun hat – ich würde vorschlagen, dass du dir dieses Misstrauen erhältst. In fast jedem Fall dürfte es sehr begründet sein.«
    Ich stand mitten in der Küche und sah mich um, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich suchte.
    »Noch etwas?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich bloß …« Ich zuckte die Achseln. »Nicht ganz auf der Höhe, würde meine Mutter jetzt sagen.«
    Als ich meine Mutter erwähnte, fiel mir ein, was Robert über ihren Widerwillen dagegen gesagt hatte, mir eine größere Rolle im Rat einzuräumen. Sie hatte mir immer das Gefühl gegeben, dass es nichts gab, das ich nicht tun konnte, keine Herausforderung, die meine Kräfte überstieg. War das einfach nur mütterliche Solidarität gewesen?
    Victorias Worte gingen mir durch den Kopf:
der Himmel weiß, freiwillig würde ich dir nicht mal einen Wellensittich anvertrauen

ein Mädchen, das so inkompetent ist, dass ein gewöhnlicher Sorgerechtsstreit bei ihr zu einer ausgewachsenen Hexenjagd wird
.
    »Paige?«
    Ich merkte, dass Cortez mich beobachtete.
    »Es wird schlimmer werden, stimmt’s?«, fragte ich. »Das ist erst der Anfang.«
    »Du hältst dich gut.«
    Mit einem plötzlichen Gefühl des Unbehagens stellte ich den Teebecher in die Mikrowelle. Ich erhitzte den Tee und hielt den Blick währenddessen auf das Gerät gerichtet. Als ich mich wieder umdrehte, zwang ich mir ein Lächeln ab.
    »Ich bin die erbärmlichste Gastgeberin der Welt, stimmt’s? Lasse mir sogar von meinen Gästen den Tee machen. Was kann ich dir anbieten? Kaffee? Irgendwas Alkoholfreies? Bier? Etwas Stärkeres?«
    »Die Versuchung ist groß, aber heute Abend verzichte ich lieber auf alles, was stärker ist als Kaffee. Ich will nicht zu fest schlafen, solange diese Menschenmenge da draußen ist. Du dagegen hast ein paar Gläser verdient – von was es auch immer ist, das du findest.«
    »Wenn du für den Wachdienst nüchtern bleiben willst, tu ich’s auch.« Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, verzog das Gesicht und goss ihn weg. »Ich mache uns beiden Kaffee.«
    Savannah platzte in die Küche, und wir fuhren beide zusammen. »Gut, du hast endlich aufgehört zu telefonieren. Lucas und ich wollten mit dir reden.«
    »Nein, das wollten wir nicht«, sagte Cortez, während er ihr einen scharfen Blick zuwarf. »Morgen, habe ich gesagt. Heute Abend müssen wir uns alle ausruhen.«
    »Morgen? Ich kann nicht bis morgen warten! Die machen mich
jetzt
wahnsinnig.«
    »Wer macht dich wahnsinnig?«, fragte ich.
    »Die!« Sie schwenkte den Arm in Richtung Wohnzimmer. Als ich nicht antwortete, starrte sie Cortez an. »Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, sie will’s nicht wahrhaben.«
    »Sie meint die Menschenmenge draußen«, sagte Cortez. »Es ist nicht so, dass wir sie nicht wahrhaben wollen, Savannah. Wir ignorieren sie, was, wie ich bereits erklärt habe, unter den gegebenen Umständen die beste Vorgehensweise ist. Morgen können wir

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