Nacht der Leidenschaft
es auch.“
Hartley blickte ihn überrascht an und sprach mit vorsichtig gedämpfter Stimme weiter. „Etwas möchte ich wissen, Devlin Ich werde mein Bestes tun, um Amanda glücklich zu machen, und ich werde dem Kind ein ausgezeichneter Vater sein. Vielleicht ist es einfacher, wenn Sie sich heraushalten …“
„Kind“, sagte Jack leise und durchbohrte den anderen Mann mit seinen Blicken. „Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen?“
Hartley war plötzlich sehr still und schien sein ganzes Augenmerk auf einen Punkt auf dem Teppich zu richten. Als er aufblickte, waren seine braunen Augen matt und welk vor Enttäuschung. „Sie wissen es nicht? Amanda versicherte mir, sie hätte es Ihnen heute Morgen gesagt.“
„Mir was gesagt? Dass sie …“ Jack brach völlig verwirrt ab und fragte sich, was Hartley in Gottes Namen damit gemeint hatte. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ein Kind … ein Kind.
Großer Gott.
Die Nachricht explodierte in seinem Hirn, setzte jede Zelle und jeden Nerv unter Feuer. „Mein Gott“, flüsterte er.
„Sie ist schwanger? Ja? Mit meinem Kind. Und sie hätte Sie geheiratet, ohne es mir zu sagen.“
Hartleys Schweigen war Antwort genug.
Zuerst war Jack zu erschüttert, um etwas zu empfinden. Dann flammte die Wut auf. Sein Gesicht färbte sich dunkel.
„Anscheinend brachte es Amanda nicht über sich, mit Ihnen darüber zu reden.“ Hartleys ruhige Stimme drang durch das wütende Summen in seinem Kopf.
„Verdammt noch mal, das wird sie müssen!“, stieß Jack her-vor. „Es ist besser, Sie warten noch mit der Bekanntgabe Ihrer Verlobung, Hartley.“
„Ja, vielleicht ist es das Beste“, hörte er Hartley sagen.
„Sagen Sie mir, wo sie ist.“
Hartley kam seiner Bitte nach. Mit raschen Schritten steuerte Jack auf die Balkontüren zu, während ihm unwillkommene Erinnerungen durch den Kopf jagten. Er gedachte der vielen hilflosen Jungen, die in einer gnadenlosen Welt ums Überleben kämpften. Er hatte versucht, sie zu schützen, ja, er trug die Zeichen davon auf seinem eigenen Körper. Seitdem wollte er nur noch für sich selbst verantwortlich sein. Er lebte sein Leben zu seinen eigenen Bedingungen. Für einen Mann, der keine Familie haben wollte, war es einfach, einer festen Bindung aus dem Weg zu gehen.
Bis jetzt.
Dass Amanda versucht hatte, ihn so einfach aus dem Geschehen herauszuschneiden, machte ihn rasend. Sie wusste sehr wohl, dass er das Risiko einer Ehe nicht eingehen wollte. Vielleicht sollte er ihr danken, ihn jeglicher Verantwortung entbunden zu haben. Aber Dankbarkeit war das Letzte, was er empfand. Er war von Zorn erfüllt und von dem primitiven Bedürfnis, sie für immer und ewig zu besitzen.
Kapitel 14
Ein kleines Lüftchen wehte durch die Blätter und brachte den Duft von Lavendelblüten und frisch aufgeworfener Erde mit. Amanda ging zu einer Ecke des Balkons, in der sie vor den Blicken der Gäste verborgen war. Sie wollte sich gegen die Hauswand lehnen, aber die raue Oberfläche der Backsteinmauer piekte an den nackten Schultern.
Für diesen Abend hatte sie ein himmelblaues Kleid aus zarter Seide mit tief ausgeschnittenem Rückenteil gewählt Duftige Tüllbänder kreuzten sich zu einem X über dem Mieden Die langen Armel des Kleides waren aus einem durchsichtigen Material gefertigt und ließen ihre helle Haut durchschimmern; dazu trug sie weiße Handschuhe.
Amanda liebte dieses Kleid und seine verführerische Eleganz. Außerdem gab ihr das luftige, hauchdünne Gebilde das Gefühl, schwerelos zu sein.
Die Sprossentüren öffneten und schlossen sich. Amanda blickte zur Seite. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und waren nun von dem hellen Licht geblendet. „Schon zurück, Charles? Dann hat sich die Schlange an der Punschschale aber schnell verkürzt.“
Es kam keine Antwort. Schnell fand Amanda heraus, dass die dunkle Silhouette vor ihr nicht Charles Hartley sein konnte. Der Mann, der auf sie zukam, war groß und breitschultrig. Er bewegte sich mit einer geschmeidigen Anmut, die nur zu Jack Devlin passte.
Ein nachtdunkler Strudel schien sie in seinen Sog zu ziehen. Sie schwankte und drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Jacks Bewegungen versetzten sie in Alarmbereitschaft. Ihr war, als wollte er wie ein Tiger zum Sprung auf seine Beute ansetzen. „Was wollen Sie?“, fragte sie misstrauisch. „Ich warne Sie, Mr. Hartley wird gleich hier sein, und …“
„Hallo, Amanda.“ Die Stimme war seidenweich, aber drohend.
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